Rainer Nikowitz: Die Zurückschießer

Politiker mit hohem Verantwortungsgefühl sorgen natürlich auch für die richtige Vorbereitung auf so einen zünftigen Bürgerkrieg.

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Vilimsky: Melde gehorsamst: Nahrungsmittel für Generalstab zur Gänze im Bunker eingelagert! Damit halten die Oberbefehlshaber sechs Monate unter Tage durch, bis sich draußen der volkstreue Sturm wieder gelegt hat. Kickl: Sehr brav! Aber halt di an die Sprachregelung, Schütze Arsch: Der volkstreue Sturm is nix, vor dem si unsereiner verstecken muss. Er is eine reine Notwehrmaßnahme gegen die Landnahme, die kulturfremde Usurpatorenmassen mit Unterstützung linker Volksverräter durchführen wollten. Verstanden? Vilimsky: Melde gehorsamst: Ungefähr. Kickl: Welchen Teil denn net? Vilimsky: I hab immer glaubt, die kommen aus Afghanistan und Marokko und so. Aber i schau jetzt glei auf Google-Maps nach, wo dieses Usurpator liegt. Kickl: Äh … ja. Harald, i sag dir eins: Du empfiehlst di wirklich für höhere Aufgaben. Vilimsky: Wirklich? Pfauh, danke. Welche denn? Kickl: Sag ma, wenn der Feind zum Beispiel den Eingang zu unserem Bierzelt in Ried verminen tät – i weiß jetzt schon, wer da des Räumkommando wär. Strache: Was hamma denn jetzt im Vorratskeller? Hast alles kriegt, was auf der Listen gstanden is? Vilimsky: Melde gehorsamst: Ja. Obwohl es net ganz einfach war. Des Wichtigste zuerst: I hab drei Bier für jeden pro Tag. Strache: Dose, hoff i doch. Vilimsky: Pfandflasche. Wegen der Umwelt. Kickl: Herrgott noch amoi! Hofer: Sehr richtig! Und noch amoi und noch amoi! Ma kann ihn net oft genug vereinnahmen! Kickl: Erstens is des mit der Umwelt bekanntlich nur eine weitere Lüge des Systems, um den freien Bürger zu unterdrücken. Und zweitens: Wer nimmt denn deine depperten Pfandflaschen zruck, wenn draußen alles in Trümmern liegt? Vilimsky: Verdammt. Daran hab i leider net denkt. Strache: Aber wir können aus den leeren Flaschen ja immer no Molotow-Cocktails basteln. Mach dir kan Kopf, Harald. Kickl: Wie sollt er denn a? Vilimsky: Dann hab i no an Lastwagen voll mit Leberkas und 5000 Schnitzeln. Hofer: Vom Schwein? Vilimsky: Melde gehorsamst: natürlich. Weil wenn sie dem Feind in die Händ fallen sollten, sind sie für ihn unbrauchbar. Hofer: Schau, da hat er aufpasst. Aber: Was is, wenn sie dem inländischen Teil unserer Feinde in die Händ fallen? Vilimsky: Auch unbrauchbar! Alles Veganer! Hofer: Ich als baldiger Bundespräsident für alle Österreicher außer denen mit Anstand hätt’s net besser planen können! Kickl: Und die Schnitzel ham eh die Form von Österreich? Des is wichtig für die patriotischen Propagandafotos ausm Bunker. Vilimsky: Selbstverständlich! Strache: Also, klarerweise Österreich mit Südtirol unten dran, net wahr? Vilimsky: Uh. Strache: Net sag jetzt, du hast schnitzeltechnisch dem Diktat von St. Germain nix entgegengesetzt! Vilimsky: Es hätt ma ja a wer helfen können beim Einkaufen! Strache: Des hamma doch ausgiebig besprochen: Des is viel zu gefährlich, wenn ma unsere an sich natürlich im Übermaß vorhandene Volksnähe so konkret ausüben! Als Anführer des Widerstands müssen wir immer und überall mit einem Krummsäbel von hinten rechnen! Vilimsky: Aha. Aber für mi is es net zu gfährlich oder wie? Hofer: Ma muss die potenziellen Verluste so gering wie möglich halten. Strache: Herbert, i hoff, dass wenigstens beim Propagandamaterial alles auf Schiene is? Kickl: Alles vorbereitet. Radio Schwarz-Rot-Weiß-Rot-Gold kann jederzeit auf Sendung gehen, auch die Störsender für die Feindfrequenzen Ö1 und FM4 san bereit. Strache: Und die Flugblätter? Kickl: San a fertig. Wir fordern die Volkstreuen auf, sich gegen die Aggression zu verteidigen, dabei aber rein defensiv zu agieren und auch bei der Wahl der Waffen immer das gelindere Mittel zu nehmen. Hofer: Was heißt des konkret? Kickl: Wir ham des an mehreren aus dem Kriegsleben gegriffenen Beispielen illustriert. Wenn, sag ma, a aggressives Kopftüchlweib den letzten freien Sitzplatz in der Straßenbahn besetzt, dann muss ma net glei zur 45er-Magnum greifen. Hofer: Sondern? Kickl: A Baseballschläger tut’s auch. Strache: Spart außerdem Munition. Die dann anderweitig sinnvoll eingesetzt werden kann. An der Grenz zum Beispiel. Vilimsky: I hab mir denkt, des wird nur a Bürgerkrieg. Also an welcher Grenz? Zu Italien? Strache: Zu Wien-Neubau. Hofer: Des heißt also, wir san zu allem bereit. Wobei: War ma des in der Tiefe unseres Herzens net eh scho immer? Kickl: Es kann losgehen. HC? Strache: Ja? Kickl: Geh hin und halt deine Rede! an!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort