Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Fragen Sie Frau Erna!

Fragen Sie Frau Erna!

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Sehr geehrte Frau Erna!

Ich habe mir das Schundblatt, bei dem Sie arbeiten, jetzt einmal genauer angesehen und stelle fest, dass Sie abgesehen von einer inhaltlichen Neupositionierung hin zu Themen, die die Menschen wirklich bewegen – für den Anfang böte sich eine Serie über die elegantesten einsprachigen Ortstafeln oder eine ungeschminkte Reisereportage über die unglaubliche Hässlichkeit der Ostküste an –, vor allem ganz dringend eine Layout-Beratung brauchen. Glücklicherweise bin ich in der Lage, Ihnen eine solche zum Vorzugspreis von 84.000 Euro anbieten zu können. Sollten Sie diesem großzügigen Angebot nicht nähertreten, könnte das Land Kärnten seine liberale Einstellung im Umgang mit Ihrer Zeitschrift überdenken und seine Blockwarte anweisen, es mit der sofortigen Entsorgung von aus Wien angeliefertem, ortsbildverschandelndem Altpapier sehr genau zu nehmen.
Hochachtungsvoll

Uwe Scheuch, Layout-Berater

Sehr geehrter Herr Scheuch,

wie immer bleiben bei Ihren Angeboten kaum Fragen offen – bis auf diese: Soll ich eh direkt auf das FPK-Konto überweisen, oder ist das in der Zwischenzeit auch schon stillgelegt? Und wenn ich gleich zwei Layout-Beratungen nähme – würden Sie dann eventuell noch eine Staats­bürgerschaft drauflegen?

Mit freundlichen Grüßen
Frau Erna

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Geschätzte Frau Erna,

ich brauche Ihren Rat bezüglich des Nationalteams. Ich habe zwar die Debatte um Teamchef Constantini beendet, indem ich mannhaft erklärt habe, auf Kontinuität zu setzen. Und es stimmt auch nicht, dass der Didi der Mannschaft keine Taktik mit auf den Weg gibt – erst vor dem Belgien-Spiel ist ihm in der Sauna eine eingefallen. „Burschen, gehts ausse und spüts eicha Spü!“, hat er dann gesagt – und die Mannschaft hat das ja auch umgesetzt. Dennoch gibt es immer noch viele Kritiker – wie kann ich sie zum Verstummen bringen?

Mit Sportsgruß
Leo Windtner, ÖFB-Präsident

Lieber Herr Windtner,
man kann es den österreichischen Fußballfans halt nie recht machen. Verliert man knapp, sind sie nicht zufrieden, verliert man hoch, passt es ihnen auch nicht. Mit der von Ihnen gewünschten Kontinuität liegen Sie aber zweifellos richtig, die wird nach nunmehr vier Niederlagen hintereinander auch in den beiden kommenden Spielen gegen Deutschland fraglos zu erhalten sein. Gehen Sie jetzt bloß nicht den Weg des geringsten Widerstands. Denn mit einem fachlich versierten Trainer zu gewinnen – das kann ja bitte jeder.

Zicke zacke hoi hoi hoi

Ihre Frau Erna

PS: Und richten Sie bitte Herrn Arnautovic aus, dass meine Mutter schon sehr alt ist.

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Liebe Frau Erna!

Gerade komme ich von der feierlichen Spatenstichfeier für das Kernstück des Koralmtunnels und kann meine Freude kaum in Worte fassen: Jetzt gibt es endlich kein Zurück mehr! Jetzt wird der wehrlos in der Gegend herumstehende Berg durchbohrt, koste es auch das Doppelte der veranschlagten 5,3 Milliarden – wovon nach den Erfahrungen mit großen Bauprojekten in Österreich getrost ausgegangen werden kann. Aber das ist ja völlig wurscht, weil erstens ist es ja nicht so, dass wir irgendwelche Budgetprobleme oder was hätten, und weil zweitens, wenn der Tunnel erst einmal fertig ist, alle sehen werden, wofür wir ihn brauchen. Nämlich für …, für … – jetzt ist es mir entfallen. Können Sie mir weiterhelfen?

Mit freundlichen Grüßen

Doris Bures,
Infrastrukturdings

Liebe Frau Bures,

manchmal stößt leider auch eine an sich in allen Lebenslagen mit sämtlichen Wassern gewaschene Briefkastentante an ihre Grenzen. Der einzige Trost, den ich Ihnen anzubieten habe: Wenn der Tunnel fertig ist, weiß eh niemand mehr, wer Sie noch einmal schnell waren.
Glück auf!

Ihre Frau Erna

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Sehr geehrte Frau Erna!

Wie Ihnen sicherlich nicht entgangen ist, hat die ÖVP als einzige Partei eine Deklaration zu „Ethik in der Politik“ verabschiedet. Darin enthalten ist die Forderung nach Offenlegung der Parteispenden. Wenn sich nun die Aufregung um Ernst Strasser einmal gelegt hat und wir wieder zur Tagesordnung übergehen können – denken Sie, dass sich jemand aufregen wird, wenn wir erklären, wir hätten damit die Spenden gemeint, die die Partei gibt, und natürlich nicht die, die sie nimmt?

Hochachtungsvoll

Karlheinz Kopf, Klubobmann

Sehr geehrter Herr Kopf!

In Kenntnis der ÖVP und ihrer nun wirklich für jeden leicht erkennbaren Bemühungen, Politik nicht nur für die eigene Klientel zu betreiben: Auf gar keinen Fall!

Mit freundlichen Grüßen

Frau Erna

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort