Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Das achte Gebot

Das achte Gebot

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Er ist ja eigentlich eh ganz glimpflich davongekommen. Denn nachdem Andreas Treichl der Satz mit den blöden und feigen Politikern entschlüpft war, hätte die Regierung ja auch auf ein Interview mit Armin Wolf in der „ZiB 2“ drängen können – und zwar diesmal mit Treichl in Planking-Bauchlage. Auch eine Konfrontation am „Runden Tisch“ mit der Treichl in Hexametern für ganz Arme eindrucksvoll in die Schranken weisenden ÖVP-Leuchte Wolfgang Großruck war sicherlich schon angedacht.

Nachdem sich Treichl aber bald für seinen „rüden Satz“ entschuldigte – allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ihm 60 Prozent der Österreicher in einer Umfrage Recht gaben, wobei aber unerwähnt blieb, dass vermutlich 98 Prozent dieser 60 mit Basel III eine Reserve-Reserve-Fußballmannschaft, den dritten Teil einer besonders faden „Universum“-Serie oder sonst irgendetwas, in dem das Wort „Eigenkapitalvorschriften“ eher nicht vorkommt, ver¬binden –, blieb die Reaktion von Josef Ostermayer, Werner Faymanns Mann für eh alles, noch der härteste Gegenschlag.

Der Staatssekretär wies sinngemäß zart darauf hin, dass er und seine Politikerkollegen doch Treichl gerade eben ihr sauer Erspartes geborgt und deshalb ein Recht hätten, von einem „raffgierigen“ Banker angemessen adoriert zu werden.

Wäre Treichl nicht vor seiner eigenen Wortwahl erschrocken zurückgezuckt und hätte Ostermayer daraufhin wieder eine schöne Antwort zukommen lassen – etwa: „Dieser Sekretär soll lieber seinem Chef vor dem Essen die Buchstabensuppe ordnen, damit dem nicht auch noch die Kost zu schwer wird“ –, wäre der neue Trend „Wir halten uns jetzt einmal volle Wäsche an das achte Gebot“ vielleicht noch voll im Laufen. Mit zwar unabsehbaren, aber allemal unterhaltsamen Folgen.
Denn es erscheint nicht völlig undenkbar, dass sich dann Günther Kräuter daran erinnert hätte, dass es ihn auch noch gibt, und repliziert hätte: „Der Treichl mit seiner geerbten Bank soll lieber ganz sein Zuckergoscherl halten – sonst fliegt ihm am Ende noch eine gebratene Taube hinein. Am gescheitesten wäre überhaupt, er gibt das Bankgeschäft auf und macht statt seiner aufgetakelten Alten den Opernball. Als Grüß-August kann man Leute wie ihn immer brauchen!“

Klar, dass dann Lotte Tobisch eingegriffen hätte, um ihre Nach-Nachfolgerin zu verteidigen: „Ich kenne diesen Herrn genauso wenig wie er die Oper von innen. Aber ich brauche ja auch nicht jeden primitiven Provinzler kennen.“

Dann wäre wiederum Laura Rudas gefordert gewesen, die Dinge zurechtzurücken: „Das ist der Aufstand einer verkommenen Bourgeoisie, in deren sozialpornografischen Nassträumen Turbokapitalismus, 16-Stunden-Tag und Kinderarbeit die Hauptrolle spielen, gegen die Politik der sozialen Gerechtigkeit der SPÖ. Wir werden aber nicht zulassen, dass diese entmenschten Verursacher der Krise, diese Zecken, diese Filzläuse, ungeschoren davonkommen. No pasaran!“

Seniorenbund-Chef Andreas Khol würde dann Rudas zwar konzedieren, dass sie wunderschön sei – aber halt leider eine Marxistin. Und außerdem rede man nicht so mit einer doch schon etwas älteren Dame, auch nicht, wenn man von Beruf eine dummdreiste Rotzpippn sei.

Dies wiederum würde Wolfgang Fellner in einem privaten Gespräch Niki Lauda erzählen, der dann sagte: „Mir is wurscht, wie dummdreist die Rudas ist – solang sie net im Fernsehen mit einer Frau tanzt.“
Neben dem aus diesem Satz entstandenen einseitigen Interview in seiner viel verschenkten Zeitung (Exklusiv!! Lauda über Laura: „Deppert – und auch noch lesbisch!!!“) würde Fellner einen markerschütternden Kommentar ins Blatt rücken, und zwar mit der Grundaussage: „Ich habe zwar wie immer nichts zu sagen, das sich schon einmal in der Nähe eines Gedankens aufgehalten hat – aber das nützt zweifellos der SPÖ. Weil, sind wir uns ehrlich: Alle anderen sind einfach Arsch!“

Peter Pilz würde darauf launig antworten, mit Wolfgang Fellner über Politik zu diskutieren sei genauso sinnvoll wie mit Didi Constantini über Fußball – da könnte man gleich in ein Plastiksackerl reden. Constantini würde daraufhin erklären, dass Pilz unter ihm nie wieder in der Nationalmannschaft spielen wird – also sicherlich die nächsten zwei, drei Wochen – und sowieso nur ein eitler Pimpf mit Prostataproblemen sei. Eva Glawischnig würde daraufhin einwenden, dass Prostataprobleme bei den Grünen als Qualifikation nicht ausreichten, aber dass es wohl zu viel verlangt sei, dass von Natur aus einfach gestrickte Fußballer so was verstünden. Daraufhin würde der mit ihr verheiratete Ex-Fußballer Volker Piesczek beleidigt darauf hinweisen, dass Fußball keineswegs ein hirnloser Proletensport sei, wo doch sogar die bürgerliche Erste Bank jetzt Rapid sponsere – und er würde außerdem tief beleidigt mit Desirée Treichl-Stürgkh durchbrennen.

Und dann, dann müsste Andreas Treichl wohl wieder einmal eine Pressekonferenz geben.

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort