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Komödie der Irrungen

Eine Twitternutzerin wurde mit der neuen britischen Premierministerin verwechselt und sorgte für Heiterkeit. Doch keine Sorge, auch die echte Liz Truss wird für einige Lacher gut sein.

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„Freue mich auf einen baldigen Besuch. Bereitet schon mal die Fleischbällchen vor“, antwortete @Liztruss, als ihr die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson auf Twitter zu ihrer neuen Rolle als britische Premierministerin gratulierte. Vermutlich war Andersson (beziehungsweise deren Social-Media-Team) gar nicht besonders irritiert, als sie das lasen. Schließlich war die internationale Politik nach drei Jahren Boris Johnson diverse Verhaltensauffälligkeiten gewohnt - und nicht zuletzt sind die Briten ja für ihren schrägen Humor bekannt. Doch die schwedische Regierungschefin hatte nicht die frischgebackene Premierministerin verlinkt, sondern eine Liz Trussell, die den Twitternamen @Liztruss besitzt. Der Account der Tory-Politikerin dagegen ist unter @Trussliz zu finden. Liz Trussell jedenfalls dürfte vergangenen Montag den Spaß ihres Lebens gehabt haben. Denn nicht nur die schwedische Ministerpräsidentin hatte sie irrtümlich markiert. Trussell ließ ihre zunehmend amüsierte Leserschaft wissen, sie sei auf dem Weg nach Balmoral, dem Sommersitz der Königin, und sie und „Queen Liz“ würden bestimmt beste Freundinnen. Als ihr jemand vorwarf, ihr fehle es an Klasse, weil sie ihrem unterlegenen Konkurrenten, dem früheren Finanzminister Rishi Sunak, nach der gewonnenen Stichwahl nicht den notwendigen Respekt gezollt habe, antwortet sie: „Sorry, ich war bei Nandos“, sprich, einer Schnellrestaurantkette. Die grüne Abgeordnete Caroline Lucas ätzte, Trussell würde wohl einen besseren Job machen als die echte Premierministerin.

Tatsächlich fiel Truss, die bisher Außenministerin war, in ihrer Karriere mehr durch peinliche Momente als durch politisches Talent auf. Legendär ist ihre so genannte „Cheese-Speech“ am Tory-Parteitag 2014, bei der sie sich über den Import von Käse echauffierte, an den unpassendsten Stellen grinste und nach nahezu jedem Satz auf Applaus wartete (Prädikat sehenswert!).

Es ist also zu erwarten, dass auch Truss in Zukunft für einige Lacher sorgen wird. Dabei braucht Großbritannien jetzt weniger eine Spaßmacherin, sondern eine integre, besonnene Staatsfrau. Denn der Inselstaat ist, Brexit sei Dank, durch die aktuellen Krisen noch heftiger gebeutelt als der überwiegende Rest Europas.

Bei ihrer ersten Rede als Premierministerin jedenfalls überraschte Truss mit der Ankündigung, das größte staatliche Hilfspaket der jüngsten britischen Geschichte auflegen zu wollen, um die Menschen zu entlasten. Großbritannien kämpft mit explodierenden Energiekosten und einer hohen Inflation. Zudem versprach sie Verbesserungen bei der Gesundheitsversorgung, denn das nationale Gesundheitssystem NHS arbeitet am Limit.  Wofür oder wogegen Truss sonst noch eintritt, lesen sie im Porträt von Kollegin Tessa Szyszkowitz „Die Eiserne Lady 2.0“.

Einen erheiternden Donnerstag wünscht

Christina Hiptmayr

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis September 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.