Entsorgt die Boomer!

Die Boomer sind eine schwere Hypothek für das aufgeweckte Jungvolk von heute. Dieses Problem braucht also eine nachhaltige Lösung.

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Dass die Boomer an allem schuld sind, sollte mittlerweile eigentlich längst Allgemeingut sein. Sie haben bekanntlich nicht nur sardonisch grinsend den Planeten zerstört, sondern auch noch Rassismus und Sexismus erfunden sowie die Zahl der Geschlechter willkürlich kleingehalten. Und überhaupt. Und jetzt, da sie alt werden, wirken sie sich auch noch abträglich auf die Work-Life-Balance der nachfolgenden Generationen aus, weil die ja die Pensionen für die eigentlich längst überflüssigen, aber größtenteils leider asozial sterbeunwilligen Saurier zahlen müssen. Und natürlich wenig Lust darauf haben, weil: Was haben sie denn davon? Und schließlich hätten die Alten ja selbst vorsorgen können und ihr Geld nicht für lauter unnötige Sachen verpulvern – wie zum Beispiel für die Bereitstellung des ganzen Specks, in dem junge Maden hervorragend gedeihen. Man könnte hier überhaupt einfügen, dass die allergrößte unter den fraglos zahlreichen Sünden der Boomer vermutlich war, die nachfolgenden Generationen zu dem erzogen zu haben, was sie jetzt sind. Das werden sie uns Alten sicher auch bald vorhalten: „Ich bin ein wohlstandverwahrloster, selbstmitleidiger Narzisst, der jeden Tag schon nach dem morgendlichen Duschen ein Burnout-Syndrom hat. Und wer ist schuld daran? Diese scheiß Boomer!“

Da man mit den Jungen alles machen darf, außer sie irgendwie zu belasten, kommt jetzt auch eine dazu passende hervorragende Idee, und zwar vom linken Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung – unter dem Schlagwort „Boomer-Soli“. Für Boomer, die eine so niedrige Rente haben, dass es zum Leben nicht reicht, soll demzufolge nicht mehr die Allgemeinheit aufkommen – sondern die anderen Boomer. Die „Reichen“ nämlich. Und reich ist, nach den sicherlich total akkuraten Berechnungen der linken Wirtschaftsweisen, jeder Boomer, der mehr als 1000 Euro netto an Rente erhält. Von allem darüber soll er eine zehnprozentige Sondersteuer abführen – wie übrigens auch von seiner privaten Altersversorgung, falls er ein richtiges Turbokapitalistenschwein ist und eine hat. Damit sollen die Jungen entlastet werden, weil die müssen ja so viel stemmen wie noch nie eine Generation vor ihnen. In der linken Gedankenwelt fällt so eine Idee unter „Gerechtigkeit“. Unter Umständen könnten einem auch andere Etiketten dafür einfallen – aber die wären leider alle reaktionär.

Nun, diese Teilenteignung wäre natürlich ein Schritt in die richtige Richtung – aber es wäre fatal, sich damit zufriedenzugeben. Nur allein damit wird man des explodierenden Boomer-Problems sicher nicht Herr. Der nächste Schritt muss sein, den Boomern das Wahlrecht abzuerkennen, denn seien wir uns ehrlich: Viel Zukunft haben sie eh nicht mehr. Also wozu soll man sie noch um ihre Meinung fragen? Die Zukunft sind die – bei uns zum Glück ohnehin schon wahlberechtigten – 16-Jährigen, die schon zu sicherlich 50 Prozent sinnerfassend lesen können und das auch flächendeckend nicht tun. Aber: Sie können dafür perfekt TikTok! Zeigen Sie mir einen Boomer, der das kann.

Weiters haben viele Boomer schöne Wohnungen – oder gar Häuser! Das ist überhaupt nicht einzusehen, die müssen da raus. Und zwar nicht erst, wenn sie sterben, weil bis dahin wohnen sie ihre Immobilien ja ab, dann müssen die Jungen renovieren, und das kostet auch wieder eine unzumutbare Lawine. Also braucht es mehr Boomer-Heime, in denen die Alten zwar artgerecht, aber doch knapp gehalten werden, sie haben in ihrem Leben schließlich schon genug Ressourcen verbraucht. Außerdem soll es dort, analog zur Boomer-Soli-Steuer, eine interne Boomer-Pflege geben, weil die ist klarerweise auch keinem Jungen zuzumuten. Also sollen die noch etwas Mobileren die Hinfälligen pflegen, das stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. Um weitere Kosten zu sparen, könnte man diese Heime in leer stehenden Lagerhallen einrichten oder aber auch in ausgemusterten ÖBB-Waggons.

Auch der öffentliche Raum wird von Boomer-Ballungen immer wieder unbotmäßig verstopft, das ist aus mehreren Gründen nicht wünschenswert. Zum einen müssen die Jungen dann beim Arzt länger warten oder können sich in der Straßenbahn nicht hinsetzen, obwohl das alles zu ihren Geburtsrechten zählt. Aber was in diesem Zusammenhang völlig unterschätzt wird, ist die ästhetische Komponente. Das Straßenbild leidet enorm unter all den schiachen Faltensäcken. Die Jungen sind viel schöner, wenn also – zumindest bei Tageslicht – nur mehr sie draußen wären, wäre das ein enormer Gewinn. Davon würde sicherlich auch der sympathische Instagram-Tourismus profitieren.

Sie sehen also, es gäbe Möglichkeiten genug, dieses schwärende gesellschaftliche Problem zu lösen. Packen wir es an!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz