Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Weltpolitik

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Fischer: Sodala. Also, lieber Herr Herzog, das war jetzt also die Voest, gell? Schon interessant, net wahr?
Henri: Ungeheuer interessant. So eine Fabrik mit lauter Maschinen, deren Funktionsweise man weder versteht noch jemals verstehen will, ist immer wieder ausgesprochen beeindruckend.

Fischer: Früher, also wie der Kreisky noch war, da war die Voest ja noch verstaatlicht, gell. Damals haben wir Sozialdemokraten schon auch gezeigt, was wir alles von Wirtschaft verstehen.
Henri: Nun, Sie werden verstehen, dass ich den Gepflogenheiten der internationalen Hochdiplomatie folgend darauf leider keine Antwort geben kann und stattdessen interessiert aus dem Fenster schaue.

Fischer: Aber selbstverständlich, Herr Herzog, selbstverständlich! A propos Herzog: Warum sind Sie denn eigentlich kein König? Ist das einfach deshalb, weil Luxemburg so ein Pimperlstaat ist, der eigentlich nur aus einem bis zum Zerplatzen aufgeblasenen Bankenkonglomerat besteht?
Henri: Nun, tatsächlich steht mir ja ohnehin der Titel „Königliche Hoheit“ zu. Um genau zu sein bin ich „Seine Königliche Hoheit Henri, Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau, Prinz von Bourbon-Parma, Graf von Sayn, Königstein, Katzenelnbogen und Diez, Burggraf von Hammerstein, Herr von Mahlberg, Wiesbaden, Idstein, Merenberg, Limburg und Eppstein“.

Fischer: Was Sie net sagen! Auch sehr beeindruckend. Katzenelnbogen… Wo is denn des?
Henri: In der Gegend von Darmstadt.

Fischer: Naja, was frag i auch… Mein zweiter Vorname ist übrigens Leopold.
Henri: Interessant!

Fischer: Jaja. Und wenn ich ein Mädl geworden wär, hätt ich überhaupt gleich Leopoldine gheißen. Weil „Heinzine“ gibt’s ja nicht, gell.
Henri: Wieder was gelernt.

Fischer: Sind Sie vielleicht zufällig mit dem Mensdorff-Pouilly verwandt?
Henri: Nicht, dass ich wüsste.

Fischer: Ah so, naja. Ich hab mir nur dacht. Weil der ja auch einen Namen hat, der länger is als die 40-Stunden-Woche.
Henri: Nun, es kommt schon einiges zusammen so über die Jahrhunderte.

Fischer: Natürlich, natürlich. Sagen Sie, wollen wir eigentlich über die Gschicht mit dem Bankgeheimnis sprechen?
Henri: Nun ja… Wir können schon. Aber wird Sie in Ihrem Land irgendjemand fragen, ob es jetzt abgeschafft wird oder nicht?

Fischer: Mich? Wo denken Sie denn hin!
Henri: Sehen Sie! Mich auch nicht.

Fischer: Recht ham S’. Dann lass ma’s gleich bleiben, weil am End tät ma noch ins Streiten kommen auch. Schau ma lieber, was als Nächstes am Programm steht…
Henri: Da vorne ist ein Stau.

Fischer: Ah ja. Das Ars Electronica Center. No, is auch was Schönes, gell?
Henri: Davon gehe ich aus.

Fischer: Die machen da so… Dings. So elektronische Kunst, nicht wahr.
Henri: Wer hätte das gedacht.

Fischer: Da vorne ist ein Stau.
Henri: Sag ich ja.

Fischer: Na geh! Das is jetzt aber ärgerlich. Wo wir es doch eh schon gnädig haben.
Henri: Gnädig?

Fischer: Gnädig.
Henri: Es sind schon Kriege ausgebrochen aufgrund von bedauerlichen sprachlichen Missverständnissen.

Fischer: No, Sie werden ja wohl nicht uns angreifen, was? Ha! Wobei, wir wären wahrscheinlich eines der ganz wenigen Länder, gegen das Sie sogar eine Chance hätten… Also jedenfalls: Mit „gnädig“ meinen wir „eilig“.
Henri: Ich würde es auch begrüßen, wenn wir pünktlich wären. Ich meine, so ein Staatsbesuchsprogramm ist schließlich eine wichtige Sache, das duldet nun einmal keinen Aufschub.

Fischer: Da bin ich ja ganz bei Ihnen, Herr Herzog, aber was soll ma denn machen? I kann uns ja schlecht einen Eurofighter kommen lassen. Abgesehen davon, dass wahrscheinlich sowieso keiner einsatzfähig is.
Henri: Oh, sehen Sie doch! Die Autos teilen sich ja! Wie einst das Rote Meer bei Moses.

Fischer: Also erstens bin ich Agnostiker und zweitens is das die Rettungsgasse. Schau dir was an! Und da heißt’s immer, die funktioniert gar net. Die Bures Dorli wollt schon alle zehn Meter eine Kamera installieren, damit das was wird.
Henri: Wegen der Rettungsgasse? Sie haben da ja vielleicht ein spaßiges Land.

Fischer: Ja, wir haben immer so super Ideen. Naja, aber was mach ma jetzt…
Henri: Nun, Sie wollen ja hoffentlich keine bilaterale Krise riskieren, oder? Ich meine, Europa hat doch schon Probleme genug, finden Sie nicht?

Fischer: Das heißt… Wir sollen da jetzt einfach durchbledern? Das geht doch nicht!
Henri: Und wenn im Ars Electronica Center gerade der Kaffee kalt wird?
Fischer: Fahr ma, euer Gnaden!

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort