Rücktritt als Vizekanzler: Heinz-Christian Strache am 18. Mai 2019

profil-Morgenpost: Vom Klagen

Die Lage am Morgen.

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Guten Morgen!

Als treue Fans der profil-Morgenbetrachtungen kommen Sie heute zu einem speziellen Kunstgenuss – auch wenn es Sie überraschen dürfte, dass das letztlich Heinz-Christian Strache zu verdanken ist.

Wie das? Der bayerische Musiker Hans Well war vom Schicksal des Vizekanzlers im Zuge der Ibiza-Affäre so berührt, ... dass er spontan ein Klagelied nach der Melodie der Volksweise „Andreas Hofers Abschied vom Leben“ („Ach Himml, es ist verspielt!“) für ihn geschrieben hat. Wer Well kennt, ahnt bereits, dass das nicht ohne angemessene Hinterfotzigkeit abgehen konnte: der Mann zeichnet für alle Texte der legendären Biermösl Blosn verantwortlich. Die Gruppe ist seit 2012 zwar nicht mehr aktiv. Well macht aber gemeinsam mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas unter dem Namen Wellbappn weiterhin Musik und bleibt dabei dem anarchisch-satirischen Grundton der Biermösl-Blosn treu.

Hinterhältig in die Falle gelockt/ jeder Christenmensch ist total geschockt/ weg’n an heimtückischen Videodreh/ bin I jetzt Vizekanzler HC a.D. …

… singt sein Heinz-Christian Strache in dem Lied, das profil hier mit freundlicher Genehmigung von Well zur digitalen Aufführung bringen darf – und sorgt sich um seine Reisefreiheit, denn:

Zwen’gs der russischen Oligarchin/ giftet meine Frau mich an/ die lasst mi garantiert nie mehr/ aloan noch Ibiza fahrn./

Ob sich Dominik Nepp oft auf den Balearen aufgehalten hat, ist unbekannt. Allerdings wurde der Wiener FPÖ-Vizebürgermeister durch die Ibiza-Affäre unversehens zum Wiener FPÖ-Chef – als solcher kam ihm sein Mentor Johann Gudenus nämlich abhanden. Wer Nepp ist, woher er kommt und was er will, können Sie in einer Geschichte von Clemens Neuhold und Jakob Winter im gedruckten profil lesen, das auch als E-Paper zu erwerben ist.

Die (wohl sehr realitätsnahe) Einschätzung des Klagelied-Straches über das Video teilt Nepp jedenfalls: Es sei ein „politischer Auftragsmord“ gewesen, sagt er in der Geschichte.

Brigitte Ederer sieht das naturgemäß völlig anders: „Mein erster Gedanke war: Das kann nur ein Fake sein“, erinnert sich die ehemaligen Siemens-Spitzenmanagerin und SPÖ-Politikerin im Interview mit Edith Meinhart: „Wie ich mitbekommen habe, das ist Realität, habe ich mich gefragt: Wie kann man sich so verstellen? Auf dem Video sieht man Strache so, wie er wirklich ist, in all seiner Großmannssucht.“

Als solcher – ein Großmannssüchtiger nämlich – könnte sich HC Strache zumindest damit trösten, dass sein Sturz internationale Beachtung gefunden hat. Oder, um es mit dem Klagelied von Hans Well zu sagen:

Mit Hohn und Spott werd’ ich bedacht/ Sogar in Ouagadougou wird jetzt über mi g’lacht.

In diesem Sinne: Hören Sie sich das an. Und lachen Sie auch!