Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Jenseitig

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Haider: Zuallererst möchte ich mich einmal bei allen Kärntnerinnen und Kärntnern entschuldigen. Was hier passiert ist, hätte nicht passieren dürfen, das haben sie nicht verdient.
profil: Das kommt jetzt doch etwas unerwartet. Das hätten Sie früher nie gemacht, dass Sie sich einfach so für all die Skandale, die jetzt langsam herauskommen, entschuldigen.

Haider: Skandale? So ein Blödsinn! Ich entschuldige mich für die traurige Tatsache, dass der Dörfler nach mir Landeshauptmann geworden ist. Da hätte ich rechtzeitig vorsorgen und in einem politischen Testament festlegen sollen, dass es der Yorkshireterrier von meiner Fußpflegerin wird. Oder der unbeschrankte Bahnübergang in Pritschitz bei Krumpendorf. Oder von mir aus auch die volle Biotonne vom „Stadtkrämer“.
profil: Aber die Kärntner haben Dörfler ja ein halbes Jahr nach Ihrem Tod selber gewählt. Mit 45 Prozent!

Haider: Ein halbes Jahr nach meinem Tod hätte der unbeschrankte Bahnübergang von Pritschitz bei Krumpendorf locker die Absolute gemacht.
profil: Lassen Sie uns doch über die Hypo reden. Sie haben damals beim Verkauf frohlockt: „Kärnten wird reich!“

Haider: Und? Hat’s vielleicht nicht gestimmt?
profil: Hat die Hypo den Bund nicht ein Vermögen gekostet?

Haider: Und seit wann ist Kärnten der Bund?
profil: Das markerschütternd tolle mündliche Gutachten von Steuerberater Birnbacher beim Hypo-Verkauf, das ursprünglich mit zwölf Millionen Euro und nach öffentlichen Protesten mit nur mehr sechs Millionen Euro vergoldet wurde – wollen Sie darüber vielleicht ein Wort verlieren?

Haider: Ach das. Mein Gott. Das war halt dasselbe wie die acht Millionen für den Meischberger bei der Buwog. Oder die 6,6 Millionen für den Rumpold bei den Eurofightern.
profil: Nämlich?
Haider: Anständig und sauber. Eine selbstverständlich angemessene Bezahlung für eine ordentlich erbrachte Leistung. Was denn sonst?

profil: Eh. Was denn sonst.
Haider: Außerdem sagt Ihr Zeuge ja, dass das Geld vom Birnbacher an die ÖVP gegangen ist – und nicht an uns.

profil: Oh. Sie wissen schon von unserem Zeugen?
Haider: Wenn Sie wüssten, was ich alles weiß.

profil: Das wüsste ich tatsächlich gern. Es kommt mir nämlich irgendwie komisch vor, dass eine Kärntner Pimperlpartei beim größten Deal der Kärntner Landesgeschichte sechs Millionen abzweigt, ein maroder Fußballklub, der niemanden interessiert, kassiert fünf Millionen – und ausgerechnet das BZÖ kriegt nichts?
Haider: Seien Sie vorsichtig, ja? Sonst flüster ich dem Uwe Scheuch ein, dass er Sie klagen soll.

profil: Der wird sich hüten, einem Gericht zu nahe zu kommen.
Haider: O.k. Da haben Sie Recht. Dann flüstere ich dem Kurt Scheuch was. Und der erledigt solche Angelegenheiten gern eigenhändig.

profil: Vergangene Woche ist auch rausgekommen, dass Sie 1999 Walter Meischberger 2,5 Millionen Schilling bezahlt haben, damit er sein Mandat zurücklegt und nicht mit Insiderinformationen über Ihre Partei hausieren geht. Was sagen Sie dazu?
Haider: Was ist daran wieder falsch? Das Geld war schließlich gut angelegt. Die Alternative hätte ja geheißen, dass Meischberger Abgeordneter bleibt. Und das kann doch bitte kein Österreicher gewollt haben.

profil: Warum haben eigentlich alle Mitglieder Ihrer früheren Buberlpartie immer wieder Probleme mit dem Staatsanwalt?
Haider: Ich wüsste nicht, dass der Grasser Probleme mit dem Staatsanwalt hat.

profil: Was aber wohl eher am Staatsanwalt als an Grasser liegt. Der KHG gibt sich eh Mühe.
Haider: Tja, ich kann mir das auch nicht erklären. Aber eines garantier ich Ihnen: Von mir haben die Burschen das nicht.

profil: Nein?
Haider: Nein. Ich hab Ihnen nämlich immer eingebläut: Das Wichtigste ist, sich nicht erwischen zu lassen. Wenn sie sich nicht daran halten, ist das doch nicht meine Schuld.

profil: Na ja, aber so wie die Sache mit der Hypo mittlerweile aussieht, hat man Sie ja jetzt doch auch erwischt.
Haider: Mich? Erwischt? Hallo? Ich bin tot, Sie Koffer!

profil: Ach so, ja. Entschuldigung. Es ist nur – wenn man sich in diesem Land so umschaut, wirken Sie immer noch so verdammt lebendig.
Haider: Sehen Sie, das ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe: in Österreich wirklich nachhaltig meine Spuren zu hinterlassen.

profil: Geschafft. Gratuliere.
Haider: Sagen Sie, wenn wir schon so gemütlich beisammensitzen: Was macht jetzt eigentlich der Schüssel so?

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort