Morgenpost

Corona: Österreich vernichtet bis zu 27 Millionen Impfdosen

Während die Republik 6 Millionen Dosen des neuen Covid-Impfstoffes kauft, sind 27 Millionen Dosen des alten Impfstoffes bereits vernichtet oder noch gebunkert.

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Auffrischen oder nicht? Falls Sie diese Frage nicht nur provoziert, sondern interessiert, hier ein nüchterner Blick auf die Ausgangslage. 469 Gäste des Wiener Müllfestes haben die Frage Mitte September mit Ja beantwortet und holten sich ihre Auffrischung. In zahlreichen Impfordinationen im ganzen Land ist der neue, angepasste Impfstoff von Biontech/Pfizer hingegen noch immer nicht angekommen. In der Pandemie wäre diese Verzögerung ein Mega-Skandal gewesen. Doch drei Viertel der Österreicher kümmert Corona nicht mehr, zeigt unsere aktuelle Umfrage. Mit einer deutlich höheren Impfquote als jener gegen Influenza ist nicht zu rechen. Sie betrug im vergangenen Winter 17 Prozent. Covid-Impfstoff gibt es für rund ein Drittel der Bevölkerung. Vom neuen Pfizer-Impfstoff hat die Republik 1,9 Millionen, vom US-Herstellers Novavax eine weitere Million Dosen geordert. Steigt die Impffreudigkeit nicht deutlich, wird Österreich auf einem Teil des neuen Impfvorrates sitzen bleiben.

Altlasten

Damit würden die enormen Altlasten aus der Pandemie weiter steigen. Vom alten Impfstoff lagerten Anfang September noch immer 17 Millionen Dosen in Österreich, teilt das Gesundheitsministerium auf profil-Anfrage mit. Zehn Millionen Dosen wurden bis dahin bereits vernichtet. Weitere 9,5 Millionen an Länder wie den Iran (1,6 Millionen Dosen), die Ukraine, Bosnien, Libanon oder Tunesien gespendet. Das Gesundheitsministerium bemüht sich nun um weitere Spenden. Doch selbst wenn geschenkt: welches andere Land hat noch Interesse an einem Impfstoff, der nicht an die aktuellen Varianten angepasst ist? So könnten in Österreich am Ende bis zu 27 Millionen Dosen des alten Impfstoffes vernichtet werden. Zum Vergleich: 20 Millionen Dosen wurden seit Ausbruch der Pandemie verimpft.

Während der alte Impfstoff abläuft, kommen Millionen Dosen des neuen, angepassten Impfstoffes hinzu. Nach den 2,9 Millionen Dosen, die für diese Viren-Saison angeschafft wurden, ist die Republik verpflichtet, Pfizer bis 2025 weitere drei Millionen abzunehmen. So wollen es die Abnahmeverträge, die zwischen EU und Pharmakonzernen verhandelt wurden - stellvertretend für die Mitgliedsstaaten.

Kosten bleiben geheim

Wie viel die Republik für Impfstoffe bisher ausgegeben hat, unterliegt der Verschwiegenheit. Gesundheitsministerien in ganz Europa verweisen auf die privatrechtliche Natur der Verträge mit den Impfstoff-Herstellern. So auch das Ministerium von Gesundheitsminister Johannes Rauch. Unbestätigte Berichte deutscher Medien sprechen von bis zu 30 Euro pro Dosis für Biontech/Pfizer. Die Preise für AstraZeneca sollen einen Bruchteil betragen haben. Welche Summen man auch immer zugrunde legt: Der Impfstoffüberschuss kostet Österreich mehrere Hundert Millionen Euro.

Ganz nach dem Motto, das von den Politikern in der Pandemie ausgegeben wurde: Koste es, was es wolle.

Clemens Neuhold

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.