Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Sommergespräch

Sommergespräch

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profil: Vielen Dank, dass Sie sich so knapp vor Ihrem wohlverdienten Urlaub noch die Zeit für dieses Gespräch genommen haben.
Faymann: Gerne. Wir müssen ja schließlich dafür sorgen, dass uns die Leut über den Sommer nicht vergessen.

profil: Diese Gefahr erscheint mir ohnehin einigermaßen gering.
Faymann: Was weiß man? Das Leben ist ja bekanntlich hart, aber ungerecht. Vor allem zu uns.
Spindelegger: Ich möchte allerdings gleich betonen, dass das Attribut „wohlverdient“ nur auf einen unserer Urlaube zutrifft.
Faymann: Lass mi raten: Eher nicht auf meinen, am Ende?
Spindelegger: Na, wer hat sich denn etwas wohl verdient? Der, der brav drauf spart und wartet, bis er es sich leisten kann – oder der, der sagt: „Hollodaro! Was kostet die Welt?“, und wen anderen die Rechnung zahlen lässt?

profil: Womit wir offenbar mitten in der Debatte um Steuerreform und Vermögenssteuer sind.
Faymann: Der Vorwurf des gewohnheitsmäßig aufgeregten Kollegen geht aber wieder einmal völlig ins Leere.

profil: Weil Sie sich eh auch dem Spargedanken verpflichtet fühlen?
Faymann: Nein, das nicht. Aber ich würde niemals „Hollodaro!“ sagen. Bin ich der Gabalier?
Spindelegger: Dann hättest du wenigstens Fans.
Faymann: Sagt der, den sie in Hollywood als Hydranten besetzen würden.

profil: Ich sehe, die Auffassungsunterschiede in der Steuerfrage haben Ihr Verhältnis keineswegs getrübt.
Faymann: Ach, da wird immer so viel hineininterpretiert. Ich sag Ihnen was: Das, was wir da tun, nennt man „Regieren“.

profil: Manche Leute würden eher dazu tendieren, Regieren „Regieren“ zu nennen.
Faymann: Jeder, wie er glaubt. Ich schreib ja auch niemandem vor, für wen er bei der WM halten soll.

profil: Für wen sind denn Sie?
Faymann: Da halte ich es so wie immer. Ich schreite mutig mit offenem Visier voran und sage also: Fragen Sie mich das nach dem Finale.
Spindelegger: Ich bin ja immer noch für Brasilien.

profil: Aber, die sind doch draußen. Das 1:7? Vergessen?
Spindelegger: Erstens dauert es in der ÖVP immer ein bisschen länger, bis sich Neuigkeiten herumsprechen. Denken Sie nur an das Ende der Inquisition oder das Frauenwahlrecht. Das haben wir manchen bei uns bis jetzt nicht erzählt, weil es ihnen das Herz brechen würde. Und zweitens habe ich einfach eine unbezähmbare Schwäche für verlorene Kämpfe.

profil: Logisch. Sonst wären Sie ja auch kaum ÖVP-Obmann.
Spindelegger: Ein absoluter Traumjob – wenn man die richtige Veranlagung hat.

profil: Wirtschaftsminister Mitterlehner hat gemeint, wenn es so weitergehe, dann werde die Koalition wohl „stolpern“.
Spindelegger: Das hat er sicher nicht so gemeint.

profil: Nicht?
Spindelegger: Wir stolpern doch seit Jahren in einer Tour. Was er gemeint hat, war: Wenn es so weitergeht, dann prackt es uns voll auf die Pappn.

profil: Was der steirische Landeshauptmann Voves im Übrigen auch sagt.
Faymann: Ich kann mich nicht um ­alles kümmern, was da aus den Provinzen kommt. Schauen Sie meine Tiroler Freunde an: Wenn es nach denen ginge, müsste ich jetzt Cannabis legalisieren.
Spindelegger: Typisch Rote. Unsere
armen Kinder, die sich dann allesamt Haschisch spritzen würden, sind denen völlig egal.

profil: Ich bin Ihnen auch sehr dankbar, dass Sie zum Beispiel mich vor diesem schrecklichen Schicksal schützen.
Spindelegger: Wir wissen eben, was gut für Sie ist.

profil: Jetzt kommt eine Frage, die auch schon Bill Clinton in Bedrängnis gebracht hat.
Faymann: Die Antwort ist: Ich hatte auch keinen Sex mit dieser Frau.
Spindelegger: Und ich auch mit keiner anderen!

profil: Ich meinte die andere Frage: Haben Sie schon einmal einen Joint geraucht?
Spindelegger: Was? Man raucht dieses Zeugs?
Faymann: Also, ich muss ehrlich sagen, dass ich schon wissen wollte, worum es da eigentlich geht.

profil: Das heißt also, Sie haben es probiert.
Faymann: Nein. Der Ostermayer. Wie immer.

profil: In den USA hat es jetzt mit Washington schon der zweite Bundesstaat legalisiert.
Spindelegger: Was für ein Schlag, ja. Und das gleich so knapp nach dem Frauenwahlrecht.

profil: Was dürfen wir nach den Ferien von Ihnen erwarten?
Faymann: Optimismus.
Spindelegger: Tatendrang.
Faymann: Feuer in den Augen.
Spindelegger: Und unterm Hintern!

profil: Was heißt das konkret?
Faymann: Na, was schon: Wir machen genau dort weiter, wo wir aufgehört haben.
Spindelegger: Und das ist ein Versprechen!

profil: Ich kann es kaum erwarten.
Faymann: Warum sollte es Ihnen anders gehen als allen anderen?

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort