Impfaktion: Streit zwischen Ärztekammer und Wiener Stadtrat Hacker

Niedergelassene Ärzte kritisieren, bei der Zuteilung der Impfstoffe vernachlässigt zu werden. Kammer fordert Reduktion der Impfstraßen.

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In Wien bahnt sich ein schwerer Konflikt zwischen dem streitbaren SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und dem nicht minder robusten Vizepräsidenten der Ärztekammer, Johannes Steinhart, an.

In der Kammer vertritt Steinhart die niedergelassenen Ärzte. Anlass für die Spannungen ist die Einbindung der Ordinationen in die Corona-Impfaktion der Stadt. Das Manöver lief von Anfang an holprig. Zunächst musste der für 19. April geplante Start um eine Woche verschoben werden. Danach erfuhren die Ärzte zu ihrem Erstaunen, dass nur insgesamt 10.000 Dosen AstraZeneca für die Praxen vorgesehen waren. Daraufhin reduzierte die Kammer die Zahl der Ordinationen, die sich am Impfprogramm beteiligen sollten. Statt 1000 Medizinern aller Fachrichtungen waren nur noch 560 Allgemeinmediziner, Internisten und Lungenfachärzte vorgesehen. Nach zwei Wochen könnte die Impfaktion in den Ordinationen allerdings bereits wieder vorbei sein. Denn mit Stand Freitagnachmittag fehlte noch die Zusage der Stadt zur Lieferung weiterer 10.000 Dosen.

Zusätzlich irritiert die Ärztekammer, dass die Stadt Wien den Ordinationen keine Impfstoffe des Herstellers Biontech-Pfizer liefert. Diese sollen weiterhin nur in den städtischen Impfzentren angeboten werden. Laut Ärztekammer hätten bereits 140 Ärzte ihre Zusage zur Teilnahme am Impfprogramm wieder zurückgezogen, da sie befürchten, ihre Patienten würden AstraZeneca verweigern, was auch entsprechende finanzielle Ausfälle bringt. Pro Erststich erhält ein Arzt 25 Euro, pro Zweitstich 20 Euro. In anderen Bundesländern wie Salzburg und Niederösterreich verimpfen die niedergelassenen Ärzte Biontech-Pfizer und Moderna.

Insgesamt wurden in Wien bisher nur drei Prozent aller Corona-Schutzimpfungen in den Praxen der niedergelassenen Ärzte verabreicht, in anderen Bundesländern (Salzburg, Burgenland, Steiermark, Niederösterreich) bis zu 70 Prozent. Erst ab Juli sollen die Ordinationen vermehrt die Abwicklung der Impfaktion übernehmen. Johannes Steinhart ist erzürnt: „Wir fordern dringend, dass die Impfaktion in Wiener Ordinationen endlich mit vernünftigen Mengen und vor allem mit allen Impfstoffen gestartet wird und die Impfstraßen auf ein Minimum reduziert werden.“

Aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker heißt es auf Anfrage von profil, man würde wie die Ärzte „auch gerne längerfristig planen und Informationen nicht erst so kurz vorher rausgeben“ müssen. Allerdings seien die Lieferschwankungen bei AstraZeneca zu hoch für exakte Planungen.

Der Pfizer-Biontech-Impfstoff werde nicht nur in städtischen Zentren, sondern auch in fünf Impfboxen in der Stadt verimpft – und diese würden über den niedergelassenen Bereich bespielt. Es sei möglich, dass dieses Angebot erweitert werde. Johannes Steinhart dürfte das nicht reichen.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.