Rainer Nikowitz: 3, 2, 1 …

Auch wenn es offiziell noch dementiert wird: Wir befinden uns im Wahlkampf. Und zwar nicht nur in dem für die Bundespräsidentschaft.

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Pröll: Wääh! Jetzt hab i mi vielleicht gschreckt! Da draußen am Gang war grad so a Gruselclown! Kurz: Dabei hab i dem Amon extra no gsagt, er soll in sein Zimmer bleiben. Aber guat, fang ma an: Ich begrüße uns zur Strategiesitzung „Wahlsieg 4.0“!

Pröll: Wart amoi! Wo san die andern? Kurz: Welche andern?

Pröll: No, die andern aus der Partei, die dazu was zum Sagen ham. Kurz: Welche andern?

Pröll: Bua, du gfallst ma! Kurz: Danke. I mir eigentlich a. Also, der Wahlsieg 4.0 …

Pröll: Wart amoi! Was heißt des? Des mit dem 4.0? Kurz: Des is so a Begriff, der mit Digitalisierung und so zu tun hat. Zerscht war 1.0, dann 2.0 und dann mit den Weiterentwicklungen und so …

Pröll: Aha. Und wann warat dann zum Beispiel unser Wahlsieg 3.0 gwesen? Kurz: Des is eigentlich völlig wurscht. Hauptsach es klingt cool. Die ÖVP muaß dringend wieder cool werden. Weil wir vor allem „Succeeder“ und „Aspirer“ dazu bringen müssen, dass sie uns wählen. Sagt unser neue Werbeagentur.

Pröll: Mei Englisch is jetzt net so ding, aber heißt „Beamte“ und „Bauern“ net was anders? Kurz: Wir beschreiten neue Wege. Drum auch die ganze „Mutmacher“-Gschicht und die Rede vom Mitterlehner.

Pröll: Von wem? Kurz: Vom Mitterlehner!

Pröll: Von wem? Kurz: Ah! Running Gag!

Pröll: Da waaß i jetzt zwar a net, wer de san, oba wenn du sie dazu kriegst, dass sie uns wählen, soll’s ma recht sein. Kurz: Äh … ja. Wie hast denn die Rede eigentlich gfunden?

Pröll: Sie hat mi net gfunden. Weil, wennst so lang in der Politik bist wie i, dann hast für Notfälle vor allem eins glernt: mit offene Augen schlafen. Kurz: Werden de da net trocken?

Pröll: Drum hab i bei der Auswahl meiner engsten Mitarbeiter immer zuvorderst drauf geachtet, dass sie a feuchte Aussprach ham. Kurz: Okay … Jedenfalls, der Wahlsieg 4.0 …

Pröll: Jo, eh. Kurzfassung: Wir ärgern de Sozen einfach weiter bis aufs Blut, richtig? Kurz: Im Wesentlichen, ja. Mit der Mindestsicherung haut des ja wieder super hin. Jetzt knickt sogar scho die Wehsely ein.

Pröll: Kannst net schauen, dass du mit der wieder amoi ins Fernsehen kummst? Des wären glei wieder drei Prozent. Kurz: I nahmert die Frauenberger a.

* * *

Häupl: Oida! Kern: Als Sozialdemokrat neueren Maßschnitts versteh i ja durchaus, dass „Freundschaft“ nimmer geht. Oba „Oida“?

Häupl: Hast de neue Umfrage für Wien gsehn? 40 Prozent für die Blauen! Oida! Kern: Dabei war des no vor der letzten Integrationsstudie. De hamma no dringend braucht.

Häupl: I wart ja nur drauf, dass si da der Kurz wieder wichtigmacht und dann am End irgendwie mit der Frauenberger ins Fernsehen kummt. Kern: Oida!

Häupl: I siech, beim Befund samma uns einig. Oba wos tamma? Kern: Profil schärfen.

Häupl: Heast! Wann mei Profü no schärfer wird, kannst mit mir Gurken hobeln! Kern: I mein ja net deins als Person. Des von der Partei. Und ansonsten wart ma halt inbrünstig drauf, dass der 4. Dezember endlich vorbei is. So lang i halt no als neuer Besen durchgeh.

Häupl: Maschinensteuer, mehr öffentliche Investitionen, Umverteilung … alles schee und guat, aber wir brauchen dringend was, was in der „Krone“ so richtig pfeift. Kern: Die hab i doch eh scho bedient. Jetzt warat ma immerhin fast gegen CETA gwesen.

Häupl: Und wenn die Wallonen, de Falotten, früher de Pappn aufgmacht hätten, dann warat ma aus der Gschicht vielleicht sogar no fast guat aussekumman. Kern: Und bei der Mindestsicherung …

Häupl: Ja. Bei der Mindestsicherung … Kern: Okay. Wie schaff ma’s, dass der „Krone“ unser Position zur Mindestsicherung net auffallt?

Häupl: CETA ist Silber, Inserat ist Gold. Kern: Des hat uns ja bis jetzt a scho unheimlich vü bracht. Wir zahlen von links – und de schreiben nach rechts.

Häupl: Was soll ma dann machen? Den Doskozil und den Niessl in die erste Reih stellen? Und daneben den Ludwig? Kern: Dann rennen uns die linken Intellektuellen a no davon.

Häupl: Ja. Wahrscheinlich sogar alle viere auf amoi. Wobei: Net, dass ma uns des leisten könnten. Kern: Beruhigend is zumindest, dass i wenigstens bei der Kanzlerfrage ganz klar vor dem Strache bin.

Häupl: Oba a nur, solang der klane Kurz no in der Gehschule bleibt. Kern: Hast gsehn, des neue Wahlkampf-Strategiepapierl von denen? „Succeeder“ und „Aspirer“ wollen’s jetzt ansprechen. So was Affiges.

Häupl: Brauch ma do eigentlich a Gegenstrategie? Kern: I tät sagen, wir ärgern sie einfach bis aufs Blut. Häupl: Super Plan!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort