Bundesheer: Teiltauglichkeit gescheitert

Verteidigungsministerin Tanner wollte auch Wehrpflichtige mit geringen Einschränkungen einberufen lassen. Der Plan ging nicht auf.

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Vergangenen Donnerstag wurde der neue Generalstabschef des Bundesheeres, Rudolf Striedinger, per Festakt in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne offiziell in sein Amt eingeführt. Der General darf sich über ein großzügiges Einstandsgeschenk der Bundesregierung freuen. Im Rahmen eines so genannten Aufbauplans stehen dem Bundesheer bis zum Jahr 2032 16,6 Milliarden Euro für Investitionen in Waffensysteme und Ausrüstung zur Verfügung.

Über finanzielle Ressourcen wird das Heer in Zukunft also verfügen, jetzt fehlen die personellen. Es beginnt auf der untersten Ebene: Knapp 16.000 junge Männer traten im vergangenen Jahr ihren Grundwehrdienst an, im Jahr 2006 waren es noch rund 31.000. Das liegt daran, dass weniger Staatsbürger geboren werden. Dazu werden bei den Stellungspflichtigen häufiger körperliche und psychische Erkrankungen diagnostiziert.

Kraftfahrer mit Übergewicht

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, ÖVP, führte daher im Jahr 2021 die sogenannte Teiltauglichkeit ein: Präsenzdiener mit geringen Einschränkungen sind seitdem nicht mehr untauglich für den Wehrdienst, sondern werden für bestimmte Tätigkeiten eingesetzt. Burschen mit einem hohen Body-Mass-Index von 40 müssen zum Beispiel als Kraftfahrer einrücken. Durch diese Reform erhoffte sich Tanner 1200 Wehrpflichtige und 800 Zivildiener zusätzlich pro Jahr. profil liegen nun aktuelle Zahlen vor, sie zeigen: Das Ziel wurde verfehlt, und zwar deutlich. Bei den Stellungen im Jahr 2021 waren knapp 19 Prozent untauglich und nur 1,2 Prozent teiltauglich. In absoluten Zahlen waren es 627 Personen, die durch die Neuerung verpflichtet wurden. Im laufenden Jahr sind es bisher 568 junge Männer.

Lesen Sie im aktuellen profil (Printausgabe und E-Paper) einen ausführlichen Artikel über die Modernisierung des Bundesheeres und die Erkenntnisse, die der Generalstab aus dem Verlauf des Ukraine-Kriegs gewann.

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.