Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Schwarzlicht

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profil: Herr Vizekanzler, was können Sie denn Ihrer eigenen Einschätzung nach besser als Ihr Vorgänger?
Mitterlehner: Ich geb auf blöde Fragen ganz gern einmal eine blöde Antwort.

profil: Das klingt nach einer erfrischenden Neuerung. Man sagt Ihnen also nicht zu Unrecht nach, dass Sie ein ziemliches Häferl sein können?
Mitterlehner: Wollen Sie mi do jetzt pflanzen oder wie?

profil: Keineswegs. Ich finde ja auch, dass sich Politiker nicht alles gefallen lassen müssen.
Mitterlehner: Und jetzt testen Sie aus, wie lang es dauert, bis ich Ihnen a Mühlviertler Gnackwatschen obehau?

profil: Ich verhehle nicht, dass das zu den Höhepunkten meiner Karriere zählen würde. Aber fast noch interessanter stell ich mir in diesem Zusammenhang eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Erwin Pröll und Ihnen vor.
Mitterlehner: Wo soll da das Problem sein? Der Erwin war mit meinem Vorgänger sicherlich auch nicht immer einer Meinung. Und was ist passiert?

profil: Nun ja, vermutlich ungefähr das: Spindelegger sagt: „Die Blätter von dem Baum da sind grün.“ Pröll antwortet: „Nein, rot.“ Darauf Spindelegger: „Unglaublich, wie schnell der Herbst heuer gekommen ist.“
Mitterlehner: Also, ich kann Ihnen versichern, dass das bei mir nicht so laufen wird. Es kann nur einer der Chef sein.

profil: Das hat bis jetzt noch jeder ÖVP-Obmann geglaubt. Am Anfang.
Mitterlehner: Ja, aber langsam hat ja wohl jeder kapiert, dass sich in der ÖVP etwas ändern muss.

profil: FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl hat zum Obmannwechsel gesagt: „Eine reformierte ÖVP wäre keine ÖVP mehr.“ Jetzt geb ich Herrn Kickl zwar ungern recht, aber in dem Fall …
Mitterlehner: Was wollen Sie mir jetzt schon wieder einreden?

profil: Na ja, eine Partei, die sich nur mehr als Geldeintreiber für Bauern und Beamte versteht, die aber bitte katholisch sein sollten, hat irgendwie schon per se Zukunftsaussichten, die eher denen eines Maikäfers am 1. Juni ähneln.
Mitterlehner: Aber Sie vergessen jetzt, wie viele Engerlinge ein so ein Maikäfer hervorbringt!

profil: Es ist zwar irgendwie meine Schuld, weil ich damit angefangen hab – aber wollen Sie dieses Bild wirklich weiterentwickeln?
Mitterlehner: Außerdem bin ich weder Beamter noch Bauer, sondern komme aus dem Wirtschaftsbund, wie Sie wissen.

profil: Das heißt, ab jetzt wird die Wirtschaft aber wirklich ganz echt entfesselt, oder wie?
Mitterlehner: Davon können Sie ausgehen.

profil: Und Ihnen laufen dann also auch keine Wirtschaftstreibenden mehr zu den NEOS davon?
Mitterlehner: Das wird sich alles aufhören. Die NEOS sind bitteschön maximal eine Fußnote der Geschichte.

profil: Viele, die zu der Fußnote gehen, tun das, weil sie in der ÖVP mittlerweile ein Hühnerauge der Geschichte sehen.
Mitterlehner: Sie, jetzt werd ich aber gleich ungemütlich, gell?

profil: Na endlich!
Mitterlehner: Was wollen Sie jetzt von mir hören? Dass man die Partei in Wirklichkeit neu gründen müsste? Und die alte in die Luft sprengen?

profil: Na ja … Wenn Sie es nicht selber tun, dann wird es halt der Wähler übernehmen.
Mitterlehner: Ich bin überzeugt davon, dass die Volkspartei dem Wähler beim nächsten Mal ein Angebot machen wird, das er mehrheitlich annehmen wird.
profil: Das heißt, die ÖVP erobert 2018 den Bundeskanzler zurück? Oder sogar früher, wenn es die Koalition nicht so lange macht?
Mitterlehner: Das muss selbstverständlich unser Anspruch sein.

profil: Das wird aber dann Sebastian Kurz übernehmen, nicht wahr?
Mitterlehner: Wer sagt des?

profil: Na ja, wenn es noch eine Hoffnung für die ÖVP gibt, dann ja wohl ihn.
Mitterlehner: Und Sie glauben ernsthaft, dass ich nur ein Platzhalter bin oder was?

profil: Nun ja, … Ja.
Mitterlehner: Das sehe ich in aller Bescheidenheit anders. Ich habe, glaube ich, durchaus schon bewiesen, dass ich ein eigenständiger Charakter bin und Zug zum Tor habe.

profil: Das will ich Ihnen nicht absprechen. Aber Sie stehen halt wie gesagt für eine Parteistruktur, die ihre beste Zeit wohl schon gesehen hat. Außerdem, ohne Ihnen nahetreten zu wollen: Zukunftshoffnungen sollen mitunter ein wenig jünger sein, hab ich gehört. Und Sie sind bei der nächsten Wahl 62.
Mitterlehner: Na und? Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man mich mit Robert Redford verglichen.

profil: Der wär mittlerweile 78.
Mitterlehner: So. Jetzt haben Sie mi bald so weit.

profil: Womit? Dass Sie die Partei sprengen und neu gründen?
Mitterlehner: Na! Mit der Gnackwatschen!

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort