Ex-Signa-Aufsichtsratschef Gusenbauer soll zig Millionen zahlen

Und nicht nur er. Die Insolvenzverwalterin der Signa Development fordert von Ex-Vorständen und Aufsichtsräten 750 Millionen Euro für den entstandenen Schaden. Und zwar dalli.

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Rene Benko sitzt im Gefängnis und wartet. Auf Besuch der Familie und von seinem Anwalt. Aber vor allem auf Post. Der Vorhabensbericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ist aus dem Justizministerium zurück – und es läuft, aller Voraussicht nach, auf eine Anklage hinaus. Und das wird Benko in den nächsten Tagen per Post vom Gericht wohl mitgeteilt.

Andere haben schon unangenehme Post bekommen: die ehemaligen Vorstände und Aufsichtsräte der Signa Development Selection (SDS) – eine der beiden wichtigsten und werthaltigsten Unternehmen der Signa. Darunter finden sich promiente Namen wie jener von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn, Robert Peugeot aus dem Automobilclan oder Karl Sevelda, bis 2017 Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International.

Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer fordert nun die Herren und Frauen auf, insgesamt 751 Millionen Euro an bezogenen Honoraren zurückzugeben – und zwar pronto. Ein Schaden in dieser Höhe sei entstanden, weil im Pleitejahr 2023 – als bei der Signa schon alles den Bach hinunterging – Zahlungen von Signa Prime und eben besagter Signa Development in Richtung der Signa Holding geflossen sind. Nach der Insolvenzeröffnung haben Datenforensiker alle Buchungen in René Benkos Signa-Reich seziert und sind nicht nur auf diese, sondern auf eine Reihe weiterer Ungereimtheiten gestoßen, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Der Geldtransfer sei jedenfalls „ohne wirtschaftlich oder betrieblich nachvollziehbare Rechtfertigung“ getätigt worden, wie in dem Schreiben der Insolvenzverwalterin an die ehemaligen Aufsichtsorgane steht. „Wären diese Mittel nicht gewährt worden, wäre auch der dadurch verursachte Schaden entfallen.“ Diese Zahlungen sind auch Gegenstand von Ermittlungen.

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Die Insolvenzverwalterin ist nicht zu Unrecht der Meinung, als Aufsichtsrat und Vorstand hafte man eben auch für getroffene Entscheidungen – immerhin hat man damit auch viel Geld verdient. Im Fall von Gusenbauer waren es bei der Signa über die Jahre Millionen – auf Fruhstorfers Aufforderung hat er zumindest das Honorar für 2023, das er von der SDS erhalten hat (er saß in der Signa auch in etlichen anderen Funktionen und kassierte dafür Honorare) zurück. Immerhin fast 300.000 Euro. Das reicht aber offenbar nicht. Die Insolvenzverwalterin will nicht nur die Honorare zurück, sie will auch den Schaden ersetzt bekommen. Und zwar von allen, die eigentlich die Finanzgebaren der Signa beaufsichtigen und hüten sollten. „Ich fordere Sie daher auf, den Betrag von 751 Millionen Euro unverzüglich auf unser Konto (…) mit dem Verwendungszweck ,Haftung Aufsichtsrat‘ (,Haftung Vorstand‘) zur Anweisung zu bringen“. 

Weiter unten im Schreiben zu lesen: Es sei auch klar, dass diese Summe wohl jedes Privatvermögen übersteigt, darum werde man zu Vergleichsgesprächen einladen. 

Als profil ein paar Tage nach Versand des Briefes nachfragt, ob schon Zahlungen eingegangen seien, wird das lachend verneint. Wahrscheinlich werden sich die Betroffenen jetzt einmal panisch an ihre Versicherungen wenden, um das zu diskutieren. Wir bleiben dran. 

Wir veröffentlichen morgen im neuen profil die 106. Geschichte zu René Benko (fast alle gesammelt hier). Es geht um ein ausgeklügeltes Versteckspiel, einen Safe, teure Uhren und schöne Ringe. So viel dürfen wir verraten. 

Wir haben noch etwas in Sachen René Benko anzukündigen: Ab Freitag, den 18. Juli, starten wir eine neue Podcaststaffel zu René Benko in unserer Investigativreihe „Nicht zu fassen“. Denn was sich seit der Pleite abgespielt hat (dort endete Staffel 1, die übrigens von zeitloser Schönheit ist, falls Sie sie noch nicht gehört haben) – das ist tatsächlich nicht zu fassen. 

Mit sachdienlichen Hinweisen wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an uns!

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.