Satire

Rainer Nikowitz: Preisfragen

Die Wiener SPÖ hat die Wahl zwischen - theoretisch - drei Koalitionspartnern. Das wird sich in den Sondierungen natürlich niederschlagen.

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Hebein: I kann mi nur wiederholen ...
Ludwig: Des fangt ja wirklich guat an! Weil damit hätt ma glei zu Beginn eins deiner wesentlichsten Probleme angsprochen!

Hebein: Ihr habt's dazugwonnen-wir ham dazugwonnen. Des is für a Regierungskoalition nach zehn Jahr net selbstverständlich. Scho gar net für den kleineren Partner.
Ludwig: Blöd isses halt nur, wenn der kleinere Partner sogar noch einen Stadtratssitz dazugwinnt und man ihm also zwei überlassen müsst. Des könnt si durchaus als Pyrrhussieg herausstellen.

Hebein: So isses jetzt nun einmal. Es wird euch sicher net schaden, wenn ihr euch künftig a bissl mehr nach uns richten müsst's.
Ludwig: Es wird dir aber a net entgangen sein, dass die NEOS nur einen Stadtrat haben. Des wär also an sich recht praktisch für uns.

Hebein: Du drohst mir mit den Neoliberalen? Den Sozialabbauern? Den Privatisierern? Den Speichelleckern der Wirtschaft?
Ludwig: Ma muss net zwingend nix von Wirtschaft verstehen, wenn ma Politik machen will. Des solltet's ihr in den grünen Statuten vielleicht langsam einmal ändern.

Hebein: Was bitte hat dieser Schnösel Wiederkehr, was i net hab?

Ludwig: Hmm. Charme?


Hebein: Des is ka politische Kategorie. Scho gar net bei grüne Frauen!
Ludwig: Guat, dann sag i was anderes: Er hat keinen Ellensohn hinter sich.

Hebein: Glaubst i freu mi drüber, dass i den im Gnack hab?
Ludwig: Vielleicht net. Der Unterschied is nur: Du kannst es net verhindern. I scho.

Hebein: Eins sag i dir glei, nur damit ihr euch da kane Schwachheiten einbildet's: Ich hab als Spitzenkandidatin das beste Ergebnis aller Zeiten für die Wiener Grünen gholt.
Ludwig: Was, du warst des? I hab gar net so genau auf den Stimmzettel gschaut. I hätt mir denkt, des war die Greta Thunberg.

Hebein: Folglich gibt's a Koalition mit den Grünen nur mit mir als Vizebürgermeisterin. Oder-gar net.
Ludwig: Hmm. Des is eine sehr schwierige Entscheidung. Derf i einen Telefonjoker anrufen?

Hebein: Und wer wär des leicht?

Ludwig: Jedenfalls sicher net der Häupl.

Hebein: Ah so, ja. Wir hören ja jetzt mehr auf die Flächenbezirke.
Ludwig: Wie soll i sagen, Birgit: Wenn i bei meine Leit draußd in Fluridsdurf bin, und da fallt dein Name - i hab no nie Rote so laut nach einem Exorzisten rufen hören.

Hebein: Dann solltet's euch vielleicht glei mit de Türkisen auf a Packl hauen. Die san a ziemlich wehrhafte Christen.

Ludwig: Schau ma amoi.

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Blümel: Grüß Gott!

Ludwig: Und auf Wiedaschaun!

Blümel: Was, so schnell? Zawos bin i dann überhaupt herkumman?

Ludwig: Ham Ihna de andern zwa zu mir einegehen gsehn?

Blümel: Ja.

Ludwig: Was fragen S' dann so bled?

******

Ludwig: Junger Freund, mir hat da was net gfallen, was Sie vor der Wahl gsagt ham.

Wiederkehr: Lassen S'mi raten: Dass wir für Transparenz san? Und gegen Freunderlwirtschaft?

Ludwig: Des auch. Weil des ja beides ziemlich unwienerisch is. Aber i hab was anderes gmeint. Nämlich, was Sie gsagt ham, wie Sie als Koalitionspartner wären. Wissen S'no?

Wiederkehr: Ah so I hab gsagt: Wir wären der Tritt in den Hintern der SPÖ. Ludwig: Aha! Und? Sagt ma so was? Wiederkehr: Es war Wahlkampf. Da sagt ma viel.

Ludwig: Des is schon richtig. Dennoch möcht i net, dass des irgendwie von vornherein unsere Verhandlungen belastet. Und darum Sie täten ja gern Bildungsstadtrat werden, net wahr?

Wiederkehr: Bildung ist ein natürlich zentraler Bestandteil des NEOS-Reformprogrammes, weil wir davon überzeugt sind, dass

Ludwig: Jaja. Is scho guat. Sie ham da sicherlich ein sehr schönes Programm. Aber san S'so guat und reden S'ma den Rest in a Plastiksackl. Aber, nachdem Sie davon so begeistert san, hätt i da gleich auch einen Beitrag. Eine pädagogische Maßnahme, wenn Sie so wollen. Wiederkehr: Aha. Und zwar?

Ludwig: Sie schreiben ma bis zur nächsten Verhandlungsrunde hundert Mal: "Ich soll den Hintern der SPÖ in Ruhe lassen."Und zwar mit der Hand. In Schönschrift.

Wiederkehr: Wie bitte? Des kann doch wohl unmöglich Ihr Ernst sein!

Ludwig: Blümel! Kumm zruck!

Wiederkehr: Sie brauchen net glauben, dass wir uns vor der SPÖ in den Staub hauen, nur weil ma so gierig drauf san, in die Stadtregierung zu kommen.

Ludwig: Und nimm de Hebein a glei mit, Blümel! Mir machen da jetzt a Auktion draus, damit's schneller geht. Was? De NEOS? Naa, de wollen eh net.

Wiederkehr: Liniert oder kariert?

Ludwig: Was?
Wiederkehr: Des Papier. Auf des i draufschreib.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort