Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Neujahrsansprüche

Neujahrsansprüche

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profil: Meine Herren, vielen Dank, dass Sie sich zum Neujahrsinterview bereit erklärt haben – an Ihrem gemeinsamen Urlaubsort. Dass Ihre neue Zwillingsbeziehung so weit geht, hat mich zugegebenermaßen dann doch etwas überrascht.
Spindelegger: Wenn Sie das schon überrascht, dann sollten Sie einmal dabei sein, wenn wir duschen gehen.

profil: Das ist natürlich eine ziemlich verlockende Vorstellung. Dennoch ­besteht ein wenig die Gefahr, dass dieses Interview eigentlich keiner mehr lesen will. Weil … Sie nun einmal Sie sind.
Faymann: Das ist uns durchaus bewusst. Aber wir haben unsere Lektion gelernt. Drum machen wir das heute einmal ganz anders. Heute sollten wir anlässlich des Jahreswechsels den politischen Alltag einmal kurz vergessen und einfach die Menschen hinter den Fassaden der großen Staatenlenker zu Wort kommen lassen.

profil: Diese Idee hatten wir auch. Aber die wollten uns leider alle kein Interview geben.
Spindelegger: Der Werner hat Recht. Das staatstragende Gebrabbel zu Neujahr übernimmt eh der Fischer. Da wäre es doch wirklich schön, wenn wir uns einmal Fragen jenseits der schweren Brocken, die auf uns und unserem Land lasten, widmen könnten.

profil: Also jenseits von Erwin und Pröll?
Faymann: Damit die Leute da draußen endlich erkennen, dass wir gar nicht so sind. Und was für einen schlimmen Fehler sie gemacht haben, wenn sie uns nicht gewählt haben.

profil: Na ja …. Welche Fragen stellen Sie sich denn da so vor?
Spindelegger: Ach, quer durch diesen so ungeheuer bunten Gemüsegarten des Lebens! Ich glaube ja zum Beispiel, dass Ihre Leser gerne wissen würden, was der Michael Spindelegger für ­Gemeinsamkeiten zwischen der „Göttlichen Komödie“ von Dante und „Django Unchained“ von Quentin ­Tarantino entdeckt hat.

profil: Nun gut. Welche?
Spindelegger: Keine.
Faymann: Wer is Dante?
Spindelegger: Dieser Verteidiger von den Bayern. Der mit de Haar.

profil: Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich zu etwas führt. Vielleicht sollten wir doch lieber über das Budgetdefizit und …
Faymann: Wissen Sie eigentlich, wie der Goldfisch geheißen hat, den ich als Kind gehabt hab?

profil: Nein.
Faymann: Wollen Sie’s wissen?

profil: Nein.
Faymann: Bruno.
Spindelegger: Des hätt i mir denken können. Nach dem großen Vorbild, net wahr?
Faymann: Ja. Dem Hinterleitner Bruno von der Vierer-Stiagn. A so a coole Sau, was der war. Der erste im Bau, der a Single von de ABBA ghabt hat.
Spindelegger: Ah! De waren mir persönlich ja immer zu wild.

profil: Brauchen Sie mich eigentlich noch?
Faymann: Na ja, wenn S‘ uns so fragen …
Spindelegger: Werner, findest du eigentlich auch, dass bei der Frage, ob der Konsum von Fleisch heute noch guten Gewissens möglich ist, die ethische Komponente mindestens so wichtig wie die ökologische?
Faymann: Unbedingt! Aber da hab ich auch gleich eine Gegenfrage für dich: Heli-Skiing – oder Schneeschuhwandern?
Spindelegger: Du kennst die Antwort.

profil: Wenn ich mich kurz wieder einmischen dürfte: Was haben Sie denn als Nächstes vor?
Spindelegger: Also ich würd sagen, jetzt gehen wir einmal ins Hallenbad und dann in die Dampfkammer. Oder möchtest du lieber zuerst den Kräuterwickel, Werner? Ich richte mich da ganz nach dir.

profil: Ich meinte eigentlich mehr: ­politisch. Was ist Ihr wichtigstes Vorhaben für 2014?
Faymann: Das ist jetzt aber leider eine ziemlich abgestandene Frage, finden Sie nicht?
Spindelegger: Jetzt sei halt net a so. Der muss sich auch erst umgewöhnen. Also, ich für meinen Teil würd es 2014 gern gemeinsam mit dem Werner zu „Wetten, dass..?“ schaffen.

profil: Das ist fürwahr ein sehr ambitioniertes Ziel. Und aus der österreichischen Politszene ist das – glaub ich – bis jetzt nur dem Karl-Heinz Grasser gelungen.
Spindelegger: Ja, aber wir gehen auch da einen Schritt weiter. Wir wollen nämlich nicht auf die Couch. Wir wollen Kandidaten sein!
Faymann: Wir wetten, dass wir sämtliche Themen, bei denen sich der jeweils andere nie bewegen wird, schon an der ersten Silbe erkennen.

profil: Das wäre eine reife Leistung. Und fast so aufregend wie damals das Buntstiftabschlecken.
Spindelegger: Wir wollen einfach neue, erfrischende Zugänge zu den Problemen finden.

profil: Dieses Gespräch ist doch etwas anders verlaufen, als ich dachte. Ich weiß jetzt eigentlich nicht so recht, was ich machen soll.
Faymann: Dann lade ich Sie ein, ein Stück des Weges mit uns gemeinsam zu gehen.
Spindelegger: Dieser Kräuterwickel ist nämlich wirklich super.

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort