ANGELOBUNG DER NEUEN BUNDESREGIERUNG

100 Tage Schwarz-Rot-Pink: Wer toppte, wer floppte

Strahlemann, Boulevard-Posaune, Fehlstarter: Wer besonders auffällt in der Regierung und wie aufwändig es im Hintergrund ist, das Dreier-Gespann zusammenzuhalten.

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Die neue Regierung – erstmals eine Dreierkoalition – wurde vor knapp hundert Tagen, am 3. März, angelobt. Dass sie keine Schonfrist genoss, lag an der Vorgängerregierung, die Schwarz-Rot-Pink ein Budgetdesaster hinterließ. Nach dem Sanieren will Kanzler Christian Stocker das Reformieren und schließlich das Investieren angehen. Wer im Regierungs-Team besonders auffällt, aus dem Rahmen fällt oder droht, abzustürzen, zeichnet sich bereits ab.

Die drei Fragezeichen

Eine Koalition wird halten, wenn es an der Spitze funktioniert. Bisher harmonieren sie: der ÖVP-Bundesparteiobmann, der SPÖ-Vorsitzende und die Neos-Chefin. Die große Frage: Wie lange hält das an? Ausgerechnet zum 100-Tages-Jubiläum kam es zur ersten Meinungsverschiedenheit, weil Kanzler Stocker mit acht weiteren EU-Regierungschefs einen offenen Brief zur Neuauslegung der Europäischen Menschenrechtskonvention im Bereich der Migration unterzeichnete. Das Kanzleramt hatte die Koalitionspartner vorab informiert, aber kein Einvernehmen hergestellt, weil es sich aus Stockers Sicht um eine Angelegenheit des Regierungschefs und keinen Beschluss der Regierung handelte. 

Die Kritik von Rot und Pink fiel verhalten aus und wurde nicht von den Parteichefs vorgebracht. Offenbar gibt es so etwas wie eine wechselseitige Schonfrist innerhalb der Regierung. Dazu kommt: Jeder Parteichef wird fallweise auch unabgesprochen sein Spezialthema und die eigene Wählerschaft bedienen wollen. Für die ÖVP sind das Asyl und Migration, für die SPÖ Umverteilung und Vermögensteuern, für die Neos Bürgerrechte und Bildung.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.

Clemens Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.