Salzburg 2023

Die Kandidat:innen der Salzburg-Wahl im Überblick

Am Sonntag wählt Salzburg einen neuen Landtag. Die Regierungsparteien zittern um Stimmen, die Opposition könnte für eine Überraschung sorgen.

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Die Salzburger ÖVP könnte bei der Landtagswahl am 23. April den Trend der vorangegangenen Wahl brechen, dass die Landeshauptleute-Partei massive Verluste einfährt: Einer Umfrage im Auftrag der "Salzburger Nachrichten" zufolge würde sie auf 33 Prozent der Stimmen kommen und damit einen moderaten Verlust im Vergleich zur Landtagswahl 2018 (37,8 Prozent) einfahren. Die FPÖ überholt demnach die SPÖ ganz klar, und die KPÖ könnte den Einzug in das Landesparlament schaffen. Grüne und NEOS, die gemeinsam mit der ÖVP seit 2013 die sogenannte "Dirndl-Koalition" bilden, könnten laut letzten Umfragen annähernd gleich abschneiden wie 2018. Mit möglichen Koalitionsansagen halten sich alle Spitzenkandidatinnen und Kandidaten vorerst zurück. 

ÖVP - Wilfried Haslauer

Wilfried Haslauer (junior) ist seit 2013 Landeshauptmann - und will diesen Titel auch verteidigen. Der promovierte Jurist ist Sohn des ehemaligen Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (senior), der das Bundesland von 1977-1989 regierte. Haslauer junior arbeitete nach seinem Studium als selbständiger Rechtsanwalt. Er war ebenso Kurator im Think-Tank der ÖVP, ehe er bei der Landtagswahl 2004 an die Spitze der Salzburger Schwarzen gewählt wurde. Er saß ebenso im Aufsichtsrat der Salzburg AG. 

Haslauer galt und gilt noch immer als enger Vertrauter von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Seine Karriere in der Spitzenpolitik begann allerdings mit einer Schmach, wie Sie hier lesen können. Nach der Niederlage gegen Gabi Burgstaller (SPÖ) 2004 diente er neun Jahre lang als Stellvertreter. 

2013 kam die Wende nach der Wende. Haslauer bildete eine Koalition mit Grünen und Team Stronach, das bei der Wahl 8,3 Prozent errungen hatte. Bei der Wahl 2018 profitierte die Salzburger ÖVP vom Höhenflug der Volkspartei unter ihrem neuen Kanzler Sebastian Kurz. Haslauer formte erstmals in Österreich eine Koalition aus ÖVP, Grünen und NEOS. Die "Dirndl-Koalition" war geboren. Diese Mehrheit dürfte sie laut Umfragen am 23. April jedoch verlieren. 

SPÖ - David Egger

Für David Egger ist diese Wahl eine Premiere als Spitzenkandidat. Der 36-jährige ehemalige Sportjournalist aus Oberndorf bei Salzburg ist erst seit gut drei Jahren Landesparteichef. Vor allem aufgrund des Konflikts um den SPÖ-Parteivorsitz ist seine Ausgangslage aber denkbar schwierig. 

Bevor er die SPÖ-Landespartei übernommen hat, war Egger im Red-Bull-Media-House als Redakteur tätig - unter anderem für Servus TV; er schrieb außerdem für die Bezirksblätter. 

Egger spielt auch ein Stück weit mit seinem politischen Novizentum: Auf einem Plakat-Sujet steht beispielsweise “Ein echter Politiker” - nur wurde “Politiker” durchgestrichen, darüber in “Salzburger” gekritzelt. Ein “echter Salzburger” Landeshauptmann also? Im Vorfeld wollte sich die SPÖ zumindest alle Koalitionsoptionen offen lassen, sieht aber durchaus rote Linien - zum Beispiel bei der FPÖ.

FPÖ - Marlene Svazek

Die Salzburger FPÖ-Hoffnungsträgerin hat einiges vor: Marlene Svazek will nicht nur in die Landesregierung ihres Heimatbundeslandes, die 30-Jährige will Landeshauptfrau werden - und wird für viele damit zur Hoffnungsträgerin, wie Sie hier lesen können. Laut einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek für die „Salzburger Nachrichten“ (Erhebungszeitraum: 9. bis 16. März) könnten die Freiheitlichen auf 25 Prozent kommen und die SPÖ zum ersten Mal seit 1945 auf Platz drei verweisen. Stimmen wird sie dabei aber vor allem von der ÖVP und Landeshauptmann Wilfried Haslauer lukrieren.

Einen erheblichen Anteil am Erfolg der Salzburger FPÖ dürfte die Spitzenkandidatin haben: Svazek gilt als schlagfertig und kommunikativ, ihre Rhetorik hat sie ihrem Ziel, in die Landesregierung zu kommen, angepasst; sie formuliert nicht mehr so heftig, wie noch in ihrer Wiener Zeit. Gerne wird sie mit der früheren blauen Vizekanzlerin Susanne Riess verglichen. Ihre Vorbilder: die französische Rechtspolitikerin Marine Le Pen.

2013 begann Svazek als Referentin im FPÖ-Landtagsklub und arbeitete für die freiheitliche Delegation im EU-Parlament. Mit 24 Jahren wurde sie Obfrau der FPÖ-Landespartei und zog in den Nationalrat ein, stieg zur Generalsekretärin der Bundes-FPÖ auf, bevor sie 2018 in den Salzburger Landtag wechselte. Svazek ist Vizebürgermeisterin in ihrer Heimatgemeinde Großgmain. Ihren Führungsanspruch ließ Svazek derweil auch auf Wahlplakate drucken: „Neue Hoffnung“ ist hier zu lesen.

Grüne - Martina Berthold

Salzburg gilt als Wiege der Grünen. 1977 zogen sie in den Gemeinderat der Landeshauptstadt ein und 1982 in die Stadtregierung, als erste grüne Partei in Europa. 

Bei den vergangenen Landtagswahlen waren die Grünen auch im Vergleich zu anderen Bundesländern ungewöhnlich stark, 2013 erreichten sie sogar 20,2 Prozent. Das ermöglichte unter anderem die erste “Dirndl-Koalition” Österreichs, zwischen ÖVP, NEOS und eben den Grünen. 

Martina Berthold ist derzeit stellvertretende Landesrätin für Soziales und Kultur und folgte Heinrich Schellhorn nach dessen Rücktritt im Herbst 2022 als Parteichefin nach. Anlass für Schellhorns Rücktritt waren Missstände in einem privaten Pflegeheim, für dessen Kontrolle er als Sozialreferent verantwortlich war. Davor war die Soziologin Berthold Baustadträtin und Landesrätin für Wissenschaft, Migration, Frauen und Sport. 

NEOS - Andrea Klambauer

Für die Neos könnte es am Sonntag eng werden. Vor fünf Jahren noch zogen sie auf Anhieb mit 7,2 Prozent in den Salzburger Landtag ein und kamen sogar in die Landesregierung. Andrea Klambauer wurde Landesrätin - und führt die Neos nunmehr als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl. Die Umfragen lassen die Neos aktuell noch zittern: Sie liegen nur knapp über fünf Prozent. 

Klambauer stammt ursprünglich aus Wien und zog erst später nach Salzburg. Für die NEOS ist sie seit 2016 im Bundesland aktiv. Sie folgte Sepp Schellhorn 2021 als Landessprecherin nach. Außerdem ist sie neben Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr Stellvertreterin der NEOS-Parteivorsitzenden Beate Meinl-Reisinger. 

KPÖ-plus - Kay-Michael Dankl

Kopiert hier jemand das Grazer Modell? Kay-Michael Dankl, Spitzenkandidat des Bündnis KPÖ-plus, ist weniger Kommunist als Sozialist mit Dienstleistungsgedanken, schreibt Gernot Bauer über die Ideologie des 34-Jährigen - und ohnehin mehr Ombudsmann als Politiker. Und das hat durchaus mit seiner politischen Sozialisierung zu tun: Der studierte Historiker Dankl, Sohn einer Ärztin und eines Tischlers, war bereits während seines Studiums politisch aktiv und wurde Sprecher der Jungen Grünen.

Nach Streit und Abspaltung der Jungen Grünen von der Mutterpartei 2017 schloss Dankl mit Parteifreundinnen und -freunden ein Bündnis mit den Kommunisten. Das Ergebnis: KPÖ-plus. Dankls Vorbild seitdem: Elke Kahr, heutige KPÖ-Bürgermeisterin von Graz. Laut Umfragen könnte das Wahlbündnis in Salzburg auf 6 Prozent der Stimmen kommen. Links der Grünen und der SPÖ ist also noch Platz.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.

Maximilian Mayerhofer

Maximilian Mayerhofer

war bis Mai 2023 Online-Redakteur bei profil. Davor war er beim TV-Sender PULS 4 tätig.