profil-Morgenpost

„… und wollen hoch dich preisen, mein Niederösterreich“

Niederösterreich wählt: Warum Sie beim Singen der Landeshymne aufpassen sollten. Und warum die ÖVP ihre Macht im größten Bundesland - trotz prognostizierter Verluste - beibehalten wird.

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Wir singen deine Weisen, die dir an Schönheit gleich, und wollen hoch dich preisen, mein Niederösterreich.“ So lautet ein Vers der offiziellen Landeshymne Niederösterreichs mit dem klingenden Titel „O Heimat, dich zu lieben“. Falls Sie vorhaben, diese und andere Zeilen des Liedtextes (die Melodie stammt übrigens von niemand Geringerem als Ludwig van Beethoven) am Sonntag - da wird ein neuer Landtag in St. Pölten gewählt - lauthals zu singen, muss ich Sie vorwarnen. Der korrekte Umgang mit feierlichen Gesangsstücken in Österreich ist heikel, wie eine aktuelle Diskussion zeigt.

Bei ihrem Neujahrstreffen hat die FPÖ die österreichische Bundeshymne mit ihrem alten Text gesungen, nämlich „großer Söhne“ statt der aktuell gültigen Version „großer Töchter und Söhne“. Ein Verstoß gegen das Gesetz? Nein, meint Markus Abwerzger, Anwalt und Landesparteiobmann der FPÖ Tirol. Verfassungsjurist Peter Bußjäger erklärt gegenüber profil: „Während eine ‚entstellende Veränderung‘ des Wortlautes der Tiroler Landeshymne etwa mit 2.000 Euro Strafe bedroht ist, gilt das für die Bundeshymne nicht.“ Auch für Niederösterreich gebe es keine derartig strenge Regelung, so der Fachmann. Allerdings: Alle Bundes- und Landeshymnen sind durch das Strafgesetzbuch vor Herabwürdigung geschützt. Was darunter genau fällt, haben freilich unabhängige Richter:innen zu beurteilen. Ich - für meinen Teil - werde beim Hymnengesang künftig Vorsicht walten lassen; muss aber gestehen: Mangels Textsicherheit nehme ich vom Singen feierlicher Lieder sowieso stets Abstand.

Wenn Sie sich vor der Landtagswahl am 29. Jänner noch intensiv mit Niederösterreich (und nicht seiner Landeshymne, versprochen!) vertraut machen wollen, darf ich Ihnen den aktuellen Text zum Thema von Iris Bonavida, Gernot Bauer und Jakob Winter ans Herz legen. Darin erklären meine Kolleg:innen anschaulich, warum in Wien Kanzler und SPÖ-Vorsitzende mitzittern, wenn Niederösterreich wählt. Und warum die Volkspartei ihre unumschränkte Macht im Land auch nach der Wahl behalten wird. Weitere Leseempfehlung: Wie die mächtige ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ihren Wahlkampf beschreitet, hat Eva Linsinger für Sie beobachtet und hier niedergeschrieben.

Eine angenehme Woche!

Und: Solange Sie die Landeshymne Niederösterreichs beim Singen am Wahlsonntag nicht herabwürdigen, sind Sie wohl auf der sicheren Seite – selbst wenn Sie deren Text nicht beherrschen, so wie ich.

Katharina Zwins

Katharina Zwins

Katharina Zwins

war Redakteurin bei profil und Mitbegründerin des Faktenchecks faktiv.