Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Supersauber!

Supersauber!

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profil: Herr Grasser …
Grasser: Es freut mich sehr, dass Sie das ansprechen, weil mir das die Gelegenheit gibt, gegenüber den Österreicherinnen und Österreichern, denen ich mich immer noch in ewiger Liebe zugetan fühle, dass ich ihnen also erklären kann, dass ich selbstverständlich nichts gewusst habe. Wer den Karl-Heinz Grasser kennt, der wird Ihnen bestätigen: Das wäre schließlich das erste Mal gewesen! Der Wolfgang Schüssel hat immer gesagt, Karl-Heinz, hat er gesagt, ein Hirn hab ich eh selber. Was ich brauch, ist ein …

profil: Herr Grasser?
Grasser: Ja, genau! Sie sagen es! Ich bin hier das Opfer. Schiefe Optik. Ganz blöd. Ich verstehe auch, dass man da nachfragt. Aber nicht mehr als einmal. Weil dann wird das schon wieder so eine Kampagne. Das war schon so, wie ich noch in der Politik gewesen bin oder wie die Meinl-Gschicht den Bach runtergegangen ist, in der ich übrigens auch ein supersauberes Gewissen hab, noch ein bissl superersauber, und man tät es überhaupt nicht mehr sehen, immer schon, bei allem, was ich und mir geleistet habe, hat man versucht, mich anzupatzen. Und warum? Weil ich halt einfach so beliebt bin! Aber: Kann ich da was dafür? Gut, natürlich kann ich was dafür, werden Sie jetzt sagen. Wenn sich Smartheit, Eloquenz und diese unglaubliche Figur in einer Person …

profil: Herr Grasser!
Grasser: Megatransparent ist das alles abgelaufen. Volle Wäsche professionell! Ein Deal wie aus dem Bilderbuch der Förderung der New Economy! Reiner Zufall, dass die einen 960 Mille geboten haben und die anderen 961. So was passiert doch bitte alle Tage! In Bangladesch, in Paraguay – überall auf der Welt. Und wer soll denn da irgendwelche Geheiminformationen weitergegeben haben? Ich? Ich war nur der Minister. Und was die andere Geschichte betrifft: Sie können sich gar nicht vorstellen, wie enttäuscht ich bin! Menschlich, Sie verstehen? Ich bin ja in erster Linie menschlich. Da können Sie fragen, wen Sie wollen. Den Muhr. Oder erst den Plech. Ich steh in der Früh auf, und das Erste, was ich mir denke, ist: Karl-Heinz, was bist du heute wieder menschlich! Jedenfalls: so enttäuscht wie ich bin! Ich überlege mir sogar, ob ich nicht alle Hochzeitsfotos zerreißen soll, auf denen der Meischi neben mir steht. Geht aber nicht, weil ja auf der anderen Seite immer die Fiona steht. Wobei, wenn ich jetzt so drüber nachdenk …

profil: Herr Grass…
Grasser: Und der Hochegger. Der war überhaupt nie mein Freund. Einmal, da hat er … Sehen Sie diese Krawatte? Die hab ich selbst bezahlt. Also, quasi. Ich hab mit einem Autogramm bezahlt, aber das ist ja auch ganz schön was wert. Nicht auf einen nackten Busen oder so, wobei, glauben Sie mir, das hätte ich oft tun können, damals, bei den Roadshows. Aber so einer bin ich nicht. Nein, es war nur ein harmloser Werbevertrag. So einer bin ich nämlich. Und dann seh ich irgendwann: Der Hochegger hat dieselbe. Schiefe Optik. Ganz blöd. Wenn ich das gewusst hätte, wär er hochkant aus meinem Büro geflogen. Und seither red ich eh nichts mehr mit ihm. Die Fiona sagt zwar immer, geh, lass ihn meine Fetzen promoten, sonst kauft die ja keine Sau, aber da bin ich hart. Man muss privat und Geschäft trennen, da war ich immer …

profil: Herr Gra…
Grasser: Und der Kerl, der da angeblich ausgepackt hat bei Ihnen. Übler Skandaljournalismus. Haben Sie sein Drohmail gelesen? Und einmal, da hat er mich sogar mitten in einer wichtigen Sitzung beschossen. Mit einer Erdnuss. Da hab ich ein ganz schönes Glück gehabt. Und so einem glauben Sie? Was haben Sie denn für ein verschobenes Weltbild? Wissen Sie, manchmal erinnere ich mich selbst ein bissl an den Berlusconi. Selfmade-Millionär, sympathisch, integer, die Frauen stehen auf ihn – und ständig wird er verfolgt. Damals, auf der Yacht vom Julius, da hab ich mir das das erste Mal gedacht. Gut, die Yacht hat nicht mir gehört. Und ich hatte mehr Haare. Und die Fiona war gratis. Aber sonst …

profil: Herr …
Grasser: Und eines sag ich Ihnen: Es wird wieder nichts an mir hängen bleiben. Wie denn auch? Sehen Sie bei mir irgendwo eine Kante? Und es wird mich auch nicht daran hindern, dass ich mit meiner Immobilienfirma mit dem Plech voll durchstarte. Als Erstes verkaufen wir der Republik die Buwog wieder zurück. Ich will mich da beim Preis noch nicht festlegen, aber eins ist klar: Noch billiger ist sie seit damals sicher nicht geworden. Pfah, wird das wieder supersauber!

profil: He…
Grasser: Bitte, gern. Aber danken Sie nicht mir. Danken Sie Gott.

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort