profil-Morgenpost: Sind Sie ein Latin Lover?

Guten Morgen!

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Zu den Kulturtechniken, die verschüttgehen, zählt Ihr Morgenpostler den Schuhputz, regelmäßiges Rasieren und den Lateingebrauch – mündlich in Echtzeit, nicht schriftlich aus dem Zitate-Fundus des WWW. Je digitaler Menschen ticken, desto eher haben sie ungepflegtes Schuhwerk, Bärte und keine Ahnung von Latein. Latein ist so tot wie Analog. Ein Beispiel aus eigenem Erleben: Vor nicht allzu langer Zeit begab sich das profil-Politikressort zur Klausur in das Burgenland. Ein teilnehmender „Digital Native“ schlug vor, einen Tweet plus Foto aus der Klausur an die profil-online-Leserschaft („Follower“) abzusetzen. So würde die neue Zeit gehen. Ein „Digital Immigrant“, aber „Latin Lover“ seit Gymnasialzeiten, belehrte den Kollegen daraufhin, dass eine Klausur ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach das Gegenteil von Twitter sei. Man muss kein Papst oder Jurist sein, um so viel Latein zu verstehen.

Da sich unter den Mitgliedern der neuen Bundesregierung mehrere Juristen und ein (unregelmäßig rasierter) Universitätsprofessor befinden, wird der Kern des Begriffes „Klausur“ allen Ministern bewusst sein. Obwohl Zweifel angebracht sind: Denn was sich gestern und heute in Krems abspielt, ist das Gegenteil davon. Die türkis-grüne Koalition lud zu eineinhalb Tagen der offenen Tür und natürlich ist auch das profil vor Ort. Was auch immer die Kollegen der digitalen Medien (die mit dem schlechten Schuhputz) übersehen oder nicht zu recherchieren vermögen, werden Sie im nächsten profil (Ausgabe 6/2020) lesen – plus einiges mehr.

In der Zwischenzeit darf ich Ihnen Beiträge aus dem digitalen profil-Bestand empfehlen, etwa die Kommentare von Robert Treichler über Falschaussagen, von Franz Schellhorn über Fehlberechnungen und von Rosemarie Schwaiger, die sich dem Fall der früheren Lehrerin und abgesetzten Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte, Susanne Wiesinger, widmet. Lehrerin heißt auf Lateinisch bekanntlich „magistra“. Aber wie übersetzt man „Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte“?

Vorschläge bitte an das profil-Morgenpostamt ([email protected]).

Carpe diem!

Gernot Bauer

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.