FILE PHOTO: FILE PHOTO: Elon Musk and President Donald Trump are shown in the Oval Office in Washington

Elon gegen Donald – die teuerste Scheidung der Welt

Musk und Trump haben sich zerkracht – auf welcher Seite soll man da bloß stehen?

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Die allermeisten Romanzen enden früher als eingangs angedacht. (Ich vermute, an dieser Stelle nicken Sie entweder abgebrüht, bekümmert oder erleichtert.) Auch eine „Bromance“ – so nennt man kumpelhafte Beziehungen unter Männern – entgeht dem Schicksal des vorzeitigen Abbruchs oft nicht. Wie etwa auch im konkreten Fall, der anrührenden Amour fou zwischen dem mächtigsten Mann und dem reichsten Mann der Welt, Donald Trump und Elon Musk.

Die Liaison begann voller Zuneigung und mit kleinen Aufmerksamkeiten. Elon schenkte Donald für dessen Wahlkampf 2024 schnuckelige 288 Millionen Dollar (253 Millionen Euro); Donald revanchierte sich großzügig und machte Elon zum Chef eines neu geschaffenen Departments für Regierungseffizienz (DOGE). Auf diese Weise konnten die beiden ihrem gemeinsamen Hobby frönen, Amerika wieder großartig zu machen. Sowas braucht eine Beziehung.

Wenn es mal für einen der beiden nicht so gut lief, sprang ihm der andere liebevoll zur Seite. Als Musks Tesla-Autos wegen dessen politischer Tätigkeit in der Beliebtheit bei Konsumenten in Richtung Stinkekäse absackten, schlüpfte Trump kurzerhand in die Rolle des Testimonials und kaufte vor laufenden Kameras am Gelände des Weißen Hauses eine Elektro-Karre seines Buddies. Wie entzückend ist das!?

Und doch ist es jetzt aus zwischen den beiden. Trumps Lieblings-Gesetz, von ihm zärtlich „großes, schönes Gesetz“ (Big Beautiful Bill) genannt, bezeichnete Musk auf Twitter als „widerliche Abscheulichkeit“. Öffentlich! Damit sind Elon Musk und Donald Trump wohl die 2025er Version von Johnny  Depp und Amber Heard.

Die Frage ist: Auf wessen Seite soll man in diesem Scheidungsdrama stehen? Die Demokraten scheinen sich für Musk zu entscheiden. Chuck Schumer, ihr Fraktionschef im Senat, verlas fröhlich das giftige Twitter-Posting und freute sich, dass Trumps Ex dem US-Präsidenten jetzt in den Rücken fällt.

Inhaltlich jedoch ist die der Scheidungskrach komplexer. Musk kritisiert an dem Gesetz, das Steuern und Ausgaben des Staates regelt, dass es das Budgetdefizit der USA weiter erhöhe. (Außerdem ist Musk sauer, dass eine Förderung für den Kauf von E-Autos abgeschafft wird. Achtung, Rosenkrieg!) Musks Plan war, den Staat auf ein Minimum zu reduzieren, sowohl, was dessen Personal, als auch was dessen Ausgaben betrifft. Musk würde Trumps Steuergeschenke für die Reichen canceln, allerdings auch das Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid, das bedürftigen Amerikanern zugutekommt. Letzteres tut Trump nicht, um seine Wähler nicht zu vergraulen. So gesehen müsste Trump den Demokraten im Vergleich zu Musk sogar noch lieber sein.

Taktisch jedoch kann den Demokraten alles nützen, was Trump schadet. Also vergießen sie Krokodilstränen für Elon.

Folgen jedoch die republikanischen Abgeordneten im Senat Elon Musks Doktrin und setzen weitere Kürzungen der Staatsausgaben durch, indem sie die Big Beautiful Bill modifizieren, wird das die teuerste Scheidung der Welt – für die Bevölkerung der USA.

Robert Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur