Claudia Plakolm im Chat: Müssen Frauen immer „Ja“ sagen?
Von Elena Crisan
Noch immer ist nicht klar, wer für die ÖVP ins EU-Parlament ziehen soll. Fix ist jedenfalls die Absage Claudia Plakolms. Mit einem Gehalt von etwa 14.500 Euro im Monat muss die 29-Jährige Jugendstaatssekretärin – anders als so manche ihrer Alterskollegen – auch nicht zu jedem Jobangebot "Ja" sagen.
Über Ambitionen auf neue Regierungsämter hält sich die Bundesobfrau der Jungen ÖVP bedeckt, verrät jedoch, dass sie bei der Nationalratswahl im Herbst antreten will. Mit profil-Redakteurin Elena Crisan chattet sie außerdem darüber, wie sie jugendlichen Schuldenfallen wie dem Online-Trend #klarnaschulden entgegenwirken will, dass sie mit ihrem eigenen Geld sparsam umgeht und warum sie eigentlich so viel Auto fährt.
Reden wir übers Geld! Gemeinsam mit dem Finanzminister haben Sie im Dezember eine Kampagne gegen Jugendverschuldung gestartet, die eineinhalb Wochen lief.
Bei Online-Versandhäusern und Elektrohändlern kann man heute Produkte um mehrere 1000€ kaufen, muss aber erst in drei Monaten mit der Ratenzahlung starten.
Braucht es da stärkere Beschränkungen?
Es braucht vor allem mehr Wissen! Ich finde es bedenklich, wenn Trends wie #klarnaschulden diese Entwicklung auch massiv treiben. Jeder 5. Klient der Schuldnerberatung ist unter 30 & hat durchschnittlich über 33.000 € Schulden. Deswegen müssen wir schnellen Impulskäufen nüchterne Fakten entgegensetzen.
Glauben Sie, dass es reicht, an die Eigenverantwortung von Jungen durch Fakten allein zu appellieren?
Es gibt ja gesetzliche Regelungen, die unterschiedlichen Stufen der Geschäftsfähigkeit. Aber darüber hinaus: Ja, ich will in einem Land leben, in dem Eigenverantwortung etwas zählt & nicht der Staat in jede Entscheidung eingreift - schon gar nicht rückwirkend (Stichwort Konvertierung variabler Kredite). Finanzbildung ist der entscheidende Punkt, um überhaupt abwägen zu können.
Sie haben ein Gehalt von 14.500€. Wie gehen Sie selbst mit Ihrem Geld um: Sparsam oder verschwenderisch?
Sparsam, das war ich schon von klein auf 😅
Mit dem Geld vom Kellnern als Schülerin bzw. Studentin bin ich eigentlich auch immer gut ausgekommen.
Vielleicht sind ja die Umstände entscheidend, ob Eigenverantwortung ausreicht, um mit seinem Geld auszukommen.
Apropos klein auf: Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen, pendeln auch oft zwischen Oberösterreich und Wien. Haben Sie eigentlich ein Klimaticket?
Danke für die Erinnerung, meines ist ausgelaufen, das muss ich verlängern 😉
Bekanntlich sitzen Sie ohnehin lieber am Steuer - nicht einmal der Bundeskanzler fährt so oft mit dem Dienstauto wie Sie.
Warum eigentlich?
Privat bin ich schon auch öffentlich unterwegs, zuletzt am Weg zu einer Polterei mit dem Zug 😊
Mir ist es in meinem Job wichtig, viel im Gespräch mit den Leuten & unterwegs zu sein, dazu stehe ich. Die vielen Termine, Veranstaltungen & Betriebsbesuche in allen Bundesländern schlagen sich natürlich auch in den Kilometern nieder. Klar, ich könnte auch nur im Büro & in Verhandlungen in Wien sitzen, aber das ist nicht mein Verständnis von Politik. Ich will aus erster Hand wissen, was die Leute denken, wie‘s ihnen geht.
In der Politik sind Sie als Frau eher in der Unterzahl, es mangelt an Rollenbildern. In einem Video lautete Ihr Ratschlag an Frauen: „Ja“ sagen, wenn sie gefragt werden. Die EU-Spitzenkandidatur für die ÖVP sollen Sie zuletzt abgelehnt haben. Warum?
Ja sagen soll man zu Dingen, die man auch tatsächlich machen will. Dazu möchte ich Mädchen & Frauen ermutigen.
Und zu welchem Amt würden Sie gern als nächstes Ja sagen?
Mein Ziel ist ganz klar, wieder bei der Nationalratswahl anzutreten & möglichst viele Punkte aus dem neuen JVP-Programm „zukunftsreich“ ins nächste Regierungsprogramm zu bringen.
Und bevor man über Ämter redet, muss man zuerst ein gutes Ergebnis einfahren.
Also stünden Sie unter einem Kanzler Kickl oder Babler für kein Regierungsamt zur Verfügung?
Die Antwort habe ich schon gegeben & alles weitere sehen wir nach den Wahlen 🔮
Sie bleiben also offen.
Ich bleibe offen für den Wählerwillen. Dass ein Kanzler Kickl keine Option ist und man bei der SPÖ nicht weiß, wem man nach der Wahl gegenüber sitzt hatte ich bereits vor Monaten gesagt.
Danke für den Chat, Frau Plakolm!
