Morgenpost

Ausbau der Kinderbetreuung: Wien bekommt das meiste Geld

Österreich hinkt den EU-Zielen für die Kinderbetreuung weit hinterher. Wie weit? Das soll bald ein interaktives Dashboard zeigen.

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Die Regierung hat es Schwarz auf Weiß, aufgearbeitet von der Statistik Austria in der sogenannten Kindertagesheimstatistik: In Österreich gibt es erstens nicht genügend Kinderbetreuungsplätze und zweitens mit sehr strikten Öffnungszeiten. Ab März des kommenden Jahres soll der Nachholbedarf interaktiv zu verfolgen sein: ÖVP und Grüne kündigten am Mittwoch ein Dashboard an, das die Betreuungssituation in allen Regionen Österreichs aufzeigt - inklusive Zeitverlauf. „Dadurch wird ein umfassender und öffentlich zugänglicher Überblick über die Situation der Kinderbetreuung in Österreich möglich, um einerseits mehr Transparenz zu schaffen und andererseits für die Familien in Österreich noch rascher in der Kinderbetreuung agieren zu können.“

Womöglich erhöht die Statistik den Wettbewerbseffekt unter den Bundesländern und Gemeinden, und das wäre durchaus zu begrüßen. Aber grundsätzlich ist der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen für österreichische Verhältnisse sehr gut dokumentiert: 29,9 Prozent aller Kinder unter drei Jahren werden fremdbetreut. Damit erfüllt Österreich nicht einmal eine alte Quote, die sich die EU-Staaten selbst auferlegt haben. Das sogenannte Barcelona-Ziel lag lange bei 33 Prozent und wurde Ende 2022 auf 45 Prozent erhöht. 

Langsam aber sicher tut sich allerdings was. Im Finanzausgleich einigten sich Bund, Länder und Gemeinden auf zusätzliche Mittel für den Ausbau der Kinderbetreuung. 500 Millionen Euro pro Jahr sind für diesen Bereich reserviert, der Betrag soll in den nächsten Jahren auch an die Inflation angepasst werden. Das Etat wird durch die Einwohnerzahl entschieden: Wien erhält mit 108,5 Millionen am meisten, auf Platz zwei folgt mit 94,5 Millionen Niederösterreich. Auf dem letzten Platz liegt das Burgenland mit 16,7 Millionen Euro. Wer eine Betreuungsquote von 38 Prozent bereits erreicht hat (das ist bei Wien und dem Burgenland der Fall), kann die Mittel auch in den laufenden Betrieb einsetzen. Alle anderen Bundesländer sollen sich, Stück für Stück, diesem Ziel nähern. 

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.