Rainer Nikowitz: Coaching

Am 1. Mai nahm Michael Häupl Abschied von "seinem" Rathausplatz. Natürlich nicht ohne vorher seinem Nachfolger freundlich unter die Arme gegriffen zu haben.

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Ludwig: Pfah. I bin jetzt echt a bissl nervös. Häupl: Mhm. Des versteh i guat. Ludwig: Du? Willst du damit sagen, du bist a nervös? Häupl: Na. I wü damit sagen: An deiner Stell warat i a nervös. Aber hallo!

Ludwig: Na super. Du bist ma echt a wahnsinnige Hilf. Häupl: Des warst du als Stadtrat für mi a immer. Ludwig: I hab mir diesbezüglich nix vorzuwerfen. Mag sein, dass wir mitunter verschiedener Meinung waren. Aber i hab immer getan, was ich konnte! Häupl: Und des is bei Gott wenig genug!

Ludwig: Wie kannst du so was nur sagen? Häupl: Du hast recht. Des geht gar net. Ludwig: Na wenigstens siechst es ein. Häupl: Lass es mi also anders formulieren: Und des is bei Victor Adler wenig genug! Ludwig: Du bist net witzig!

Häupl: Ansichtssache. Schau ma halt amoi, über wen de 100.000 da draußen mehr lachen. Ludwig: 100.000?! Häupl: De Zahl ist von der Brauner Renate. Aber sie war bei ihre Defizitschätzungen a immer so nobel zurückhaltend. Es könnten also a 120 sein.

Ludwig: I glaub, mir wird schlecht … Häupl: Jetzt waaßt, wie’s mir nach unserm letzten Parteitag gangen is. Ludwig: Könnt ma net endlich des Kriegsbeil begraben? I weiß, es muss schwer für di sein, zu akzeptieren, dass dir die Partei am Schluss nimmer gfolgt is. Aber, ehrlich jetzt: Is des wirklich mei Schuld? Häupl: Wart amoi, lass mi kurz nachdenken … Ja!

Ludwig: Du könntest vielleicht a amoi einsehen, dass du und dei ganzes „Team Haltung“ einfach falsch glegen san. Dass unsere Leut in Wirklichkeit nie a Koalition mit de Grünen wollen ham. Dass „links“ und „rechts“ heutzutag kane Begriffe mehr san, mit denen ma … Häupl: Irgendwie hab i des Gfühl, dass mir bei jedem Wort von dir 10.000 Gehirnzellen absterben. Ludwig: Ja, scho klar. Des willst alles net hören. Aber trotzdem samma immer no a Partei. Häupl: I für meinen Teil hätt ma eher gedacht, dass i jetzt wieder des werd, was i vorm Kreisky war. War a klasse Zeit.

Ludwig: Biologe? Häupl: Außerparlamentarische Opposition. Ludwig: Aber du kannst do a net wollen, dass i de nächste Wahl verlier und dann der Strache Buagamaster is. Wem warat damit gedient? Häupl: Meinem Rachedurst durchaus. Aber abgsehen davon hast du scho recht: Natürlich hätt i lieber a eitrige Angina als Kehlkopfkrebs.

Ludwig: I bin a eitrige Angina? Häupl: Nur verglichen mit dem Strache. Wennst so allanich vor mir stehst, dann tät i eher zu Lepra oder was tendieren. Ludwig: Wennst a Bursch bist, dann hilfst mir trotzdem. Solidarität und so. Des is do a sozialdemokratischer Grundwert oder net? Häupl: Woher willst du des wissen? Ludwig: Michl! Bitte!

Häupl: Also guat. Helfen … bei was’n? Ludwig: I würd de Leut da draußen gern begeistern! Und du waaßt, wie des geht. Häupl: Ja. Da hätt i scho an Tipp für di. Ludwig: Wirklich? Und tätst ma’n a verraten? Häupl:Na guat. Also: Wenn du de Leut da draußen begeistern willst … Ludwig: Ja? Häupl: … dann bleib herinnen.

Ludwig: I gib’s auf. Häupl: Echt? Dann ruaf i glei den Schieder Andi an und wir reden nimmer drüber! Ludwig: Na! I gib’s auf mit dir, hab i gmaant. Häupl: Du musst jovial sein. Leutselig. Ludwig: Des krieg i hin. Häupl: Aber dabei net anbiedernd. Ludwig: Schaff i a.

Häupl: Da warat i ma jetzt scho wieder net so si… Na, wurscht jetzt. Und guat is a, wenn du glei mit ana Pointe anfangst. Des bricht des Eis. Irgenda hübscher Oneliner. Ludwig: A Oneliner … Was is des? Häupl: Wie mit an Blinden über de Farb, heast … A kurzer Witz! Ludwig: Ah, ja. Klar. Da waaß i sogar an! Willst eam hören? Häupl: Na ja, eigentlich ne… Ludwig: Sagt der Arzt zum Patienten: „Sie sind stark übergewichtig.“ Sagt der Patient: „Da hätt ich gern eine zweite Meinung.“ Sagt der Arzt: „Na gut: Hässlich sind Sie auch.“

Häupl: Huh. Ludwig: Net guat? Häupl: Doch, doch. Aber … wie passt da der in dei Rede? Oder willst damit am End irgendwie Selbstironie beweisen? Des kummt nämlich a immer guat. Ludwig: Selbstironie beweisen? Inwiefern?

Häupl: Ah, vergiss es wieder. Hast vielleicht no an andern auf Lager? Ludwig: Na. I merk mir Witz leider so schlecht. Häupl: Dann solltest aber unbedingt an Spickzettel mitham, wenn du was über dei Programm sagen willst!

Ludwig: Mist! I ana Minuten muaß i scho auße! Was mach i denn jetzt nur? Häupl:Waaßt was? Geh da auße und sei afoch du selber. Ludwig: Ehrlich? Und du maanst, des reicht? Häupl: Na. Aber was wü ma tuan?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort