Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Fragen Sie Frau Erna!

Fragen Sie Frau Erna!

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Geschätzte Frau Erna,
ich möchte hiemit in Ihrer von mir sehr geschätzten Rubrik betonen, dass der Wiener FPÖ-Vorsitzende Johann Baptist Björn Gudenus und meine ­Wenigkeit völlig ohne unser Wissen und gegen unseren Willen mit dem Text „Fit fürs Regieren? Mit neuem Programm will man für Platz 1 gerüstet sein!“ vom Titelbild der neuen „Aula“ lächeln. Auch der Medieninhaber, die „Freiheitlichen Akademikerverbände“, sind uns völlig unbekannt, ebenso wie der Autor Fred Duswald, der in besagter Ausgabe KZ-Häftlinge als „Kriminelle“ und „Landplage“ bezeichnet. Als zukünftiger Bundeskanzler will ich so etwas nämlich nicht ­hören! Zumindest nicht laut.
Voll ehrlich betroffen
HC Strache
Ehrenvorsitzender der Anti-Nazi-Liga

Lieber Herr Strache,
gerade in Ihrer Position als zukünftiger Bundeskanzler kann man es sich ja leider nicht aussuchen, auf welcher Publikation man abgebildet und somit mitunter sogar in die Nähe von bedenklichen Positionen gerückt wird, mit denen man nun wirklich schon hundertfach erwiesenermaßen überhaupt nichts zu tun hat. Aber bedenken Sie in Ihrem mehr als verständ­lichen Schmerz doch bitte Folgendes: Sie waren ja im Lauf Ihrer flecken­losen Karriere sogar schon mehrmals auf dem Cover von profil! Da werden Sie die „Aula“ auch noch aushalten.
Beste Grüße
Frau Erna

*

Dear Mrs. Erna,
ich weiß nicht, ob Sie schon von meinen politischen Plänen unser schönes Heimatland betreffend gehört haben. Falls nicht, möchte ich sie noch einmal kurz zusammenfassen: Ich möchte, nach all meinen grandiosen Erfolgen im österreichischen Fußball, nunmehr eine „Österreichische Bürgerallianz“ gründen, die später eine Partei werden könnte. Das wird nicht einfach werden, weil, wie ich ja schon im ­„Format“ gesagt habe: „Jene, die am Ruder sind, werden mit Zähnen und Klauen den Status quo verteidigen. Das ist überall auf der Welt so, schauen Sie nach ­Libyen.“ Außerdem schwebt mir folgende Reform vor: Ein Computer soll pro Wahlkreis 20 Bürger auswählen, die dann jeweils einen Vertreter in die Bürgervertretung entsenden sollen, die als ergänzende Institution zum Nationalrat gedacht ist. Da das zweifellos hervorragende Ideen sind, möchte ich Sie nun fragen: Machen Sie auch mit?
Sincerely
Frank Stronach

Lieber Herr Stronach!
Was für eine Frage! Wer möchte bei so einem von Ihnen sicherlich gewohnt umsichtig geplanten Projekt denn nicht dabei sein! Also ich mache Folgendes: Ich drehe zuerst einmal den Wahl-Computer auf. Und dann schreibe ich der NATO ein Mail, damit sie uns Rebellen von Muammar Faymann befreit!
In kaum zu bezähmender Vorfreude
Ihre Frau Erna

*

Sehr geehrte Frau Erna!
Ich bin schwer beleidigt! Zuerst muss mein erster Vizepräsident zurücktreten, nur weil er gesagt hat, dass Sport schlecht für Frauen ist, weil sie dann kleinere Brüste bekommen, die noch dazu behaart sind – und jetzt ehrlich: Welcher Mann kann das wollen? Aber als ob das nicht schon skandalös ­genug wäre, wird mir auch gleich sein Nachfolger madig gemacht, weil in einem von ihm verfassten Schulbuch der ­völlig harmlose Satz steht: „Ein ­Muslim, der auf dem Weg Allahs und zur Verteidigung der Heimat stirbt, ist ein Märtyrer.“ Und dann schreiben diese Journalisten, die mir sowieso nur schlichte Fragen stellen – weshalb ich ab jetzt auch keine Interviews mehr gebe, weil wo sind wir denn? –, auch noch, dass meine politische Heimat, die Milli-Görüs-Bewegung, nicht unfassbar großartig ist, nur weil ihr Gründer, der ehemalige Premierminister Necmettin Erbakan, den Westen immer wieder als „falsche und wertlose Zivilisation“, „Juden, Christen und Freimaurer“ als „Feinde des Islam“ und ­„Zionisten“ als „Bakterien“ bezeichnet hat. Also entweder entschuldigen Sie sich jetzt stellvertretend für das ganze Land bei mir, oder ich bin meine ­ganze Amtszeit lang aber so was von beleidigt, dass die Frau vom Schwarzenegger gegen mich ein Lachsack ist!
Tief beleidigt (falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte)
Fuat Sanac
Neuer Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

Sehr geehrter Herr Sanac!
Ich weiß, meine Kollegen sind manchmal furchtbar. Immer nur unnötig ­recherchieren und dann blöd fragen und so. Ihre Konkurrenz bei den ­Katholiken kann da ja auch einen ­Choral davon singen. Aber von denen kann man ja schließlich auch verlangen, dass sie das aushalten. Ich entschuldige mich hiemit also in aller Form und verspreche überdies, ganz sicher keinen Sport zu treiben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Frau Erna

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort