Rainer Nikowitz: Tweeplomatie

Rainer Nikowitz: Tweeplomatie

Erdogan feilt an weiteren diplomatischen Höhenflügen.

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Kuzu: Hau ab, Arschloch! Erdogan: „Hau ab“ ist dasselbe wie „Verpiss dich“. Kuzu: Aber „Arschloch“ nicht dasselbe wie „Ungläubiger“. Erdogan: Ach nein? Kuzu: Na gut. Wie wär’s dann mit … „Fick dich ins Knie, Christ!“? Erdogan: Also nein. Wir sind Muslime. Wir sagen nicht „Ficken“. Kuzu: Sagen wir nicht?

Erdogan: Und überhaupt: Ins Knie? Die Westler treiben es ja bunt, aber was soll das bitte bringen? Kuzu: Das ist nur so eine Redensart. Erdogan: Und was heißt die? Kuzu: Hau ab, Arschloch. Erdogan: Wir müssen das Spektrum erweitern. Eine neue Front der Beleidigung eröffnen. Kuzu: Irgendwas mit seiner Mutter? Du weißt schon. Erdogan: Ist an sich immer gut. Könnte man andenken. Kuzu: Lieber Fernfahrerpuff an der Autobahn oder Hafenspelunke Rotterdam? Erdogan: Hä?

Kuzu: Die Mutter. Wo soll sie tätig gewesen sein? Erdogan: Ist das nicht vollkommen egal? Kuzu: Ein bisschen literarische Detailverliebtheit kann nicht schaden, dachte ich. Diplomatie hat schließlich auch etwas mit Kunst zu tun. Erdogan: Ich hasse Künstler. Die sind immer gegen mich. Kuzu: Also gut, dann geradeaus. „Hau ab, du Sohn einer …“ Erdogan: Moment. Warum denn jetzt schon wieder „Hau ab“? Kuzu: Ich dachte … Erdogan: Eben nicht. Sonst wäre das Ergebnis nicht so dürftig. Ich bin ein orientalischer Potentat, verdammt! Ich werde doch noch meine Feinde fantasievoll schmähen können! Kuzu: Nazi! Erdogan: Gekauft.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort