Rainer Nikowitz: Team Reibach

Die niederösterreichische Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger hat gestanden, Jörg Haiders Schmiergeldbotin gewesen zu sein. Zurücktreten will sie deshalb natürlich nicht. Wir sagen: Gut so!

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profil: Frau Landesrätin, wenn Sie Ihre beeindruckende politische Karriere noch einmal Revue passieren lassen: Würden Sie sagen, dass Sie heute als niederösterreichische Landesrätin am Höhepunkt sind? Oder war der doch eher damals, als Sie Jörg Haiders Korruptionskomplizin waren? Kaufmann-Bruckberger: Na ja, es war natürlich eine schöne Zeit damals – aber summa summarum schon eher heute.

profil: Weil Sie heute mit Ihren Zuständigkeiten für „Baurecht, Veranstaltungen und Asyl“ neben Ihrem genialen Mitspieler Wolfgang Sobotka tagtäglich beweisen können, dass die niederösterreichischen Landesräte in Wirklichkeit in einem B-Movie-Script erfunden worden sind? Und sich in St. Pölten alle den Bauch halten vor Lachen, weil keiner draufkommt? Kaufmann-Bruckberger: Das auch. Aber ich sagte ja schon: Summa summarum. Damals hab ich nur 35.000 Euro dafür bekommen, dass ich die 800.000 Euro Schmiergeld für den Jörg übernommen hab. Heute krieg ich 15.000 im Monat!

profil: Was? Niederösterreichische Landesräte verdienen nur 15.000 im Monat? Bei der Verantwortung? Und dem Arbeitsanfall? Kaufmann-Bruckberger: In der Not frisst der Teufel Fliegen. Außerdem dürfen Sie die Kohle nicht vergessen, mit der mich Frank Stronach zugeschüttet hat, als ich aus rein idealistischen Gründen mit meinem Nationalratsmandat vom BZÖ zu ihm übergelaufen bin. Damit kann man sich den Landesrat-Job schon eine Weile leisten.

profil: Wahrheit, Transparenz und Fairness. Kaufmann-Bruckberger: Sie haben echt ein super Gedächtnis! Ich hab erst gestern wieder nachgedacht, und mir sind nur mehr zwei von den drei Blödheiten eingefallen.

profil: Sie haben Ihre Politkarriere bei der FPÖ begonnen, weil Sie, laut Eigendefinition, aus einer Familie stammen, die „immer schon sehr national“ war. Kaufmann-Bruckberger: Ja. Alles aufrechte, anständige Österreich-Patrioten, durch die Bank.

profil: Apropos „durch die Bank“: Ihr Entdecker war Peter Rosenstingl. Also der Mann, der dann die Parteikassa mitgenommen hat, weil er ihr Brasilien zeigen wollte. Kaufmann-Bruckberger: Ja, dem Peter hab ich sehr viel zu verdanken. Vor allem mein untrügliches Gespür für mikroökonomische Win-Win-Situationen.

profil: Und dann natürlich auch dem Jörg, nehme ich an. Er hat sie zur Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft der Klagenfurter Seebühne gemacht, später dann zur Geschäftsführerin der bekannten Werbeagentur „Orange“ – sie standen also bei lauter Erfolgsprojekten an der Spitze. Kaufmann-Bruckberger: Und das, wo ich doch von meinem Naturell her die totale Hinterbänklerin bin! Aber ja, natürlich verdanke ich auch dem Jörg wahnsinnig viel. Wie so viele andere auch. Ich meine: Wo wären wir alle bloß ohne den Jörg?

profil: Vermutlich immer noch in den stinkenden Löchern, aus denen Sie und Ihresgleichen damals gekrochen sind. Kaufmann-Bruckberger: Ja, wahrscheinlich. Und das Schlimmste ist: Wir würden absolut keinem abgehen.

profil: Bitte nicht! Wenn ich so was Trauriges höre, krieg ich gleich feuchte Augen! Außerdem stimmt das ja so nicht: Zumindest den Landesparteien von ÖVP und SPÖ würden Sie abgehen. Warum hätten die sonst den Misstrauensantrag gegen Sie abgeschmettert? Kaufmann-Bruckberger: Ich muss sagen, ich war echt gerührt, dass die das gemacht haben. Das lässt auf ein wahnsinnig tiefes Verständnis von politischer Verantwortung schließen, das ich ihnen gar nicht zugetraut hätte.

profil: Ich schon. Und es braucht jetzt auch keiner zu glauben, dass es genau solche Sachen sind, bei denen dem p.t. Wahlvolk umstandslos das Speiben kommt. Kaufmann-Bruckberger: Sicher nicht. Andererseits … Wenn das doch der Fall sein sollte, dann bedeutet das ja eh wieder nur neuen Zulauf zur FPÖ. Und dann schließt sich der Kreis. Also, für mich zumindest.

profil: Inwiefern? Kaufmann-Bruckberger: Na ja, vielleicht kann ich dann wieder zur FPÖ zurück – wenn ich ihr schon neue Stimmen verschaffe. Dort gehör ich ja sowieso hin. Und sonst würd’s jetzt dann eh bald eng werden. So breit kann ich die Beine gar nicht machen, dass mich nach FPÖ, BZÖ und Team Stronach noch eine vierte Partei nimmt. Also, im übertragenen Sinn natürlich.

profil: Natürlich. Kaufmann-Bruckberger: Und wenn ich dann wieder bei der FPÖ wär, ja? Dann würde ich aber echt aufräumen mit diesem ganzen Saustall in unserem Land.

profil: Höchste Zeit. Kaufmann-Bruckberger: Sagen Sie, was anderes: Was zahlt Ihre Zeitung eigentlich für so ein Interview?

profil: Ihnen oder mir? Kaufmann-Bruckberger: Tschapperl!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort