Rainer Nikowitz: Gröfarts

Jetzt können die populistischen Großsprecher weltweit endlich beweisen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt sind.

Drucken

Schriftgröße

Trump: Junger Churchill! Was ist los mit dir, du Weichei? Ich wünschte, du hättest die Sache mit der Herdenimmunität durchgezogen. Johnson: Aber sogar Prince Charles hat es! Stell dir vor, der steckt die Leitkuh an, und die stirbt dann! Ich würde in die Geschichte eingehen als der Premier, der die Queen um die Ecke gebracht hat.

Trump: Die ist was … 93? So fucking what? Dann kommt eben endlich der mit den Ohren dran, der wartet sowieso schon ewig. Und er wird das bisschen Husten ja wohl überleben. Johnson: Du verstehst nicht! Das ist die Queen! Schlimmer wäre für die Briten nur noch, wenn … wenn … wenn ich Corona bekäme!

Trump: Ich konnte die Alte sowieso nie leiden. Hat mir bei jedem Besuch die Show gestohlen, das Biest. Kann es sein, dass die Demokratin ist? Johnson: Ich hatte aber auch sonst keine Wahl mehr. Ich musste den Shutdown einfach machen.

Trump: Ja, ich weiß, wovon du redest. Scheiß Wissenschafter. Und scheiß Statiker. Oder wie heißen die mit den exponierten Kurven? Johnson: Mir haben sie vorgerechnet, wie viele Zigtausend vermeidbare Tote ich in Kauf nehme. Als ob der Tod jemals vermeidbar wäre! Und nur, weil es da jetzt bei dem einen oder anderen ein kleines Problem mit dem Timing geben könnte, machen sie so ein Theater?

Trump: Ich sperre die USA jedenfalls in zwei Wochen wieder auf. Ist mir egal, was die sagen. So kann das nicht bleiben. Johnson: Dann hast du aber bald ein paar Millionen Infizierte zu viel und ein paar Hunderttausend Eiserne Lungen zu wenig.

Trump: Vermutlich. Aber: Die meisten davon sind an der Ost- und der Westküste! In den Demokraten-Nestern! Dazwischen, im Mittelwesten, im ganzen Trump-Country, gibt es viel weniger Corona. Das ist die Strafe Gottes! Johnson: Ich wäre mir jetzt allerdings nicht so sicher, dass die Strafe Gottes vor dem Mississippi einfach so haltmacht und sich dann entschließt, ihn lieber nicht zu überqueren.

Hausarbeit ist wahnsinnig gefährlich. Da passieren die meisten Unfälle – jetzt natürlich umso mehr!

Trump: Na gut. Aber selbst wenn nicht? Wie viele Tote haben wir jedes Jahr durch die Grippe? 24 Millionen? Johnson: Und auf die vielen Verkehrsunfälle hast du ja auch schon völlig richtig hingewiesen.

Trump: Wahnsinn, ja! Darum nehme ich ja nur den Hubschrauber. Sollte jeder machen. Ist viel sicherer. Johnson: Hausarbeit ist wahnsinnig gefährlich. Da passieren die meisten Unfälle – jetzt natürlich umso mehr!

Trump: Und die vielen Selbstmorde! Weil die Leute zu Hause allein sind. Johnson: Und erst, weil sie zu Hause nicht allein sind!

Trump: Viele verschlucken sich auch am Essen und ersticken. Die sterben aber hauptsächlich in Europa. Dort kennt ja niemand das Heimlich-Manöver. Amerika ist großartig im Heimlich-Manöver. Johnson: Ich habe einmal gelesen, dass 5,4 Prozent aller Toten auf Samoa von herabfallenden Kokosnüssen erschlagen wurden.

Trump: Ist es wahr! Johnson: Oder, völlig unterschätzt: Raubwanzen!

Trump: Was zur Hölle sind Raubwanzen? Johnson: Keine Ahnung. Aber ich habe sie auf der Suche nach lächerlichen Vergleichen ergoogelt. Und was soll man sagen: 10.000 Tote jährlich!

Trump: Das Leben ist eben lebensgefährlich. Johnson: Aber keiner außer uns beiden Haudegen will das einsehen.

Trump: Nein. Traurig eigentlich. Johnson: Der Brasilianer vielleicht noch.

Trump: Guter Mann, der Brasilianer. Johnson: Der Ägypter auch. Und der Weißrusse ist überhaupt der Coolste! Der lässt sie sogar weiter Fußball spielen!

Die Amerikaner sorgen sich nun einmal um mich, ich kann sie nicht enttäuschen.

Trump: Weißrusse? Gibt’s die denn in anderen Farben auch noch? Johnson: Wo wirst du denn in nächster Zeit dein Hauptquartier haben? Also ich jedenfalls im Bunker. Ich hab genug „Walking Dead“-Folgen gesehen, um die Vorzüge soliden Mauerwerks zu schätzen.

Trump: Ich werde auch mit gutem Beispiel vorangehen und mich freiwillig in Quarantäne begeben. Johnson: Das ist löblich. Im West Wing?

Trump: In meinem Golfresort in Florida. Praktisch allein. Johnson: Das ist heldenhaft!

Trump: Mit dem Generalstab natürlich. Und meinen Leibärzten. Johnson: Natürlich.

Trump: Und sonst nur noch den 54 engsten Bediensteten. Johnson: In Zeiten wie diesen müssen wir uns alle in Verzicht üben.

Trump: Und dann natürlich noch 3000 Navy Seals rund um das Gelände, die das Eindringen von Viren großräumig verhindern. Ich finde diese angebliche Seuche zwar absolut lächerlich, aber was soll ich machen? Die Amerikaner sorgen sich nun einmal um mich, ich kann sie nicht enttäuschen. Johnson: Nein. Das können sie nicht auch noch brauchen, wenn sie schon zu Millionen um Luft ringen.

Trump: Wie heißt eigentlich der Weißrusse? Johnson: Lukaschenko. Trump: Aha. Dem muss ich auf Twitter folgen.

So kommen Sie zum kostenfrei E-Paper von profil Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Ausnahmsweise stellen wir die aktuelle profil-Ausgabe allen Home-Officern, Studierenden und Alltagshelden kostenlos zur Verfügung - als kleinen und hoffentlich wirksamen Beitrag gegen den Corona-Blues. So kommen Sie über Ihr Tablet oder Ihr Smartphone zu Ihrem gratis E-Paper:

1. Laden Sie im App-Store oder via Google Play die App "profil E-Paper" herunter. 2. Ab Samstag, 17 Uhr, steht Ihnen die neue profil-Ausgabe kostenlos zum Download zur Verfügung.

Falls Sie Ihr E-Paper lieber am PC lesen, dann können Sie die aktuelle Ausgabe über unseren Aboshop herunterladen.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort