Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Der zweite Mann

Der zweite Mann

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profil: Frau Innenminister, stimmt es eigentlich, was man sich über Ihre Vorgängerin Maria Fekter erzählt?
Mikl-Leitner: Was denn?

profil: Dass Sie im Vergleich zu Ihnen quasi eine patzweiche Liberale ist?
Mikl-Leitner: Also, das lasse ich jetzt ­sicher nicht zu, dass Sie mir da die ­Maria Fekter besudeln.

profil: Das war nicht meine Absicht.
Mikl-Leitner: Nicht Ihre Absicht? Haben Sie jetzt „liberal“ zu ihr gesagt oder nicht? Ich meine, wir Politiker sind schließlich auch kein Freiwild.

profil: Aber es ist doch um Himmels willen nicht verboten, jemanden „liberal“ zu nennen.
Mikl-Leitner: Noch nicht. Aber jetzt, wo ich die ungeheure Dimension erkannt habe … (spricht in ihr Diktafon) Aktennotiz: Neuen Straftatbestand schaffen – „ÖVP-Politiker liberal nennen“.

profil: Außerdem war es ein Scherz.
Mikl-Leitner: (spricht in ihr Diktafon) „ÖVP-Politiker liberal nennen – und sei es im Scherz.“

profil: Was hielten Sie denn von dem Straftatbestand „Dubiose Beraterverträge freihändig an Agenturen von Ex-Funktionären vergeben“?
Mikl-Leitner: Bei dieser Auftragsvergabe ist alles völlig korrekt abgelaufen.

profil: Und dass dabei der ehemalige Kabinettschef von Ernst Strasser zum Zug gekommen ist, der nebenbei auch noch Wahlkampagnen für die ÖVP gemacht hat, das ist halt wieder einmal so ein ganz blöder Zufall, wie er öfter einmal passiert.
Mikl-Leitner: Tja. Da fällt mir jetzt ein kluger Spruch ein, den ich früher gern in die Stammbücher von meinen Freundinnen geschrieben hab. Also …, in das eine Stammbuch.

profil: „Ehrlich währt am längsten“?
Mikl-Leitner: Geh, bitte! „Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“

profil: Oh. Auch sehr schön. Und tatsächlich sehr passend.
Mikl-Leitner: Ich bin ja wohl bekannt dafür, immer die richtigen Worte zu finden.

profil: Offenbar sieht das Ihre Partei ganz genauso und lässt Sie in letzter Zeit dauernd ausrücken. Egal, ob Wehrpflicht, Asyl, Beraterverträge oder Drogen-Haartests – Johanna Mikl-Leitner auf allen Kanälen.
Mikl-Leitner: Nun ja, was soll ich sagen. Es zahlt sich eben aus, wenn man sachpolitisch sehr firm ist.

profil: Wobei ja Ihre Sachpolitik einigermaßen umstritten ist. Mancherorts findet man, dass die ÖVP mit der Wehrpflicht und jetzt den Drogentests quasi einen Feldzug gegen die Jugend führt.
Mikl-Leitner: Wenn ich mir die Mitgliederzahlen von der Jungen ÖVP so anschaue, dann führt die Jugend eher einen Feldzug gegen uns. Da brauchen sich die jungen Damen und Herren dann aber auch nicht wundern, wenn wir uns wehren.

profil: Die sollten schon auch einmal ein bissl brav sein, oder?
Mikl-Leitner: Ich mein, ich war ja auch einmal jung. Aber wenn man sich ein bissl zusammenreißt, dann geht das ganz schnell vorbei.

profil: Experten vermuten ja, Sie möchten mit Ihrer Haar-Idee nur mehr Anzeigen wegen Cannabiskonsums zusammenbringen und damit die Drogenstatistik der Polizei aufbessern.
Mikl-Leitner: Ich sollte Steuergeld für so etwas Populistisches und völlig Sinnloses verpulvern? Ich? Das glaubt Ihnen aber niemand. Ich will mich schützend vor unsere unschuldigen jungen Menschen werfen und ihnen ermöglichen, wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu werden.

profil: Also der Jungen ÖVP.
Mikl-Leitner: Nun, der Idealzustand wird möglicherweise nicht gleich bei jedem zu erreichen sein. Sie wissen ja, wie Kinder sind.

profil: Die meisten anderen Länder gehen aber gerade bei Cannabis eher den Weg einer sanften Liberalisierung.
Mikl-Leitner: Schon wieder dieses schiache Wort! Haben Sie denn überhaupt keinen Genierer?

profil: Und Barack Obama und Bill Clinton haben auch gekifft.
Mikl-Leitner: Ja, sehr traurig. Wer weiß, was aus den beiden alles werden hätte können, wenn ich sie rechtzeitig in die Finger bekommen hätte.

profil: Kann es sein, dass Sie „Law and Order“ vor allem dann ganz großartig finden, wenn es nicht die ÖVP betrifft?
Mikl-Leitner: Na ja … Im Vergleich zur FPÖ sind wir diesbezüglich eh noch ziemliche Waserln.

profil: Gutes Stichwort: Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eine schwarz-blaue Koalition nach der nächsten Wahl bevorzugen würden?
Mikl-Leitner: Und wenn es so wäre: Dürfte ich es dann laut sagen?

profil: Sie sind doch bekannt dafür, immer die richtigen Worte zu finden.
Mikl-Leitner: Dann sag ich so: Dafür bräuchte man cojones, Sie verstehen?

profil: Durchaus.
Mikl-Leitner: Und ganz im Vertrauen: Die Maria Fekter hat ja einmal behauptet, sie sei der einzige Mann in der Regierung.

profil: Ja?
Mikl-Leitner: Stimmt gar nicht.

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort