Warum haben Sie eine Kirche gekauft, Herr Schubert?
Vor ziemlich genau einem Monat fand im zehnten Bezirk in der Buchengasse ein besonderer Gottesdienst statt – und zwar der letzte in diesem Gotteshaus. Die kleine Backsteinkirche wurde profaniert und an einen Investor verkauft, der daraus ein Atelier machen will. Das ist mittlerweile kein Einzelfall mehr, wenige Tage später kontaktierte mich der Geschäftsführer der Ventana Holding GmbH. Sie haben vor einigen Jahren nicht ein Kircherl gekauft, sondern eine riesige barocke Kirche im Zentrum Korneuburgs samt Kloster.
Tatsächlich sieht die Kirche aus wie die typischste österreichische Kirche, die Sie sich vorstellen können: eine gelb-weiße Barockkirche mit Zwiebelturm und barockem Interieur. Warum ist so etwas für eine Immobiliengesellschaft interessant? „Österreich ist ein Nachzügler mit der Nachverwendung von Kirchen im Vergleich zu den Niederlanden und England. Es gibt viele, wenig genutzte Kirchen und super Konzepte“, sagt Ventana-Geschäftsführer Gernot Schubert. Die Holding hält Beteiligungen bei einem Sanitärgroßhandel, in der Automotive-Industrie und entwickelt Gewerbe- und Wohnimmobilien.
Kein Abtreibungsmuseum
Doch es gab einige kirchliche Bedingungen für die Immofirma: In der Kirche befinden sich besondere Fresken, die müssen erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, genauso wie der Kreuzgang. Auch Beichstühle und Kirchenbänke müssen bleiben, zusätzlich gibt es noch viele Denkmalschutzauflagen. „Wir dürfen keine Clubbings machen, die Kirche nicht an nicht-christliche Glaubensgemeinschaften vergeben und kein Abtreibungsmuseum daraus machen - das ist einmal in der Schweiz passiert“, sagt Schubert.
Derzeit wird der Bauschutt aus dem Kloster hinausgeräumt, hinter der Kirche finden archäologische Grabungen statt. Sie wollen mehr als die Hälfte des Grundstücks behalten, damit sie auch die Vorgaben einhalten können. In Chemnitz hat die Firma eine alte Webstuhlfabrik der Treuhand renoviert. Das sei der Anlass gewesen sich auch um ungewöhnlichere Objekte zu kümmern, erzählt Schubert. Aus der Korneuburger Kirche soll eine Eventlocation werden, mit Gastronomie, einer städtischen Bücherei und luxuriösen Wohnungen. Über den Kaufpreis behalten alle Beteiligten Stillschweigen.
Öffentlicher Raum oder privater?
Bis jetzt verkauft die katholische Kirche Gebetshäuser nur im Notfall an private Investoren. Dass aber nicht alle Kirchen gehalten werden können, ist auch in der Glaubensinstitution kein Tabu mehr. Die Erzdiözese Wien kümmert sich um Platzanalysen, überlegt sich, wie der viele Raum auch wirklich genutzt wird. Die Kirche in Korneuburg befindet sich in unmittelbarer Nähe der Stadtkirche. Sie hatte am Ende nur mehr sehr wenige Gläubige, heißt es hier. Fresken und Kreuzgang bleiben der Öffentlichkeit zugänglich, eine Grünfläche hinter der Kirche auch. Wird das Viertel revitalisiert und ein verlängerter Teil der Innenstadt? Oder vor allem ein privater Raum? Die Fertigstellung ist für 2027/28 geplant.
Wie einte Babler die SPÖ?
Weltlicher ging es gestern am ersten Mai am Rathausplatz zu. Am 1. Mai 2016 begann eine schmerzhafte Episode für die SPÖ. Der damalige Kanzler und SPÖ-Vorsitzende Werner Faymann wurde auf offener Bühne von seiner Parteijugend ausgepfiffen. Einige Parteivorsitzende, massive Flügelkämpfe und offene Schlachten später, scheint Andreas Babler – zumindest vorerst – ein Kunststück gelungen zu sein. Die Partei wirkt zum ersten Mal seit Jahren geeint, Iris Bonavida und Clemens Neuhold haben sich das in der kommenden Ausgabe genauer angeschaut.