Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Fanpost

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Verehrter Herr Minister!
Ich wende mich mit diesem verzweifelten Hilferuf an Sie, weil Sie meine letzte Hoffnung sind. Kein Arzt und kein Medikament konnten mich bislang von meinem schweren Leiden befreien. Aber wenn Sie mir, angebetete Lichtgestalt, nur einmal Ihre gesegnete Hand auf meinen kranken Körperteil legen könnten – dann wird alles gut. Das weiß ich so sicher, wie Barack Obama ein Alien vom Saturn ist, der hier die ­außerirdische Machtübernahme vorbereiten soll, und wie mein Sachwalter ein Verhältnis mit meiner verstorbenen Großmutter, der alten Hexe, hat. Ich flehe Sie an: Lassen Sie mich nicht im Stich!
Ernestine Gassner
Wien
PS: Ich gelobe hiemit übrigens feierlich, mich sofort für Ihre Seligsprechung einzusetzen, sowie meine grauslichen, wild wuchernden und widerlich nässenden Hämorrhoiden weg sind!

Caro mio!
Als weltweit agierender Konzern (Sie können gern im Internet recherchieren, was wir wo so machen) sind wir seit Langem auf der Suche nach einem Werbetestimonial, das unsere Zielsetzungen perfekt verkörpert. Nun sind wir fündig geworden – und zwar bei Ihnen. Wir sind von Ihren Talenten ausgesprochen beeindruckt und dementsprechend sehr interessiert, Sie ­unter Vertrag zu nehmen, am besten langfristig. Außerdem wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns bei ­Gelegenheit Ihre hochinteressante Stiftungskonstruktion in Liechtenstein näher erklären könnten.
Don Nittigritti
Napoli

Lieber Freund,
es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit Wehmut, aber auch unbändigem Stolz an unsere schöne gemeinsame Zeit zurückdenke. Was wir alles geleistet haben! Und zwar nicht zuletzt uns! Wenn es uns nicht gäbe, müsste man uns echt noch erfinden. Jedenfalls schreibe ich dir, um dir auf diesem Weg nochmals zu versichern, dass nichts und niemand meine eherne Loyalität zu dir und deinen Leistungen untergraben kann. Außer vielleicht ein Eurofighter-Untersuchungsausschuss, der den Namen auch verdient. Halt die Ohren steif!
Dein Wolfi

Sehr geehrter Herr Grasser!
Ich freue mich, Ihnen namens des Nobelpreiskomitees mitteilen zu dürfen, dass Sie nach Ihrer ebenso logischen wie überfälligen Nominierung für den Wirtschaftsnobelpreis – den Sie, wenn Sie mir diese persönliche Anmerkung erlauben, schon jetzt absolut sicher in der Tasche haben – nunmehr auch für den Friedens- und den Literaturnobelpreis vorgeschlagen wurden. Natürlich verstehen es auch andere hervorragende Persönlichkeiten unserer Zeit, ­anderen die Hände zu reichen – bei Ihnen imponiert aber zusätzlich die blitzschnelle gegenseitige Waschung derselben. Und was die Literatur betrifft: Diese erstaunlichen Protokolle, die Sie federführend mitproduziert haben, bilden die entsetzliche Verkommenheit der postkulturellen Beliebigkeitsgesellschaft auf dermaßen erschreckend plastische Weise ab, dass der Jelinek’sche Weltekel dagegen zur Kinderjause verkommt.
Olaf Smörrebröd
Stockholm

Hey KHG,
ich fahr jetzt voll nicht mehr auf den Justin Bieber ab, seit ich dir im Fernsehen gefernseht habe. Du schaust urlieb aus, und wenn du bei die nächsten Helden von morgen mitsingst, schick ich voll viele SMS für dich. Und der Patrick darf mir nicht mehr im Bus die Hand in die Jean stecken, weil ich jetzt mit dir gehen will. Nur deine Frau müssen wir noch los­werden, die ist ja bitte voll gestört. Kannst du sie nicht einfach in ein ­Altersheim geben?
Kisses
Chantal

Blutwurst an Strapsgürtel!
Das Rotkehlchen tanzt Tango. Die Spiegeleier liegen am Korallenriff. Der Schnee ist türkis und singt Mozart. Übermorgen ist Mango, aber nur bis mittags um acht.
M. Eischi
PS: Ich verwende übrigens ein Pseudonym, weil vielleicht wird dieser Brief auch abgehört!

Lieber Karl-Heinz,
verzeih mir, dass ich diese vertraute Anrede verwende, obwohl du nicht einmal weißt, wo ich wohne. Ich habe lange überlegt, ob ich dir nach all den Jahren des Schweigens schreiben soll, auch, weil ich mir nicht sicher bin, ob es dir nicht zum Nachteil gereicht, wenn die wichtige Information, die ich dir gleich geben werde, publik werden sollte. Schließlich ist eine ähnliche Angelegenheit bedauerlicherweise schon vor 2000 Jahren einmal schlecht ausgegangen, wiewohl ich dir versichern kann, dass die Öffentlichkeit damals einem Scharlatan aufgesessen ist. Denn die Sache ist die: Ja, ich habe tatsächlich einen Sohn. Und nein, dieser Jesus ist es nicht.
In Liebe
Papa

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort