Die blaue Skandal-Kartei
Wer kann Kickl auf dem Weg ins Kanzleramt stoppen? Dieser Frage gingen wir in der Coverstory nach und gelangten rasch zur These: Am Ende könnten die Freiheitlichen wieder an ihrem gefährlichsten Gegner scheitern: sich selbst. Die Partei bestätigte die These vergangene Woche gefühlt im Live-Modus. Während wir im blauen Skandal-Archiv kramten, erweiterte Kollege Stefan Melichar die blaue Skandal-Kartei um den Buchstaben M wie Moskau-Mails. Kollege Jakob Winter ergänzte I wie Ibiza, um I wie Identitäre. Er fand weitere Querverbindungen zwischen der rechtsextremen Gruppe und der FPÖ.
Das W besetzt verlässlich NÖ-Landesrat, Gottfried Waldhäusl. Obwohl er längst auch unter I firmieren könnte, gibt er den Identitären doch bewusst oder unbewusst Kommandos. Nach seinem Sager "Dann wäre Wien noch Wien" marschierten Identitäre los zu einer Favoritener Schule mit hohem Migrantenanteil und verbreiteten dort ihre hetzerische Propaganda.
Noch 1,5 Jahre bis zur nächsten Nationalratswahl. Wenn Worten jetzt schon so rasch Taten folgen, was kommt da noch? Auf ihren Schirmherrn, Herbert Kickl, können die Identitären jedenfalls zählen. Er hat sie vor zwei Jahren zur "unterstützenswerten NGO" erklärt.
Ungeduldig rüttelt der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp am eigenen Eintrag. Er provoziert aufs Tiefste (Anpinkelfantasien von Klimaklebern) oder verbreitet Unwahrheiten, um die Sorge vor Zuwanderern zu maximieren. Kollegin Katharina Zwins deckt seine Methodik dahinter im profil-Faktencheck auf.
Und weil Kollege Melichar schon so in Fahrt war, nahm er den Bundeskanzler gleich mit, der ist von der ÖVP wohlgemerkt. Stichwort C wie Cobra-Affäre. Deckt Melichar Skandale eigentlich zum Frühstück auf? Und was treibt er nachmittags?
Guten, weiteren Morgen,
Ihr Clemens Neuhold