Studienanwärter:innen vor Beginn von Aufnahmetests für die Medizinischen Universitäten
profil-Morgenpost

„Es ist allen scheiß egal, außer den Studierenden“

Über das Studieren in Zeiten von Corona.

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Am vergangenen Freitag war um die Mittagszeit am Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität mehr los als sonst. Grüppchen sammelten sich vor dem Hörsaal TC002, auch Red Bull-Hörsaal genannt, benannt nach dem Erfolgsprodukt des Spenders. profil hatte über Freunde und Bekannte Studenten und Studentinnen gebeten, sich für das kommende profil-Cover fotografieren zu lassen. Die jungen Leute machten Mut für die Zukunft. Sie waren lustig, ernsthaft und neugierig. Vor allem sehr lebendig. Man kannte einander nicht. Man tauschte Erfahrungen aus. Man sprach (auch) über die Zeiten von Corona. Apollonia Stoisits konnte nicht dabei sein. Sie saß in diesen Stunden schon im Zug nach Hamburg, um an der dortigen Kunstuniversität neu anzufangen. Ihre Erfahrungen in Wien waren nicht gerade berauschend gewesen. Ihr Studium in „Theater, Film und Medienwissenschaften“ (TFM) fiel schon unter coronabedingte Einschränkungen.

„Ich hatte nicht das Gefühl, zu studieren. Im zweiten Semester war schon alles zu. Kauft euch ein Buch, lest es, sagte man uns. TFM gilt als wahnsinnig schweres Studienfach. Es gibt kein Aufnahmeverfahren. Sie versuchen also, möglichst viele Leute schon in den ersten Semestern raus zu hauen. Wir hatten anspruchsvolle Texte zu lesen, über die man reden muss, die man interpretieren muss, die sich einem nicht sofort erschließen. Es ist ziemlich unangenehm in einem Zoom-Auditorium, erst recht, wenn man debattieren sollte. Ich habe den Eindruck, es interessiert niemanden, ob man studiert und wie man es macht. Es ist allen scheiß egal, außer den Studierenden.“

Apollonia Stoisits ist nicht die Einzige, die so denkt. Für das kommende Heft haben wir mit Studierenden über ihre Situation gesprochen. Sie ahnen, dass es in der Zukunft auf sie ankommen wird, dass sie zwar für die Erfordernisse des Marktes ausgebildet werden, sie aber auch eine Art von Bildung bekommen sollen, die es ermöglicht, Paradoxien und Widersprüchen in unserer Gesellschaft intelligent zu begegnen.

Eva Linsinger hat sich im aktuellen profil einen dieser Widersprüche genauer angeschaut: Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist niedriger als vor der Pandemie, in einzelnen Bundesländern herrscht Vollbeschäftigung und dennoch werden quer durch Branchen und Regionen dringend Beschäftigte gesucht: Die Zahl der offenen Stellen hat einen Rekordwert erreicht. Warum ist das so?

Lesen Sie – und ärgern Sie sich nicht.

Einen schönen Herbsttag wünscht Ihnen

Christa Zöchling

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Christa   Zöchling

Christa Zöchling