Rainer Nikowitz: Super, Seuche!

Ja, Corona ist natürlich beunruhigend. Aber wenn man genau hinsieht, entdeckt man wie so oft im Leben: Kein Schaden ohne Nutzen!

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Manche werden es sicherlich schon erleichternd finden, dass Corona sie bis auf Weiteres des in Österreich an sich obligatorischen Händeschüttelzwangs enthoben hat. Oder erst recht des Bussi-Bussi-Zwangs – wobei dessen nunmehriges Fehlen allerdings in der gleichnamigen Gesellschaft durchaus auch für Verwerfungen sorgen könnte. Weil, was macht man dort denn jetzt sonst die ganze Zeit? Aber generell stimmt es trotzdem: Im größten Unglück, in den schlimmsten Problemen versteckt sich oft auch ein manchmal vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbarer, aber durchaus vorhandener Vorteil. Auch in der Corona-Pandemie.

Als Beweis für diese These darf eindeutig gelten, dass zum Beispiel Herbert Kickl seit heute unter Quarantäne steht. Er kam gerade noch dazu, mit von den Lefzen tropfendem Geilheits-Sabber einen Schießbefehl an der österreichischen Grenze einzufordern – für den Fall, dass es auch nur ein einziges Kind von der griechisch-türkischen Grenze zu uns schaffen sollte – und musste dann leider in seiner Wohnung interniert werden. Es ist nicht restlos geklärt, wie er in Kontakt mit der Chinesenpest kam, Kickl hielt sich diesbezüglich bedeckt, er wollte bloß „tausendprozentig“ ausgeschlossen wissen, dass er irgendwie auch nur im Entferntesten mit einem Ausländer fraternisiert hätte. Und sei es auch nur durch Austausch von Körperflüssigkeiten wie nach dem Niesen – oder einer FPÖ-Pressekonferenz – herumfliegendem Rotz. Einige Quellen mutmaßen, Kickl könnte an einem freien Mitarbeiter des FPÖ-Parlamentsklubs angestreift sein, der seinen Freizeitlook einmal nicht online bestellen wollte, sondern dieses Mal gleich persönlich zum Firmensitz von Thor Steinar ins schöne Königs Wusterhausen im deutschen Altreich gefahren ist. Leider verkühlte er sich dort offenbar irgendwie die Glatze, das endgültige Testergebnis steht noch aus.

Die Maßnahme gegen Kickl wiederum soll offenbar vor allem der Sicherheit Dominik Nepps gelten, der ja dem Vernehmen nach vergangene Woche erstmals überhaupt in der Öffentlichkeit war und über ein dementsprechend sensibles Immunsystem verfügt – ähnlich jenem bislang unkontaktierter Naturvölker im Amazonas-Dschungel.

Kickls Quarantäne gilt auch für Handy und Internet. Wenn das kein Gewinn ist!

Kickls Quarantäne weist auch insofern eine Besonderheitauf, als sie auch für Handys, Internet, Buschtrommeln, Rauchzeichen oder sonstige Fernverständigungsmittel gilt. Die Landessanitätsdirektion geht nämlich davon aus, dass auch jegliche Äußerung Kickls hochansteckend sein könnte. Und wer, der ihm schon wenigstens ein Mal zugehört hat, wollte ihr diesen Befund verdenken?

Im Ausland, vor allem in Italien, leidet auch schon das Veranstaltungswesen, so sind zum Beispiel bei Fußballspielen keine Zuschauer mehr erlaubt. Die kommen in der österreichischen Liga allerdings meistens sowieso freiwillig nicht, also fällt es nicht so auf. Auf andere Großveranstaltungen in Österreich hingegen hat Corona deutlich schwerere Auswirkungen. So muss die Schaumparty in der Disco „Redneck“ in Rappoltenkirchen leider ebenso entfallen wie die Schlagernacht der nicht ganz so großen Superstars in St. Pankraz am Blasenstein oder das Benefiz-Spareribs-Wettessen des Kulturvereins Radlbrunn für ein unverschuldet in Not geratenes Mitglied des lokalen Ukulele-Quartetts „Erwin, Erwin, Erwin & noch einer“. Keine dieser Veranstaltungen wird nachgeholt, damit ist diesfalls sogar für einen positiven Langzeiteffekt gesorgt. Der Parteitag der Wiener ÖVP hingegen fand bereits vor einer Woche statt, da war der Verbreitungsgrad von Corona noch zu gering, um rechtzeitig helfend eingreifen zu können.

Allerdings deuten die 96,8 Prozent, mit denen Gernot Blümel dort gewählt wurde, durchaus darauf hin, dass im virologischen Bereich keineswegs mehr alles im grünen Bereich gewesen sein kann. Weil, wer macht so was denn, wenn er unter 39,5 hat?

Auch die vergangene Woche angelaufene Mitgliederbefragung der SPÖ konnte durch Corona nicht gestoppt werden, da hat sich im Kampf der Viren parteiintern offenbar Creuzfeldt-Jacob, also der gemeine Rinderwahnsinn, als stärker herausgestellt. Die Befragung läuft aber einen Monat lang, somit besteht eine realistische Chance, dass bei weiterer Corona-Verbreitung auch Pamela Rendi-Wagner ihren Blümel-Moment erlebt. Zwar eher nicht mit 96,8 Prozent – aber so eine Einviertel-Mehrheit wäre ja auch schon ein Achtungserfolg. Vor allem Ärztinnen vertraut man in Zeiten wie diesen ja noch viel mehr als sonst, davon kann Rendi-Wagner möglicherweise noch zusätzlich profitieren. Vielleicht könnte sie die Befragung ja sogar persönlich durchführen und gleich mit einem Mundhöhlenabstrich verbinden – das hätte nicht einmal der Kreisky draufgehabt!

Mehr positive Effekte werden folgen, je mehr Infizierte wir haben. Vielleicht könnten ja dieselben Geistesgrößen, die Masernpartys veranstalten, auch jetzt segensreich tätig werden?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort