Rainer Nikowitz: Murmeltier-Tag!

Faymann und Mitterlehner? Lopatka und Schieder? Mikl-Leitner und Klug? Vergessen Sie’s. Das neue rot-schwarze Traumpaar heißt eindeutig: Wehsely und Kurz!

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profil: Frau Stadträtin, Herr Minister – ich nehme an, Sie freuen sich beide rasend, dass Sie schon wieder ein bisschen Zeit miteinander verbringen dürfen. Kurz: Ich hab damit kein Problem. Immerhin ist sie mir vor den Fernsehkameras an die Gurgel gegangen, nicht ich ihr. Wehsely: Jetzt seien Sie halt nicht so empfindlich. Immerhin habe ich dabei gelächelt.

profil: Allerdings eher so, wie man lächelt, wenn man gerade dabei ist, ein Salzstangerl quer zu verschlucken. Wehsely: Wenn wir in der Wiener SPÖ auf etwas wirklich allergisch sind, dann auf substanzlose Symbolpolitik. Kurz: Klar. Wer denn sonst, wenn nicht die Wiener SPÖ.

profil: Wir haben uns jedenfalls gedacht, sie könnten ein wenig Mediation brauchen. Wehsely: Dann würde ich, um die Erfolgsaussichten zu steigern, gleich einmal vorschlagen, Sie setzen uns in getrennte Räume. Kurz: So wie die muslimischen Frauen und Männer beim AMS-Kurs? Also eines muss man Ihnen lassen: Wenn Sie einmal ein Erfolgsrezept haben, dann bleiben Sie eisern dabei. Wehsely: Ich lass mich von einem arroganten Schnösel nicht provozieren. Kurz: Schad eigentlich. Wehsely: Sie wollen doch nur Ihr Profil schärfen. Kurz: Ich hab wenigstens was zum Schärfen. Das kann nicht jede von sich behaupten. Wehsely: Jede? Meinen Sie damit mich? Kurz: Da versucht man, ein Mal korrekt zu gendern – und dann ist es auch wieder nicht recht.

profil: Ich sehe, meine Bemühungen zeitigen schon erste Erfolge. Vielleicht probieren wir es einmal so: Was stört Sie denn am jeweils anderen so sehr, dass es sich zu dieser fast schon körperlichen Abneigung auswachsen konnte? Wehsely: Was ist das jetzt für eine komische Frage? Kurz: Sie ist eine Rote. Und aus. Wehsely: Und er ist ein Schwarzer. Was gibt es da noch für Unklarheiten?

profil: Ich dachte nur, sogar in Ihren Parteien hätte man in der Zwischenzeit bemerkt, wie unendlich angeödet alle von den permanenten rotschwarzen Wirtshauskeilereien sind. Wehsely: Lächerlich. Das sehen maximal Sie so. Kurz: Sie leben wahrscheinlich auch in einer Parallelgesellschaft. Wehsely: Kümmern wir uns nicht um ihn und setzen einfach unsere verantwortungsvolle politische Arbeit fort, oder? Kurz: Endlich sind wir uns einmal bei irgendwas einig. Wehsely: Also: Wir brauchen in Wien sicher keine wichtigtuerischen Zurufe von außen. Weder bei islamischen Kindergärten noch sonstwo. Kurz: Wobei es mich ja wundert, dass Sie meine Zurufe überhaupt hören konnten, wo doch Ihr Kopf so tief im Sand steckt. Wehsely: Wir haben in Wien schon erfolgreiche Integrationspolitik betrieben, da haben Sie noch nicht einmal gewusst, wo beim Geilomobil die Kupplung ist. Kurz: Ja, stimmt. Mein absolutes Lieblingsprojekt ist „Mama fährt Rad“. Wehsely: Und was gibt es daran bitte auszusetzen? Kurz: Eh nix! Wie war das noch einmal? Zwei Magistratsabteilungen, die Mobilitätsagentur und die IG Fahrrad, stemmen gemeinsam die herkulische Aufgabe, Migrantinnen ein Fahrrad aus der Nähe zu zeigen und sie davor zu warnen, dass es böse enden kann, wenn sich der Niqab in der Kette verfängt. Und das Ganze um nur 19.000 Euro – bei immerhin 33 Teilnehmerinnen! Also, wenn das nicht das genaue Gegenteil von substanzloser Symbolpolitik ist, dann weiß ich nicht. Wehsely: Und Sie mit Ihren lächerlichen Wertekursen? Acht Stunden Schweinsbraten, Stemmbogen und Andreas Gabalier? Und schwupp: Schon sind alle gute Österreicher! Und wählen dann hoffentlich ÖVP, oder? Kurz: Nein, das wohl nicht. Höchstens die, die noch nicht in der Muslimbruderschaft, bei Milli Görüs oder einer anderen SPÖ-Vorfeldorganisation sind. Wehsely: Warum sagen Sie nicht einfach, dass Sie am liebsten sofort Schwarz-Blau machen möchten mit Ihnen als Mini-Orbán an der Spitze, und wir ersparen uns dieses ganze Getue?

profil: Nehmen wir einmal an, das stimmt. Aber dann wäre doch wohl der Herr Mitterlehner der Kanzlerkandidat. Kurz: Lustig. Das glaubt der auch. Wehsely: Aha! Also geht’s Ihnen doch um Profilierung! Kurz: Lassen Sie es mich so sagen: Wer wäre denn der neue Kanzlerkandidat der SPÖ? Wehsely: Wir brauchen keinen neuen. Wir haben schon einen. Kurz: Lustig. Das glaubt der auch.

profil: Okay, ich seh’s jetzt ein. Das wird nichts mehr. Mediation ist eindeutig was für Profis. Kurz: Na endlich. Wehsely: Ich mein, wenn wir in unserem Job einfach so herumpfuschen täten – aber hallo!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort