Stefan Magnet: Der rechtsextreme Publizist und Werbeunternehmer rief nicht nur zur Teilnahme an Demos gegen die Corona-Maßnahmen auf, sondern marschierte auch selber mit, wie hier in Wien.
Morgenpost

Kickls Desinformant

Warum hofiert die FPÖ den Medienmacher Stefan Magnet, der antiisraelischen Islamisten eine Bühne bietet und wildeste Verschwörungsmythen verbreitet?

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Herbert Kickl und die FPÖ können nichts dafür, dass der Rechtsextremist und Corona-Leugner Stefan Magnet mit seinem alternativen Medienprojekt AUF1 Falschinfos und wildeste Verschwörungsmythen verbreitet. Wofür Kickl aber schon etwas kann: Er arbeitet daran, Leute wie Magnet salonfähig zu machen – und hilft mit, sie zu finanzieren.

Für alle, die noch nie von AUF1 gehört haben, reicht ein kurzer Blick auf die Startseite, um das Portal als das zu identifizieren, was es ist: Ein Desinformationsprojekt. Laut den aktuellen Schlagzeilen stehe „die Welt vor dem Untergang“. Bekannte Verschwörungsmythen werden in aller Offenheit ausgebreitet, etwa jene, dass es sich bei 9/11 und dem japanischen Überfall auf die US-Militärbasis Pearl Harbor in Wahrheit um eine „Inszenierungen“ gehandelt habe. Anerkannte internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen werden als „Globalisten“ und düstere Netzwerke dargestellt, die sich gegen die Bevölkerung verschworen hätten.

AUF1 zu Besuch bei der FPÖ

Wer so einen Stuss für plausibel hält? Die FPÖ hat offenbar kein Problem damit. Am vergangenen Donnerstag fand in den Räumlichkeiten des freiheitlichen Parlamentsklubs eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Alternativmedienszene statt. Unter den Diskutanten: Stefan Magnet und FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker. Der Parteigeneral sagte am Rande der Veranstaltung Klub wörtlich: „Es ist wichtig, AUF1 weiter zu unterstützen.“ Und das tut die Partei auch ganz offen: Zwischen all den wirren Headlines auf der AUF1-Startseite findet sich auch ein FPÖ-Inserat.

Ob FPÖ-General Hafenecker an die von AUF1 verbreiteten Verschwörungsmythen glaubt, lesen Sie im Interview, das meine Kolleginnen Iris Bonavida und Eva Linsinger für die aktuelle Ausgabe geführt haben (zum Interview).

Es passt so gar nicht zur – neuerdings – proisraelischen Positionierung der Freiheitlichen, dass Magnets AUF1 in den Tagen vor und nach der Podiumsdiskussion zwei deutschen Islamisten eine Bühne bot, die dort den Terrorangriff der Hamas als „ganz natürliche Sache“ bezeichnen durften – völlig unwidersprochen übrigens. Wenn sie von „Gräueltaten“ sprachen, dann meinten sie damit ausschließlich israelische.

Schon im Zusammenhang mit der Afghanistan-Reise von FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer wies die österreichische Extremismusforscherin Julia Ebner darauf hin, dass es zwischen Rechtsextremen und Islamisten gleich mehrere inhaltliche Schnittmengen gibt – eine, aber bei weitem nicht die einzige, ist der Antisemitismus (zum Interview).

Teil der FPÖ-Strategie

Und Kickl? Der erweist Magnet immer wieder mit Exklusivinterviews die Ehre, zuletzt im Doppel mit AfD-Chefin Alice Weidel.

Sogenannte Alternativmedien wie AUF1 sind seit Kickls Übernahme der Parteiführung ein fixer Bestandteil der freiheitlichen Medienstrategie, die darauf abzielt, unabhängig von kritischen Journalisten zu werden – und blaue Botschaften direkt an die eigene Fanbase zu senden.

Wie eng sich die Alternativmedien mit der FPÖ abstimmen und warum einige von ihnen Verschwörungsmythen mit purem Kalkül verbreiten, lesen Sie hier.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.