EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
Morgenpost

Elektroautos: Chinesisch-europäisches Fahrduell

Die EU droht chinesischen Elektroautos mit Strafzöllen. Warum sollen heimische Konsumenten dafür büßen, dass die selbstgefällige europäische Autoindustrie den Trend zur Elektromobilität verschlafen hat?

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Gehören Sie auch zu denjenigen, die mit dem Kauf eines Elektroautos liebäugeln? Aber zu hohe Preise und zu geringe Reichweiten halten Sie davon ab? Da könnten chinesische Hersteller, die mehr und mehr auf den europäischen Markt drängen, nun eventuell passende Angebote vorlegen.

Wie Julian Kern in der aktuellen Ausgabe berichtet, startet demnächst der weltweit größte Akkuhersteller BYD mit seinen E-Autos zu Kampfpreisen auch in Österreich. Zum Beispiel mit einem vollelektrischem Kompaktwagen mit hochwertiger Ausstattung, der deutlich billiger ist als ein Verbrenner vergleichbarer Größe, wie etwa der VW Golf Rabbit. Der EU sind diese Fahrzeuge jedoch ein Dorn im Auge. „Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, lautet der Vorwurf von EU-Präsidentin Ursula von der Leyen. Die Kommission werde eine Wettbewerbsuntersuchung wegen Marktverzerrungen durch chinesische Subventionen für Elektroautos einleiten. Laut EU-Angaben liegen die Preise von chinesischen E-Autos im Mittel etwa 20 Prozent unter dem Niveau der in Europa produzierten Fahrzeuge.

Der Konsument hat das Nachsehen

Allein seit 2020 haben sich die Autoexporte aus China auf rund 2,5 Millionen Fahrzeuge jährlich verdreifacht. In der Weltrangliste der Exporteure ist China damit hinter Deutschland und Japan auf den dritten Platz vorgerückt. Doch während es bei den Ausfuhren der alten Autonationen kaum noch vorangeht, wächst die Nachfrage nach „Made in China“ rasant. Das liegt an den Elektroautos. Während sich chinesische Hersteller in der Vergangenheit bei den Verbrennern mit Fahrzeugen zweifelhafter Qualität blamierten und nie zur Konkurrenz aufschließen konnten, gelten sie in Sachen Elektromobilität nun als Technologieführer.

Dass Europa diesen nun mit Strafzöllen droht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Schließlich strebt die EU im Rahmen ihrer Klimapolitik eine möglichst rasche Dekarbonisierung des Verkehrs an. Und der Umstieg von Verbrenner auf Elektro-Antrieb würde freilich auch durch Preisanreize beschleunigt werden. Nicht umsonst wird die Branche in Europa selbst gut subventioniert: von Batteriefabriken über Ladeinfrastruktur bis hin zu Kaufprämien für Elektroautos. Dass nun aufgrund der chinesischen Hersteller relativ günstige Fahrzeuge zur Verfügung stehen, wäre also durchaus im Interesse der EU-Klimapolitik. Doch die Subventionierung europäischer Autokäufer durch chinesische Steuerzahler ist nicht erwünscht. Aus Sicht des Konsumenten ist das bedauerlich, denn er hat das Nachsehen. Er muss dafür büßen, dass die selbstgefällig europäische – und hier vor allem die deutsche –Autoindustrie den Trend zu Elektromobilität verschlafen hat.

Die geplanten Maßnahmen der EU könnten dazu führen, dass die ohnehin überschaubare Zahl leistbarer Elektroautos noch kleiner wird. Denn auch das in Österreich und Deutschland aktuell billigste erhältliche E-Fahrzeug, der Dacia Spring, wird nur in China gebaut.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).