profil-Morgenpost

Auch Männer verschießen Elfmeter

US-Fußballstar Megan Rapinoe beendet nach einem frühen Ausscheiden ihre WM-Karriere. Die Reaktionen darauf sind unverhältnismäßig.

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Eigentlich wollten sie einen Titel-Hattrick schaffen, doch die schwedische Torhüterin Zećira Mušović stellte sich dem WM-Traum des US-amerikanischen Fußball-Nationalteams in den Weg. Ganze 120 Minuten lang hielt sie das Tor der Schwedinnen im Achtelfinale am Samstag frei und ermöglichte so ihrem Team nach einem dramatischen Elfmeterschießen (Endstand: 5:4 für Schweden) den Einzug ins Viertelfinale.

Beim Elfmeterschießen selbst musste Mušović dann aber ohnehin nicht mehr groß eingreifen, die US-Amerikanerinnen schossen zwei Bälle vorbei und einen gegen den Pfosten. 

Unerwarteter Star der WM: Zećira Mušović

Das frühe WM-Aus des US-Teams ist bitter, immerhin haben die Fußballerinnen rund um Ex-Kapitänin Megan Rapinoe (bekannt dafür, dass sie beim WM-Sieg 2019 eine mögliche Einladung Donald Trumps mit den Worten „Ich werde nicht in das fucking White House gehen“ ausschlug) die letzten beiden Weltmeisterschaften gewonnen. Rapinoe ist in den USA und weltweit eine Fußball-Ikone; das ganze Turnier über wurde sie jedoch nur als Ersatzspielerin eingesetzt, ihren Elfmeter gegen Schweden verschoss sie.

Die Reaktionen auf Rapinoes Abschied und ihren verschossenen Elfmeter waren durchaus heftig. Rapinoe hatte sich im Laufe ihrer Karriere für die gleiche Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern eingesetzt; auf sozialen Medien war nun mehrfach zu lesen, warum man ihr denn gleich viel zahlen solle wie einem Kollegen, wenn sie Elfmeter ohnehin nicht verwandeln würde. Nur zur Erinnerung: Auch Männer verschießen Elfmeter. 

Noch eine Legende hatte bei dieser Weltmeisterschaft ihren letzten Auftritt: Auch die brasilianische Starspielerin Marta, ihres Zeichens WM-Rekordtorjägerin mit 17 Treffern in insgesamt 23 Spielen, verabschiedete sich nach dem frühen Vorrunden-Aus der Brasilianerinnen von der großen Fußball-Bühne.  

Der Titel „Rekordtorjägerin“ oder „Rekordtorschütze“ dominiert indes beim Österreichischen Fußballbund das Sommerloch: Der ÖFB setzt seit einem Jahr eine große Kinderfußballreform um, bei der Kinder ohne Ergebnisdruck – heißt, ohne Tabellen oder Torschützenlisten – Fußball spielen können. Das finden nicht alle gut, Nationaltrainer Ralf Rangnick sagte beispielsweise bei einer Trainertagung in Bremen: „Wenn man beim ÖFB auf die Idee kommen würde, mir zu erklären, dass es bei den Sechs- bis Zwölfjährigen keine Tabellen mehr gibt, keine Ergebnisse und auch nicht aufgelistet wird, wer die Tore geschossen hat, dann kriegt derjenige mit mir ein Problem.“ Rangnik dürfte jetzt mit jemandem ein Problem haben, denn was er offenbar nicht wusste: Die ÖFB-Kinder kicken schon seit einem Jahr ohne Tabellen. Mehr darüber lesen Sie hier auf profil.at oder in der aktuellen Ausgabe – hier als E-Paper verfügbar. 

Heute steigen übrigens noch die letzten beiden Achtelfinale der Fußball-WM. Um 10 Uhr spielt Kolumbien gegen Jamaika, am Nachmittag trifft Frankreich auf Marokko. Am Freitag bestreiten dann die schwedischen Außenseiterinnen in Auckland ihr Viertelfinale gegen Japan. 

Ein spannendes Match wünscht 

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.