Rainer Nikowitz: Rauchgasvergiftung

Die FPÖ hat nicht unbedingt einen Lauf. Jetzt wird sie sogar zum direkten Opfer eines Volksbegehrens.

Drucken

Schriftgröße

Strache: Des is alles a Wahnsinn! I brauch an Tschick! Kickl: Da herinnen oba sicher nit. Strache: Ah, san mir also a scho so weit? Na bravo! Bravo, sag i da! Fallt’s mir nur alle in den Rucken. Kickl: I hab de Raucherei no nie leiden kennan, dos weißt du. Dos is bei mir ka politisches Statement.

Strache: Guat, vo mir aus. Du könntest zwar mir gegenüber a bissl mehr Sensibilität an den Tag legen, weil i doch grad a Menge um die Ohren hab – aber von mir aus. Soll sein. Dann geh i halt auße. Kickl: Dos is jetzt oba grad a ganz schlecht. Da bin i a dagegen. Strache: Drin net, draußen net – dei Sorge um mei Gesundheit in allen Ehren, oba i bin schon ein großer Bub.

Wir sollten im Moment sehr drauf bedacht sein, nit no mehr Teer ins Feuer zu gießen.

Kickl: Mach mit deiner Gsundheit, was du willst. I werd dann auf dein Grab Samba tanzen. Strache: Samba? Du? Mit wem, mit der Marika Lichter? Kickl: Vo mir aus a Polka. Mit der Kitzmüllerin. Aber viel wichtiger, wenn du jetzt ane rauchen gehst, is ja: Was is, wann di wer siecht? Strache: Na, dann siecht er mi halt. Kickl: Dos könnte oba als Provokation verstanden werden. Und wir sollten im Moment sehr drauf bedacht sein, nit no mehr Teer ins Feuer zu gießen.

Strache: Moment amoi: Du derfst di dabei fotografieren lassen, wie du auf an Polizeipferdl den Don Quijote machst – aber i derf kane rauchen, weil mi wer sehen könnt? Kickl: Du kennst den Don Quijote? Strache: Des is do der Abgedriftete mit de Windmühlen, oder net? Kickl: Eh. Ich bin nur verwundert ob der unerwarteten literarischen Komponente in deiner so gesehen überraschend geistvollen Schmähung.

Strache: Äh … Was? Kickl: Und schon ist der gute Eindruck wieder dahin. Jedenfalls: I kann nix dafür, dass wir uns den Schuh mit dem Rauchen anzogen ham. I hätt dos nit zur Koalitionsbedingung gmacht. Strache: Ah so, Herr Gscheit? Und dass unser Getrommel mit der direkten Demokratie bei der erstbesten Gelegenheit zum Schuss ins eigene Knie wird – des hast du dann ja wahrscheinlich a vorhergsehen oder etwa net?

Kickl: Ich räume ein, die Möglichkeit einer derartigen Äußerung von Volkswillen, der sich von unserem Volkswillen unterscheidet, vielleicht ein wenig unterschätzt zu haben. Strache: Na super, du Stratege. Und jetzt steh ma bled da. Kickl: I hab’s scho öfter gsagt: Die Tatsache, dass i der einzige bei uns bin, der so was wie Ideen hat, heißt nit unbedingt zwingend, dass i der einzige bei uns sein muss, der Ideen haben derf! Strache: Die Rolling Stones ham a a Arbeitsteilung. Da denkt a da Keith Richards nach, während es der Job vom Mick Jagger is, das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Kickl: Du vergleichst di ernsthaft mit dem Jagger? Strache: Na, natürlich net. Kickl: Bin i froh. Strache: Der is ja viel zu alt. Aber zurück zum Thema: Was mach ma jetzt? Kickl: Du könntest auf jeden Fall amol mit dem Rauchen aufhören. Strache: Des wird de ganzen linkslinken Nichtraucher, die jetzt mit hämischem Grinsen unterschreiben, aber ziemlich beeindrucken. Kickl: Hilft’s nix, schadet’s nix. Dann bist du zumindest eh für Gesundheit und so.

Strache: Vo mir aus. Aber net vor 2021. Kickl: Wieso nit? Strache: Siehst, des fragen s’ mi bei der Raucher-Volksabstimmungskisten a alle: Wieso erst 2021? Und was sag i dann? Kickl: I denk drüber nach. Strache: Des soll i sagen? Des glaubt ma do kana! Kickl: Na, i hab gmeint, i denk jetzt nach. Strache: Aber hurtig! Weil langsam geht mir der Schmäh aus. I weiß net, irgendwie hab i mir des Regieren cooler vorgstellt. Diese blede Rauchergschicht, dann soll i die Burschenschaften entnazifizieren … Wie soll i denn des wieder machen, ha? Des is ja, wie wennst zu ana Schule von Hammerhaien hinschwimmst und sagst: „So. Und jetzt alle sofort aus dem Wasser!“

Kickl: Kana hat gsagt, dass der Dienst am Volk einfach sein wird. Strache: Aber es wär jetzt blöderweise so, dass mir des Volk im Moment grad ziemlich auf den Zeiger geht! Kickl: Das werden auch andere große Staatsmänner von Zeit zu Zeit so empfunden haben. Churchill etwa. Oder Nero. Ganz besonders Nero!

Strache: Und wann, glaubst du, fangt des an mit den leuchtenden Kinderaugen und mit dieser aus dem Elektorat auf mich andauernd einstürmenden Dankbarkeit, derer ich mich kaum erwehren kann? Kickl: Willst a ehrliche Antwort – oder lieber ane, die auf deinen momentan etwas fragilen Zustand Rücksicht nimmt? Strache: Jetzt will i erst recht an Tschick. Kickl: I glaub, zu dem Thema is alles gsagt.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort