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Abstand vom Aufstand

Studien zeigen, dass die Aufzüge der Maskenverweigerer die Infektionszahlen verlässlich nach oben treiben.

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Guten Morgen!

Stell dir vor, es ist „ultimativer Volksaufstand“ und keiner geht hin. Der in rechten sozialen Medien herumgeschickte Flyer „Ganz Österreich steht zu Ostern auf!“ war – nun, ja – keine Ansage. Am fraglichen Sonntag sichtete man in der Stadt durchwegs friedliche Flaneure mit vermutlich psychischen und körperlichen Erholungsabsichten. Quer durch das Land rückte die Polizei fallweise aus, um verbotene, österliche Zusammenkünfte aufzulösen. Insgesamt betrachtet aber nahm das hiesige „Volk“ Abstand vom Aufstand. Geht es nach den Agitatoren in den erwähnten rechten sozialen Medien, ist die Wut freilich bloß aufgeschoben: Für den 10. April wird hier zum „größten Streik rund um den Ballhausplatz“ getrommelt. „Ich bin so glücklich, ich liebe meinen Kanzler“, wird man dort eher nicht zu hören bekommen.

Diese ungewöhnlich innige Verbundenheit bleibt dem Kurz-Vertrauten Thomas Schmid vorbehalten, wie in der aktuellen profil-Titelgeschichte nachzulesen ist. Der Schlachtruf der Corona-Angefressenen hingegen lautet: „Kurzmussweg!“ Und neuerdings auch: „Wir bleiben, bis wir wieder frei sind“. Das Virus darf sich schon einmal freuen. Laut deutschen Studien treiben die Aufzüge der Maskenverweigerer die Infektionszahlen verlässlich nach oben.

Was heißt das im beständigen Auf und Ab der Inzidenzen zwischen Vorarlberg und dem Burgenland, dem Rosemarie Schwaiger und Christa Zöchling nachgegangen sind? Und wie kommen die Ankündigungen der Demo-Mobilisierer, sich im Regierungsviertel auf unbefristete Zeit niederzulassen, bei der Polizei an? Anders als in Brüssel, Stuttgart oder St. Gallen, wo Exekutive und Aufmärsche auch rund um Ostern aneinandergerieten – Gummigeschosse, Wasserwerfer und Tränengas inklusive – kam man in Wien bisher ohne diese verpönten „Einsatzmittel“ aus.

Andere Länder, andere Demositten, wie im 2. Teil des profil-Podcasts „Tatütata“ nachzuhören ist. Michael Nikbakhsh, Philip Dulle und ich waren bei der Wiener Sondereinheit WEGA und haben mit dem Kommandanten und einigen Beamten über fast alles gesprochen, was wir schon immer über Straßenproteste aus Sicht der Polizei wissen wollten.

Bleiben Sie friedlich und gesund!

Edith Meinhart

Edith Meinhart

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Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges