Rainer Nikowitz

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Merkel: Ach, ich weiß nicht so recht. Bist du sicher, dass das funktioniert?

Sarkozy: Sicher bin ich nicht. Ich kann auch nur hoffen. Aber lass es uns doch einmal ausprobieren!

Merkel: Also gut. Werner?

Faymann: Äh …, ja? Entschuldigung, ich war grad ganz woanders.

Merkel: Wo denn?

Faymann: Der fünfte Fehler vom „Krone“-Suchbildrätsel is heut wirklich ein Hund.

Merkel: Soso. Der Silvio soll dir nachher helfen. Wir sind ja hier schließlich solidarisch. Aber jetzt sag mal: Wie würdest du denn einem durchschnittlich intelligenten Wähler von dir erklären, wie diese ganze Euro­rettung jetzt genau funktioniert?

Faymann: Na ja, das is jetzt aber schon sehr hypothetisch.

Merkel: Wieso denn das?

Faymann: Niemand, der wenigstens durchschnittlich intelligent ist, wählt mich.

Merkel: Äh, ja. Gut. Dann vergiss den Teil wieder. Erklär es irgendwem.

Faymann: Ich würde sagen, dass ich sein Sparbuch vor den bösen Spekulanten gerettet habe.

Merkel: Natürlich würdest du das sagen. Wer sonst, wenn nicht du. Aber wenn er mehr wissen will? Wie das gehen soll mit der Hebelung von dem EFSF und so … Was sagst du dann?

Faymann: Keine Ahnung.

Merkel: Siehst du? Er hat es nicht verstanden.

Sarkozy: Großartig! Das haben wir toll hingekriegt!

Faymann: Was ist daran jetzt groß­artig?

Sarkozy: Du bist unser Gradmesser. Der absolute Durchschnittstyp in ­jeder Beziehung. Wenn du es also nicht verstehst, ist die Chance sehr groß, dass es die anderen auch nicht verstehen.

Merkel: Du bist sozusagen die 99 Prozent. Was wir brauchen, ist, dass uns die Leute vertrauen. Aber sie sollen uns um Himmels willen nicht ver­stehen!

Sarkozy: Weil sonst könnten wir uns das ganze Theater mit Hebel und Versicherung und so sparen und gleich sagen: Wir dotieren den Euro-Rettungsfonds mit 1500 Milliarden Euro – die wir nicht haben! Verstehst du?

Faymann: Nein.

Merkel: Brillant!

Berlusconi: Ich versteh’s übrigens auch nicht.

Sarkozy: Das ist sehr nett von dir, alter Freund – aber so weit wollen wir auf der Leiter der Evolution auch wieder nicht nach unten steigen.

Berlusconi: Das war jetzt schon wieder eine Gemeinheit, oder? Reicht es euch nicht, dass ihr mir dauernd Vorschriften macht, ich soll sparen, sparen, sparen? Ich meine, wie soll ich jemals wieder eine Wahl gewinnen, wenn ich auf einmal kein fremdes Geld verschenken darf?

Faymann: Guter Hinweis! Dazu hätt ich auch eine Frage …

Cameron: Schau, Silvio, ich kann dir helfen. Ich …

Sarkozy: Schnauze!

Cameron: Aber ich wollte doch nur …

Merkel: Die Antwort ist Nein.

Berlusconi: Danke, David. Ich fühl mich schon viel besser.

Faymann: Was ich auch nicht verstanden hab: Wer soll denn das Geld in diesen EFSF dazuzahlen, damit man da dann in der Gegend herumhebeln kann?

Sarkozy: Oh-oh!

Merkel: Das ist jetzt aber gar nicht gut.

Faymann: Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?

Merkel: Du hast ja doch was verstanden.

Faymann: Hab ich? Echt jetzt? Tut mir leid. Das ist mir noch nie passiert.

Sarkozy: Die Chinesen, Werner! Die werden einzahlen. Gleich morgen ruf ich diesen Hu an und red mit ihm.

Faymann: Ist das der von „Horton hört ein Hu“?

Berlusconi: Den hab ich auch gesehen! Weil da hat einmal im Hotel dieses Porno-Pay-TV nicht funktioniert.

Sarkozy: Äh …, ja. Jedenfalls – wenn wir den Chinesen ein bisschen entgegenkommen, werden die schon mitmachen.

Merkel: Ein bisschen entgegenkommen?

Sarkozy: Na ja … Nichts Großartiges. Uns nicht mehr darüber beschweren, dass sie ihre Währung künstlich niedrig halten und so auf unsere Kosten Kohle machen. Oder die Menschenrechtskonvention abschaffen. Solche Sachen halt.

Berlusconi: Das mit der Menschenrechtskonvention find ich super! Für Linke und Richter vor allem!

Faymann: Und das mit ihrer Währung find ich wiederum super. Weil wenn ich in die „Sinkende Dschunke“ essen geh, will ich ja wirklich nicht, dass B 5 und D 7 teurer werden.

Merkel: Gut. Die Geschichte mit den Chinesen können wir also schon mal so verkaufen, Sarko.

Faymann: Und … bei diesem Haircut, ja?

Sarkozy: Werner, bitte! Noch eine Enttäuschung wäre für uns schwer zu verkraften!

Faymann: Am Ende von dem ganzen Tamtam sollen die Griechen dann im Jahr 2020 eine Verschuldung von 120 Prozent haben?

Merkel: Ja. Und?

Faymann: Und das ist ein Erfolg?

Sarkozy: Verdammt.

Merkel: Zu früh gefreut.

Sarkozy: Wir müssen noch weiter nachdenken. Das ist alles zu einfach.

Merkel: Da müssen noch Detailverhandlungen her. Und vielleicht neue Instrumente. Bond-Leerverkäufe, Default-Swaps-Swaps – irgendwas hochgradig Kompliziertes!

Faymann: Hä? Versteh i net.

Merkel: Dein Wort in Gottes Ohr!

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort