Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Siegestaumel

Siegestaumel

Drucken

Schriftgröße

Spindelegger: Sieg! Sieg! Oh, du mein süßer Sieg! Lass dich umarmen, dich herzen, dich liebkosen! Des müss ma ordentlich feiern, Kinder! Irgendwo in mein Schreibtisch war doch no ein Stifterl Rot …

Pröll: Is er net liab? So überschwänglich, so kindlich begeistert!

Fekter: Ja. So isses halt nur beim ersten Mal. Vor allem, wenn ma eigentlich scho weiß, dass es a des letzte Mal is.

Spindelegger: Und wer hat die entscheidenden Argumente geliefert? Ich! „Junge Männer sollen lernen, mit einer Waffe umzugehen!“ – „Wehrpflicht is wie Schulpflicht!“ Ha! Nimm das, Sozi! Hier kommt Spindi-Man!

Mikl-Leitner: Also, ohne jetzt allzu sehr ins Detail gehen zu wollen: Mei erstes Mal war irgendwie anders.

Spindelegger: Und dass wir unser Wehrpflicht-Konzept bis zur Abstimmung eisern geheim gehalten haben! Eine taktische Glanzleistung von mir!

Fekter: Taktische Glanzleistung? Entschuldigung scho: Des hamma do nur deswegen gmacht, weil in dem Konzept genau nix drinsteht.

Spindelegger: Na gut. Das kann schon sein. Aber: Wem hamma denn zu verdanken, dass da nix drinsteht, ha? Richtig! Auch mir!

Mikl-Leitner: Also bitte, grad in dem Punkt muss i aber scho sagen: Das war eindeutig Teamarbeit!

Fekter: Na genau! Da hamma einmal gezeigt, wozu wir fähig san, wenn wir alle an einem Strang ziehen.

Pröll: Kinder, des is ja alles recht schön und gut, dass ihr euch da freuts und euch selber feierts und alles. Aber es muss jetzt schon einmal gsagt werden – und ehrlich gsagt bin i a bissl verwundert, dass ich derjenige bin, der es sagen muss –, es muss also schon gsagt werden, dass wir das alles natürlich wieder einmal einzig und allein dem Mann zu verdanken haben, dem wir sonst auch praktisch alles zu verdanken haben: mir.

Mikl-Leitner: Eh. Und dem Häupl.

Pröll: Was heißt dem Häupl?

Mikl-Leitner: Na ja … Der hat schließlich mit dieser … streng sachpolitischen Debatte angfangt.

Fekter: Ui, des gibt Brösel.

Spindelegger: Und „Sachpolitik“ hat sie a zu eam gsagt. Des kann er scho überhaupt net leiden.

Pröll: Hanni, wie lang kennst du mich jetzt schon?

Mikl-Leitner: Jössas na! Mei halbes Leben?

Pröll: Und diese, wie ich jetzt, ohne über Gebühr uncharmant sein zu wollen, anmerken möchte, diese doch erkleckliche Zeitspanne hat bei dir nicht gereicht, um zu kapieren, wie gern ich einen Erfolg teile? Wegen wem bist du no amoi Ministerin – und net ÖAAB-Zweigstellenleiterin in Hollabrunn?

Mikl-Leitner: Wegen dir. Entschuldigung.

Pröll: Na ja, gut. Woll ma net so sein. Der Erwin Pröll hat ein weiches Herz. Das steht praktisch in jeder seiner streng objektiven Biografien. Und außerdem: Die Heeres-Gschicht war ja sowieso nur der Aufgalopp. Der wirklich wichtige Sieg kommt noch!

Spindelegger: Pfah, Erwin, i mein, i hab zwar jetzt die Krafthosen an – oba dass du mir jetzt glei die Latten für die Nationalratswahl so hoch legst …

Pröll: Nationalratswahl? Wen interessiert denn de, wenn im selben Jahr Niederösterreich aufgerufen ist, seinen ersten Diener für dessen aufopfernd selbstlosen Einsatz zu belohnen?

Fekter: Na, genau! Dem Erwin so in den Rücken zu fallen, nach allem, was er für di tan hat. Ungeheuerlich!

Spindelegger: Mitzi? Könnte es vielleicht sein, dass du in Wirklichkeit no immer meinen Job willst?

Fekter: Des is ja wohl net verboten, oder? Und nach der Nationalratswahl krieg i eam sowieso.

Pröll: Nanana! Des geht jetzt oba zu weit! In der ÖVP hat nur einer das Recht, den Parteiobmann zu demütigen.

Spindelegger: Erwin, du weißt, dass meine Treue zu dir unverbrüchlich is. I werd di in deinem Wahlkampf in jeder von dir gewünschten Form unterstützen.

Pröll: Gut. Dann wünsch i mir, dass du die nächsten sechs Wochen net in der Öffentlichkeit auftrittst – und auch net nach Niederösterreich kommst.

Spindelegger: Öh …, aber … i wohn doch in Niederösterreich!
Pröll: Dann nimm dir a Hotel in Wien. Und schick ma de Rechnung.

Spindelegger: Und des war’s dann mit dem Siegestaumel.

Mikl-Leitner: Hollodaro! Bei mir fangt er grad erscht so richtig an. Hast du vielleicht no so a Stifterl? Eines gibt net recht viel aus.

Pröll: Also dann is ja so weit alles klar. I muss dann, auf mi warten heut no sechs Feuerwehrbälle. Oder waren’s acht?

Spindelegger: Ah, a Frage hab i do no, Erwin: Wie tu ma denn jetzt eigentlich weiter mit dem Heer?

Pröll: Darauf, Spindi-Man, gibt es aus meiner Sicht nur eine mögliche Antwort: Sicher kommt bald der Bus mit den Leuten, die das interessiert!

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort