Aus der Redaktion

Recherche zur BND-Spionage mit den Kollegen vom "Standard" und heimliches Fußball schauen im Büro. Die Woche in der profil-Redaktion.

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Liebe Leserin, lieber Leser

Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND), der Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik, hat den österreichischen Telekommunikationsverkehr spätestens ab Ende der 1990er-Jahre systematisch überwacht. Im Auftrag der US-amerikanischen NSA – aber auch aus eigenem Interesse. Das ist die schaurige Essenz der dieswöchigen profil-Titelgeschichte, die im Verbund mit der Tageszeitung „Der Standard“ recherchiert wurde – auf Grundlage einer BND-internen Datei, die den Medien von einer deutschen Quelle zugespielt wurde. Die Datei zeigt, wie konsequent der BND über Jahre hinweg österreichische Ziele ausspähte, berichten die Autoren Clemens Neuhold, Michael Nikbakhsh und Christoph Zotter. Diese vertrauliche „Selektoren“- Liste fasst annähernd 2000 Einträge – Festnetz-, Fax- und Mobilnummern sowie E-Mail-Adressen – von Dutzenden Unternehmen, von österreichischen Ministerien, Universitäten, Polizeibehörden, Moscheen, Vereinen, Verbänden, Privatpersonen. Erfasst sind darüber hinaus mehr als 70 diplomatische Vertretungen in Wien, Organisationen der Vereinten Nationen, die OPEC, die OSZE, die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Sie sind noch nicht beunruhigt? Die Lektüre der Titelgeschichte könnte das ändern.

In der Regel lässt sich nicht verlässlich überwachen, ob Sven Gächter und Sebastian Hofer ihre Arbeitszeit auch dazu nutzen, um etwa Fußball zu schauen. In den letzten Tagen brauchte es dazu freilich keine sehr ausgefuchste Spionagetechnik. Es ist schließlich Weltmeisterschaft. Dem kollektiven Wahnsinn, den ein Monat Dauerfußball bedeutet, geben Gächter (Favorit: Spanien) und Hofer (Frankreich) in ihrer dieswöchigen WM-Strecke nach. Und ab nächster Woche dann wieder heimlich.

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