Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Rotlauf

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profil: Herr Pelinka …
Pelinka: Momenterl bitte, ich muss nur noch kurz … so.

profil: Was haben Sie da jetzt gemacht?
Pelinka: Ach, nur ein kleines Memo abgeschickt. Das mit den Simpsons kann nicht so weitergehen.

profil: Aha. Was ist das Problem?
Pelinka: Die Synchronstimme vom Bart Simpson. Klingt wie der Werner.

profil: Skandal.
Pelinka: Freut mich, dass Sie das auch so sehen. Wissen Sie, genau deshalb bin ich ja auf meiner ordnungsgemäß ausgeschriebenen Position: Es geht ja nicht darum, dem Bundeskanzler irgendwelche Vorteile zu verschaffen. Aber nur Nachteile soll er haben?

profil: Das wär ja gegen das ORF-Gesetz.
Pelinka: Wenn Sie das genau so schreiben, liest die Laura glatt auch wieder was anderes außer „Heute“.

profil: Und undemokratisch wär es auch.
Pelinka: Ich muss sagen, es ist sehr angenehm, es inmitten all dieser künstlichen Aufregung wegen nichts und wieder nichts endlich einmal mit einem Profi zu tun zu haben.

profil: Genauso wie es ja laut ihrem Parteifreund Josef Ostermayer undemokratisch ist, wenn man eine Partei kritisiert, die vollkommen ohne Genierer ein mit Zwangsgebühren finanziertes Medienunternehmen als ihr Eigentum betrachtet und sich nicht einmal mehr die Mühe gibt, das irgendwie zu verschleiern.
Pelinka: Schade. Das Interview hätte so gut angefangen. Aber an dieser bedauerlichen Einstellung merkt man halt: Ich hab Politische Kommunikation studiert. Sie nicht.

profil: Was Sie da als Studium bezeichnen, war in Wirklichkeit ein besseres Ferienlager, bei dem man sich um 15.000 Euro einen nichtssagenden Titel kaufen konnte.
Pelinka: Reaktionäre Gräuelpropaganda! Sehen Sie, so etwas ist im ORF zum Glück auch nicht mehr möglich, seit wir ihn den Mächten der Finsternis und ihren Bütteln Lindner und Mück entrissen haben.

profil: Dieselben Leute, die gegen Lindner und Mück mobil gemacht haben, allen voran praktisch die gesamte ORF-Belegschaft, wehren sich jetzt gegen Sie und das System Rudas. Gibt Ihnen das irgendwie zu denken?
Pelinka: Der war gut! Wenn mir irgendwas irgendwie zu denken gäbe – was hätte ich dann im System Rudas ver­loren?

profil: Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass sich gerade kritische junge Menschen von Altersgenossen wie Rudas und Ihnen etwas anderes erwarten könnten als nur die lähmende Fortführung dieser ewig gleichen Parteien-Machtspiele?
Pelinka: Was bitte haben jetzt kritische junge Menschen und die SPÖ genau miteinander zu tun?

profil: Wie wird sich das eigentlich im Arbeitsalltag darstellen? Ich meine, auf dem Papier ist der Super-Alex, dieser Teufels-Medienmanager, mit dem es in puncto Mut und Unabhängigkeit vielleicht gerade noch der Chefredakteur des „Neuen Volksblatts“ aufnehmen kann, ihr Chef. De facto wird es ja wohl eher umgekehrt sein.
Pelinka: Ach, wissen Sie, ich bin da eher für flache Hierarchien. Er muss mir nicht den Kaffee holen oder so. Zumindest nicht, wenn wer zuschaut.

profil: Werden Sie die Einladungsliste für „Im Zentrum“ weiter mit ihm abstimmen, oder machen Sie die jetzt gleich allein?
Pelinka: Na ja, da ich mich keinesfalls dem Vorwurf aussetzen möchte, dass ich für mein Geld nichts arbeite, werde ich das dem Alex besser auch abnehmen. Ich sehe ja schließlich die professionelle Betreuung der ORF-Information als eine meiner Hauptaufgaben.

profil: Wer hätte das gedacht?
Pelinka: Ich meine, auch einem Herrn Wolf fällt kein Stein aus der Krone, wenn man ihm den einen oder anderen Tipp bezüglich moderner Interviewführung gibt. Und wenn jemand die Themenlisten vom „Report“ vorab freundschaftlich begutachtet, kann das die Qualität nur verbessern. 54 Augen sehen schließlich mehr als 52.

profil: Völlig klar. Und um alles kann sich der Alex ja nun wirklich nicht kümmern.
Pelinka: Der hat eh genug um die Ohren. Bei Medien-Enqueten Sonntagsreden über die Unverzichtbarkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die demokratische Kultur halten, ab und zu in der Löwelstraße vorbeischauen und die Aschenbecher ausleeren, dann die rituellen Fußwaschungen beim Werner – da ist der Tag schnell um.

profil: Letzte Frage: Wie war eigentlich Ihr Abschied von den ÖBB?
Pelinka: Nun, wenn man auf eine dermaßen erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken kann, dann geht man natürlich schon auch mit einem weinenden Auge. Aber natürlich hat der Christian Kern ein Riesenfest geschmissen.

profil: Und haben Ihnen die Kollegen auch ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht?
Pelinka: Das weiß ich nicht. Ich war nicht eingeladen.

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort