Bildungsbudget: Weniger Personal für Kleinstklassen, mehr Ressourcen für große Schulen
Christoph Wiederkehr sieht zufrieden aus. Denn als Bildungsminister muss der Neos-Politiker nicht den Großteil der Sparlast des Bundes tragen. Fast als Symbol dessen sitzt bei der Verkündung des Bildungsbudgets in der Wiener Wasagasse neben Wiederkehr Bildungs-Generalsekretär Martin Netzer. Noch 2022 forderten die Neos, den Posten der Generalsekretäre in allen Ministerien abzuschaffen. Nun bleiben Netzer im Bildungs- und Nikolaus Marschik im Außenministerium als Generalsekretäre unter pinker Führung im Amt.
Netzer ist sichtlich auch über das Bildungs-Budget erfreut. 11,996 Milliarden Euro stehen dem Bildungsministerium heuer zur Verfügung, 478,454 Millionen mehr als noch 2024. Der Großteil davon ist allerdings auf Gehaltserhöhungen zurückzuführen. Gleichzeitig muss das Ministerium nur 76 Millionen Euro einsparen. Unter den ursprünglichen blau-schwarzen Plänen sollen noch 120 Millionen Euro geplant gewesen sein. Das heißt aber auch: Andere Ministerien müssen mehr zum erklärten Sparziel von 1,1 Milliarden Euro aus ihren Budgets beitragen.
Im Bildungsministerium trägt den größten Teil der Einsparungen (rund 51 Millionen Euro) die Verwaltung: Bauprojekte werden geschoben („nicht gestrichen“, betont Wiederkehr). Eines davon spürt der Minister täglich am eigenen Leib. Der Sitz seines Ministeriums am Minoritenplatz wird renoviert, deshalb wird er jedenfalls den Großteil seiner Amtsperiode in der Wiener Wasagasse verbringen. Zudem wird im Haus nur jede dritte Planstelle nachbesetzt, gleichzeitig sollen Überstunden und externe Aufträge reduziert werden. Auch die Druckkosten sollen durch verstärkte Digitalisierung gesenkt werden. Noch gibt das Ministerium seine Presseunterlagen aber physisch aus.
Kein Teamteaching für 14 Schülerinnen und Schüler
Umstrittener werden zwei andere Sparmaßnahmen: Die pädagogisch-administrativen Fachkräfte an Pflichtschulen werden nicht gleich flächendeckend, sondern über die nächsten drei Jahre stufenweise umgesetzt. Noch heuer sind 180 Planstellen vorgesehen, kommendes Jahr 360. Der langsamere Ausbau und eine Änderung, durch die große Schulen deutlich mehr Unterstützung bekommen als kleine Standorte, soll 15,3 Millionen Euro sparen. Die Umsetzung liege aber in den Händen der Bildungsdirektionen der Länder, betont Generalsekretär Netzer: „Es wäre vermessen, wenn wir sagen, an welcher Schule es notwendiger ist als an einer anderen.“ Dass die pädagogisch-administrativen Fachkräfte überhaupt kommen, habe Wiederkehr aber vom Finanzministerium „wirklich erstritten“, immerhin kosten sie heuer fünf Millionen, 2026 21 Millionen Euro.
Gleichzeitig sollen seltener zwei oder mehr Lehrkräfte im Klassenzimmer stehen. „Es ist nicht effizient, wenn in Kleinstklassen automatisch Teamteaching gemacht wird“, sagt Wiederkehr. Hat eine Klasse weniger als 15 Schülerinnen und Schüler, soll künftig eine Lehrkraft ausreichen – es sei denn, es ist etwa aus Inklusionsgründen eine Zusatzkraft nötig. Sparen will sich das Ministerium dadurch 6,7 Millionen Euro im heurigen Jahr.
Insgesamt wird das 852 Klassen im ganzen Land betreffen. Diese seien recht gleichmäßig verteilt: Selbst im Ballungsraum Wien gebe es etwa 117 Klassen mit weniger als 15 Schülerinnen und Schülern. Sorgen um die Lehrerinnen und Lehrer, deren Teamteaching-Stunden wegfallen, macht sich der Bildungsminister nicht, im Gegenteil: „Wir suchen im nächsten Schuljahr über 6200 neue Lehrkräfte. Dieses theoretische Problem wird sich praktisch nicht stellen.“ In der Regel würden die Teamteaching-Stunden derzeit sogar als Überstunden absolviert, ergänzt Generalsekretär Netzer: Etwas Druck aus der angespannten Personaldecke im Lehrkörper zu nehmen, schade nicht.
Neben den Einsparungen will Wiederkehr aber eine „Aufholjagd in der Bildung“ starten. Festmachen will er das etwa am Chancenbonus, durch den Schulen in schwieriger Lage ab dem Schuljahr 2026/2027 insgesamt 65 Millionen Euro pro Jahr an zusätzlichen Ressourcen erhalten sollen. Bereits ab diesem Sommer sollen 1300 zusätzliche Planstellen für die Deutschförderung zur Verfügung stehen (Kosten: 61 Millionen Euro jährlich). Außerordentliche Schüler sollen zudem verpflichtend in die Sommerschule gehen müssen. 20 Millionen Euro stehen im kommenden Schuljahr für digitale Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, mindestens zehn Millionen für eine Ausbildungsoffensive in der Elementarpädagogik.