Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Post festum

Post festum

Drucken

Schriftgröße

Also, dieses Wetter. So heiß, ha? Und das im Sommer. Das ist ja schon wieder einmal komplett Ding, das Wetter. Der Helmut hat das auch schon immer gesagt, und da war ja noch kein Klimawandel und alles, sagt die Dagi. Aber dass ausgerechnet beim Kanzlerfest eigentlich immer ein Gewitter kommt. Schon komisch, findet die Dagi. Man könnt ja fast glauben.

Der Fellner Wolfi kündigt an, sich am Wetter zu rächen, indem er einen voll kritischen Leitartikel darüber schreiben wird. Sofern sich wer findet, der ihn bezahlt, sagt er dann noch mit einem schelmischen Seitenblick auf den Ostermayer Josef, der das natürlich, sensibel, wie er ist, bemerkt – der Werner sagt ja immer, dem Josef sein Gemüt und dem Abramowitsch sein Geld – und durchaus schmunzeln muss.

Laura hat den mehr als begründeten Verdacht, dass das Großkapital und die Spekulanten am Wetter schuld sind, aber heute Abend lässt sie einmal fünf gerade sein und beschließt, sich die Schweine erst morgen vorzuknöpfen. Nicht, weil das ein unpolitisches Fest wäre, neinnein, das ganze Leben ist schließlich Politik, und wenn man zum Beispiel beim Spritzertrinken die Grundfesten der Sozialdemokratie, wie zum Beispiel den Antifaschismus oder die Frühpension, auch nur einmal kurz vernachlässigt, dann kann es ganz schnell Öha! sein, aber die Laura ist schließlich auch nur ein Mensch, und vor dem Günther Kräuter fürchtet sich der Hedgefonds als solcher ja mindestens genauso.

Die Sarata trägt heute blauen Nagellack. Die ist ja vielleicht eine! Und die Sonnenbrille vom Bilgeri hat doch auch irgendwie blaue Gläser, oder? Gut, das ist aber verständlich: Mit schwarzen würde er hier im Finstern sicher noch weniger sehen.

Überhaupt die Kultur. Wer da wieder aller gekommen ist! Der Alfons Haider.
Der Verzetnitsch ist auch da, stell dir vor. So lang haben sie ihn verräumt. Aber jetzt, wo der Euro jeden Tag mit ein paar neuen Fantastilliarden gerettet wird, darf er endlich auch wieder aus dem Penthouse. Weil’s ja eh schon wurscht ist. Der Fritz ist sich mit dem Hundstorfer zwar immer noch nicht über einen Schadenersatz für den ÖGB einig, wegen der blöden Geschichte damals, aber wenigstens darüber, dass es super wäre, wenn die Griechen Europameister würden. Wegen dem turbokapitalistischen Inferno, das völlig entfesselt um sie herum tobt. Und weil sie natürlich auch noch gegen die Deutschen spielen. Wäh.

Josef Cap erzählt allen an seinem Tisch Sitzenden launig, dass er persönlich dieses Jahr den Wein ausgesucht habe. Niko Pelinka schüttet seinen daraufhin unabsichtlich, aber effektvoll aus. Laura sagt, sie trinke ja am liebsten Samos, schon wegen der Solidarität. Cap tritt umgehend aus der Partei aus. Die nimmt das mit großer Erleichterung zur Kenntnis.

Bilgeri kündigt davon inspiriert an, eine Coverversion von „Griechischer Wein“ aufzunehmen und mit dem Reinerlös das griechische Defizit abzudecken. Die Koller Dagi findet, dass das eine ganz reizende Idee ist, und erklärt sich spontan bereit, in dem dazugehörigen Video die Rolle der schönen Helena zu übernehmen. Außerdem findet sie auch das Wetter bei dieser EM total Ding.

Gabi Burgstaller will von Franz Voves wissen, ob er auch findet, dass es zu Hause immer noch am schönsten ist. Die Bures Dorli hat das gehört. Michael Häupl kann nicht garantieren, dass er nächstes Jahr wieder vorbeischaut, weil dieses Gartenhotel Altmannsdorf doch ziemlich weit weg vom Schuss ist. Und wenn dann in Wien flächendeckend Tempo 30 gilt, fällt er auf jeden Fall um seinen Vormitternachtsschlaf um. Die Bures Dorli hat auch das gehört.

Werner erklärt Harald Serafin, die Operettenfestspiele in Mörbisch und die Sozialdemokratie hätten wahnsinnig viel gemeinsam, weil sie doch beide am Puls der Zeit seien. Serafin kann das nur teilweise bestätigen. Und außerdem gebe es in der SPÖ auch deutlich weniger Gelsen. Dagi findet das auch und dass das Wetter in Mörbisch mitunter aber wirklich ziemlich Ding sei.

Claudia Schmied sagt, wenn es die Zentralmatura schon zu ihrer Zeit in der Kommunalkredit gegeben hätte, dann wäre das alles nicht passiert. Christoph Dichand hat nicht zugehört, nickt aber ausdrucksstark. Josef Ostermayer freut sich, weil seine Arbeit einen Sinn hat.

Der Kanzler ergreift jetzt endlich das Mikrofon und spricht nicht nur über dies, sondern sogar über das. Das Buffet war voriges Jahr irgendwie nicht so frugal, oder? Und jetzt geht auch noch das Gewitter so richtig los. Dagi hat keinen Schirm. Die Sarata lässt sie nicht unter ihren, weil sie doch auch gerne die schöne Helena gespielt hätte.

Schön war’s, sagt die Laura dann. Nächstes Jahr wieder. Schon, oder? Und wer weiß: Vielleicht kommt dann sogar Alfons Haider.

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort