Bürgermeister Josef Ober: "Die Wahl ist meiner Meinung nach schon entschieden."

Feldbacher Bürgermeister: "Hofer macht falsche Hoffnungen"

Josef Ober (ÖVP), Bürgermeister von Feldbach, ist einer von 136 Ortschefs, die sich im Zuge der Initiative "Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für Van der Bellen" für Alexander Van der Bellen als Bundespräsident aussprechen. profil hat mit Josef Ober über seine Parteikollegen und Norbert Hofers Stimmengewinne auf dem Land gesprochen.

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profil: Warum nehmen Sie an der Bürgermeisterinitiative zur Unterstützung Alexander Van der Bellens teil? Josef Ober: Es liegen schwierige Jahre vor uns mit einer Agenda, die verlangt Reformen umzusetzen. Natürlich trete ich gerade in der Flüchtlingsfrage für eine Regelung ein, aber im menschlichen Rahmen. Hetze, Radikalisierung und Polarisierung lösen keine Probleme. Dadurch wird nur unnötig Öl ins Feuer gegossen. Ich trete für Deradikalisierung und Besonnenheit ein. Deswegen unterstütze ich Alexander Van der Bellen.

profil: Wie haben die Bürger Feldbachs auf Ihre Unterstützungserklärung für Alexander Van der Bellen reagiert? Ober: Es gab keinerlei negative Reaktionen, aber einige positive Rückmeldungen. Die Bürger kennen meine Meinung. Sie wissen, dass ich dafür bin zwei Schritte nach vorne zu gehen, statt einen zurück. Diese Schritte nach vorne müssen offensiv sein und mit den Bürgern gemeinsam gemacht werden.

Ich möchte meiner Familie in die Augen schauen und wissen, dass ich mich geäußert habe.

profil: Die FPÖ hat in der Steiermark in den letzten Jahren stetig dazu gewonnen. Befürchten Sie, dass Sie bei einem Wahlsieg Norbert Hofers wegen Ihrer Unterstützung für Van der Bellen mit Konsequenzen rechnen müssen? Ober: Nein. Es muss demokratiepolitisch möglich sein, dass ich mich für Van der Bellen deklariere und den Bürgern ehrlich sage, was die Zukunft braucht. Wenn wir Politik nur noch so betreiben, dass wir einander möglichst wenig weh tun, kommen wir keinen Schritt weiter.

profil: Viele Ihrer ÖVP-Parteikollegen in der Regierung wollen sich im Hinblick auf die Bundespräsidentschaftswahl nicht deklarieren. Halten Sie das für feige? Ober:Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Ich möchte meiner Familie in die Augen schauen und wissen, dass ich mich geäußert habe.

Norbert Hofer macht den Bürgern falsche Hoffnungen, die nicht erfüllbar sind.

profil: Warum fällt es Ihren Parteikollegen in der Regierung so schwer sich zu deklarieren? Ober: Ich glaube nicht, dass das in der Vergangenheit Usus war. Jeder muss das nach seinem Ermessen entscheiden. Jetzt, so kurz vor der Wahl, würde das auch nichts mehr bringen. Die Wahl ist meiner Meinung nach schon entschieden.

profil: Bei der ersten Stichwahl hat Norbert Hofer am Land mehr gewonnen als Alexander Van der Bellen. Woran liegt das? Ober: Das liegt an Van der Bellens Vergangenheit bei den Grünen. Damit hat er es im ländlichen Raum schwieriger. Norbert Hofer macht den Bürgern Hoffnungen. Es sind allerdings falsche Hoffnungen, die nicht erfüllbar sind.

Zur Person

Josef Ober, 58, ist seit März 2015 Bürgermeister von Feldbach, einer Gemeinde in der Südsteiermark. Von 2000 bis 2015 vertrat er die ÖVP im steirischen Landtag.