Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Die Wahrsagerin

Die Wahrsagerin

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profil: Frau Finanzminister, wenn Sie sich selbst als „einziger Mann in der Regierung“ bezeichnen – was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?
Fekter: Na was scho? Schaun Sa se de ganzen Warmduscher und Lulus amoi genau an. Glauben Se dann net a ung­schaut, dass i da den Längsten hab?

profil: Das möchte ich nicht einmal von vornherein in Abrede stellen. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang aber das Wort „ungeschaut“.
Fekter: No, es könnt Ihna oba Schlimmeres passieren, ois dass i mi ausdirndl, des kann i Ihna scho sagen. Do tät si so mancher alle zehne abschlecken.

profil: Sie haben diese Woche schon wieder europäische Schlagzeilen gemacht. Ihr Sinnieren über eine möglicherweise notwendige Finanzhilfe für Italien hat eine wütende Reaktion von Premier Mario Monti hervorgerufen.
Fekter: De Wahrheit wird ma ja wohl no sagen derfen. Und dass de Katzelmacher wahrscheinlich bald valat san, is ja jetzt net wirklich a Neuigkeit.

profil: Nein. Und ich finde das ja ehrlich gesagt bis zu einem gewissen Grad durchaus erfrischend, wenn Tacheles geredet wird. Aber sehen Sie nicht die Gefahr, dass nach solchen Aussagen die ohnehin schon nervösen Märkte Italien noch mehr Zinsen aufbürden?
Fekter: Also, wenn de Märkte jetzt scho de Nerven weghauen, weil de klane Mitzi aus Attnang-Puchheim was sagt, dann is eh scho alles wurscht. Dann kömma uns alle miteinander sowieso einmargerieren.

profil: Nun gut. Wenn wir schon bei der ungeschminkten Wahrheit sind: Ist der Euro aus Ihrer Sicht noch zu retten?
Fekter: Was waaß i? Und außerdem: Wie wann des net vollkommen wurscht warat.

profil: Was meinen Sie damit?
Fekter: Ob jetzt die Griechen drinbleiben oder net oder de Spanier oder de Itaka – es kost so oder so alles a Lawine. Und ob ma von dera Lawine jetzn drei oder vier Meter hoch verschüttet werden, is mir dann eigentlich a scho blunzen.

profil: Das ist ein doch etwas ernüchternder Befund. Was gedenkt denn die Regierung dagegen zu unternehmen?
Fekter: Ha! Der war super!

profil: Finden Sie?
Fekter: Der Faymann und was unternehmen? San Se scho länger in Österreich, oder is Ihr Raumschiff grad erst gelandet? Bei dem is ja scho Zechennägelschneiden a Anfall von Hyperaktivität.

profil: Na dann sollte halt der Parteichef der Wirtschaftspartei ÖVP die Initiative übernehmen.
Fekter: Solang der Parteichef net den richtigen Namen hat, wird des net passieren.

profil: Und welcher wäre denn der richtige Name?
Fekter: Amoi derfen S’ raten.

profil: Na ja. Ein bisschen Zeit ist ja noch bis zu den Wahlen. Den Erwin Pröll müssten Sie halt noch von sich überzeugen.
Fekter: Des hab i scho probiert. Oba de feige Assel hat a
Kastl vor de Schlafzimmertür gschoben, und dann war sie nimmer zum Aufbringen.

profil: Und falls es Ihnen doch noch gelingen sollte, womit dürfen wir dann rechnen? Schwarz-Blau?
Fekter: Na ja … Schwarz-Rot wird se nimmer ausgehen. Und kennan Sa se mi vorstellen, wie i mit der Glawischnig auf an Fairtrade-Kaffee geh?

profil: Schwierig. Dann schon eher mit dem Strache zu ­einer ausgelassenen Massenabschiebung oder so.
Fekter: Ja, stimmt. Manchmal fehlt ma mei früherer Job eh recht stark.

profil: Aber kommen wir trotzdem noch einmal zurück zu Ihrem jetzigen: Was tun Sie denn persönlich, um sich gegen mögliche Krisenszenarien zu wappnen? Wo investiert denn eine Fachfrau ihr Geld?
Fekter: Fachfrau … San Se der Robert de Niro, weil S’ amoi im Schultheater mitgspielt ham?

profil: Nein.
Fekter: Dann lassen S’ den Bledsinn mit der Fachfrau. Verarschen kann i mi selber.

profil: Also gut. Aber trotzdem: Wo liegt denn Ihr Geld?
Fekter: Zwischen de Gladiolen und de Taglilien. Aber jetzt, wo i Ihna des verraten hab, muss i’s natürlich woanders vergraben.

profil: Das heißt also, Sie haben Ihren persönlichen Bank-Run schon absolviert?
Fekter: Aber without von delay! Gar nix soll i davon ham, dass i an der Quelle sitz? Des warat ja no scheena.

profil: Und wozu raten Sie denn den Bürgern in der momentanen Situation?
Fekter: Zu Haltbarmilch, Konservendosen und einer Schrotflinte.

profil: Einer Schrotflinte?
Fekter: Klar. Mit der schießt net amoi der größte Depp daneben. Und man muss scho bedenken, dass ma ja nervös sein wird und net so a ruhige Hand hat, wenn ma auf amoi den Nachbarn bei de Radieschen derwischt.

profil: Herr Fekter, ich danke für das Gespräch.
Fekter: Gern. Aber, wenn ma scho so gmiatlich zsammsitzen: Wollen S’ net vielleicht no wissen, wie grauslich des mit dem Klimawandel wirklich werden wird?

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort